Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die Umstände der Entsendung des chinesischen Ingenieurs Herrn Li Si (CB4) in ein deutsches Unternehmen anhand seiner eigenen Darstellung der Entsendung betrachtet. Das erste von zwei Interviews fand elf Monate nach dem Eintreffen Lis in Deutschland statt, das zweite etwa ein Jahr später, kurz vor Lis Rückkehr zum Mutterkonzern nach China. Zum besseren Verständnis der Gesamtsituation wird zunächst eine Einführung in die Umstände der Entsendung gegeben (7.1.1).
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Notes
- 1.
Gemäß der chinesischen Namensschreibweise steht der Nachnahme zuerst. Herr Li Si ist also Herr Li, Herr Zhang Yi ist Herr Zhang. In dieser Arbeit wird die Anredeform (Herr/Frau) der Befragten jeweils einführend zur Orientierung der Lesenden verwendet und entfällt im Anschluss, wenn nicht die damit zugleich benannte Geschlechterkategorie hervorgehoben werden soll. Aus ‚Herr Zhang’ wird also ‚Zhang’, aus ‚Frau Schmitz’ wird ‚Schmitz’.
- 2.
Die deutschen Manager solcher Merger schwärmen mitunter davon, dass die Chinesen, anders als die Amerikaner, bei einer Übernahme die Führungsebene des Unternehmens nicht auswechselten (Fichter et al. 2013).
- 3.
Da mit den Ingenieuren jeweils zwei Interviews geführt wurden, verweist das Kürzel CB4-1 hier auf das erste von zwei Interviews mit Li. Die Angabe in den eckigen Klammern sind Satznummerierungen, die zur besseren Nachvollziehbarkeit bei der Übersetzung der chinesisch-sprachigen Interviews in die Transkripte eingefügt wurden.
- 4.
Das zeigt auch, dass Li in der Auslandsentsendung eine Karrierechance sieht. Bei deutschen Expatriates ist die Einstellung gegenüber Entsendung deutlich verhaltener. Die ‚Erwartung von Nachteilen für die eigene Karriere’ sind der vierthäufigste Ablehnungsgrund von Entsendungen (vgl. Ganter 2008: 14). Bei den deutschen Interviewten in meinem Sample wurde die Entsendung niemals als Karrierechance beschrieben, die bessere Zukunftsaussichten ermögliche.
- 5.
Eine nicht unwesentliche Rolle könnte auch der finanzielle Anreiz einer solchen Entsendung gewesen sein, der durch die unterschiedliche Bezahlung der Angestellten in Deutschland und in China zustande kommt. Allerding spricht Li dieses Thema nicht an.
- 6.
Tatsächlich trifft Li damit ziemlich genau den Diskurs, der in den deutschen Medien über chinesische Direktinvestitionen geführt wird, vgl. Kap. 1.
- 7.
Der so genannte ‚indirekte Kommunikationsstil’ der Chinesen wird ausführlich in der Forschung und in den Business-Ratgebern behandelt (z.B.: Günthner 1993; Chee/West 2006).
- 8.
Das soziale Sicherungssystem der Volksrepublik China (‚Zhongguo shehui baozhang zhidu’) ist in einem beständigen Ausbau begriffen. Erhebliche Unterschiede im Anspruch auf Leistungen bestehen dennoch weiterhin zwischen Stadt und Land sowie zwischen abhängig und unabhängig Beschäftigten (vgl. Stepan 2014).
- 9.
In Deutschland sind „familiäre Gründe“ die häufigste Ablehnungsursache von Entsendungen (vgl. Ganter 2008: 14). Bei längeren Aufenthalten werden Expatriates aus Deutschland in der Regel mit Familie entsandt.
- 10.
Dabei spielt das Interviewsetting wahrscheinlich keine unwesentliche Rolle. Immerhin ist der Interviewer Deutscher und sitzt dem jeweiligen chinesischen Befragten gegenüber. In Hinsicht auf ‚soziale Erwünschtheit’ sind die Interviewten dann aber auch erstaunlich offen und kritisch in ihren Äußerungen über ‚die Deutschen’.
- 11.
Mangong chu xihuo (忙工出细活).
- 12.
Dieser Aspekt wird innerhalb der Kulturdimensionen nach Hofstede (1980) mit dem Konzept der Machdistanz erfasst. Im Rahmen der Kulturstandards wird solch ein Verhalten u.a. auf das konfuzianisch geprägte Autoritätsverhalten zurückgeführt (Thomas 2003; Lin-Huber 2001: 36 ff.).
- 13.
Diese Diskurse fanden beispielsweise auch Ausdruck in den nationalistisch ausgerichteten und vielzitierten China-kann-nein-sagen Büchern (Sausmikat 2004: 339).
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Dederichs, A. (2018). Entsandte eines chinesischen Unternehmens in Deutschland. In: Kulturelle Differenzierung in Wirtschaftskooperationen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20117-3_7
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