Zusammenfassung
In unseren Gesprächen mit Akteuren des Wellness–Sektors war oft die Rede von der „Jobmaschine“, die einen zunehmenden Output an Arbeitsplätzen hervorbringt, eine Umschreibung einer einmal in Gang gesetzten, scheinbar unaufhaltsamen Dynamik, die mit der zunehmenden Nachfrage nach Wellness–Dienstleistungen begründet wurde. Eine solche Dynamik wurde in den letzten Jahrzehnten dem Markt für IT–, Software– und Internetexperten zugeschrieben und wird aktuell für den Markt für Gesundheits– und Pflege– Dienstleistungen prognostiziert (vgl. Berkermann 2007; Hilbert 2008; Die Bundesregierung 2008; Goldschmidt/Hilbert 2009) [3], [14], [7], [10]. Das Beispiel der IT–Dienstleister, zeigt sowohl, dass eine Institutionalisierung von qualifizierten Abschlüssen ein langwieriger Prozess ist, als auch, dass der Erwerb und die Anerkennung spezialisierten Expertenwissens stark von ökonomischen und politischen Rahmenbedingen (wirtschaftliche Nachfrageimpulse, staatliche Steuerungsinstanzen, Verbände) abhängig sind. Diese Rahmenbedingungen sind im Wellness–Sektor als Teil der Gesundheitsdienstleistungen weitaus unschärfer zu bestimmen und in ihrer Dynamik schwerer einzuschätzen als im IT–Bereich, obwohl offene Zugangswege, ungeschützte Berufsbezeichnungen und vielfältige, relativ kurze Bildungs– und Weiterbildungsangebote an die Frühzeiten der IT–Entwicklung erinnern. Ist der Wellness–Bereich durch die Anwendung eines spezialisierten Expertenwissens im Feld der personenbezogenen Dienstleistungen gekennzeichnet, das sich in beruflichen Schneidungen, exklusiven Zugangs– und Karrierewegen niederschlägt und werden damit Voraussetzungen einer Professionalisierung erfüllt? Die nachfolgenden Ausführungen beleuchten die Rahmenbedingungen und gehen im Lichte der empirischen Ergebnisse des SOFI Projekts auf die Kompetenz– und Qualifikationsentwicklung ein.
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Literatur
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Kalkowski, P., Paul, G. (2012). Hochwertige Dienstleistungen für die Job–Maschine Wellness?. In: Reichwald, R., Frenz, M., Hermann, S., Schipanski, A. (eds) Zukunftsfeld Dienstleistungsarbeit. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-3852-7_12
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