Zusammenfassung
In einem kleinen Korreferat möchte ich lediglich darauf aufmerksam machen, dass die Kriterien, die unter dem Titel »Musik für Leser« zu verhandeln waren — das Ineinandergreifen von textlichen und musikalischen Strukturen, das gerade deswegen so heikel ist, weil beide in verschiedener Weise Zeit artikulieren — auch dann funktionieren, wenn man sie missachtet, bzw. nichts von ihnen weiß.2 Das könnte verdeutlichen, dass es sich nicht um Kriterien handelt, die man nur am gelungenen Kunstwerk in der Rückschau analysierend aufweisen, sondern um solche, die man auch gleichsam »bei der Arbeit« beobachten kann, wenn sie im Rücken des ahnungslosen Komponisten zum Misslingen seines Vorhabens beitragen. Sie besitzen eine Eigenmächtigkeit, derer man sich versichern sollte; so sollte etwa der Komponist zuerst »Leser« sein. Ich sage ausdrücklich, was ich nicht beabsichtige: Weder stelle ich einen weiteren Liedkomponisten vor, dessen Produktion auf Grund von Eigenheiten, die in einem gänzlich anderen Diskurs zu erläutern und zu verstehen wären, als misslungen bezeichnet werden darf, noch möchte ich eine Bewertung nach »gut« und »schlecht« suggerieren. Die Kategorie des Misslingens hat in diesem speziellen Zusammenhang eine andere, sacherhellende Funktion, und allein darauf kommt es an.
Der Vortragsstil wird unverändert übernommen.
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Traub, A. (2002). Vom Misslingen. In: Günther, G., Nägele, R. (eds) Musik in Baden-Württemberg. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02893-8_6
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