Zusammenfassung
Das Kernziel dieser Arbeit besteht darin, die Beiträge der deutschen Präsenzbörsen zur Informationsverarbeitung am Gesamtmarkt für deutsche Aktien zu quantifizieren. Diese für die Gestaltung einzelner Börsen sowie einer nationalen Börsenstruktur wichtige Frage wird in einer empirischen Studie anhand von Marktergebnisdaten des deutschen Aktienmarkts über Preise und Volumina beantwortet. Nachfolgend wird diese Problemstellung begründet und die Beiträge dieser Arbeit zur Analyse der Preisfindung an Wertpapiermärkten werden erläutert.
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Literatur
Die acht Parkettbörsen befinden sich in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, München und Stuttgart. Der Zugang zum elektronischen Handelssystem IBIS (Integriertes Börsenhandels- und Informationssystem) ist ortsungebunden. Der Handel der 30 im Deutschen Aktienindex (DAX) enthaltenen Aktien über IBIS ist seit dem 5. April 1991 möglich; später wurden weitere Titel hinzugenommen.
Vgl. Walter (1992).
Zum Einfluß der zu verschiedenen Epochen verfügbaren Kommunikationstechnologien auf die Preisfindung vgl. Garbade/Silber (1978).
Von einem Markt mit mehreren Börsen bzw. einer verteilten Börsenstruktur soll immer dann gesprochen werden, wenn an zwei oder mehr Börsen ein identisches Wertpapier gehandelt wird oder wenn an diesen Börsen verschiedene Wertpapiere gehandelt werden, und wenn deren Preise in einer theoretisch bestimmbaren Relation zueinander stehen. Das bedeutet auch, daß die in Betracht kommenden Börsen nicht im gleichen Land beheimatet sein müssen.
Die Existenz dieser Potentiale hängt davon ab, daß die jeweiligen Märkte nicht vollständig korreliert sind. Das konkrete Ausmaß der zusätzlichen Diversifikationserfolge wird dann durch die Marktkapitalisierung und die aggregierten Risikoeinstellungen am jeweiligen nationalen Markt bestimmt. Vgl. Alexander/Eun/Janakira-Manan(1987), S. 157.
Vgl. Wheatley (1988), Alexander/Eun/Janakiramanan (1987), S. 155.
Vgl. Z. B. Marcus/Solberg/Zivney (1991), Grauer/Hakkansson (1987), Reints/Vandenberg (1975).
Ob Emittenten mit zusätzlichen Notierungen, z. B. an Auslandsbörsen, ihre Kapitalkosten reduzieren können, ist eine empirische Frage, die bisher nicht einheitlich beantwortet wurde; vgl. z. B. die Ergebnisse bei Khan et al. (1993), Baker/Edelman (1992), Cowan et al. (1992), Grammatikos/Papaioannou (1986), sowie für internationale Listings Christie/Huang (1994), Jayaraman/Shastri/Tandon (1993), Lee (1992) Howe/ Kelm(1987).
Technische Entwicklungen haben Unterschiede im Börsenzugang für Orders von Mitgliedern oder Nichtmit-gliedern, in der Handelspublizität und in der Abwicklung weitgehend eliminiert.
Vgl. die Diskussion um die Errichtung einer neuen Börse in Leipzig nach 1990 in O. Verf. (1993), Rudorf (1993), O. Verf. (1992). Das Bestreben von Landespolitikern, öffentlich-rechtliche Institutionen in ihrem Ein-flußbereich anzuhäufen, soll hier nicht näher diskutiert werden. Ihr Verhalten, möglicherweise aber auch wettbewerbsrechtliche Gründe, sorgt offenbar dafür, daß bisher keine nennenswerten Eingriffe in die Börsenlandschaft erfolgten.
Obwohl eine große Zahl von Autoren zugunsten einer Konsolidierung aller Orders argumentieren, kann keineswegs von einer einheitlichen Auffassung oder einer herrschenden Meinung gesprochen werden; vgl. z. B. Stoll(1993), Mendelson (1987), Giersch/Schmidt (1986), Cohen et al. (1982), Schmidt (1977).
Als Informationen gelten in diesem Zusammenhang nicht nur Neuigkeiten wie neue Aufträge, Veränderungen auf wichtigen Absatzmärkten, Wegfall von Konkurrenten, sondern insbesondere die bewertungsbezogene Interpretation dieser Neuigkeiten. Auch dann, wenn alle über die gleichen Informationen verfugten, wäre nicht unmittelbar mit Einigkeit über die richtige Bewertung dieser Informationen zu rechnen.
Zusätzlich gibt es für den Währungsmarkt empirische Anhaltspunkte, daß die Informationsverarbeitung räumlich verteilt stattfindet: Goodhart/Figliuoli (1988) finden anhand einer Analyse der Ursprungskennzeichen von Orders im Reuters-Handelssystem, daß neue Informationen oft zuerst von einem regionalen Zentrum ausgehend vom Markt verarbeitet werden.
Zu einer äquivalenten Schlußfolgerung kommen Easley/O’Hara (1992) mit einem Modell sequentiellen Handels und unsicheren Informationsereignissen.
Vgl. zu einer Systematik von Finanz- und Kapitalmärkten auch Baxmann/Weichsler (1991), sowie von Rosen (1989), S. 48–80.
Z. B. könnte man vermuten, daß der Handel an Optionsmärkten redundant ist, weil sich die Optionspreise aufgrund einer theoretischen Beziehung ausschließlich an den Preisen der Underlyings orientieren müßten; vgl. Easley/O’Hara/Srinivas (1994).
Die Bedeutung von Börsenmitgliedschaften als Vermögensgegenstand zeigen Mulherin/Netter/Overdahl (1991), Schwert (1977). Zum Wettbewerb von Börsen vgl. z. B. Stier (1994), Walgenbach (1990), Benston (1987), Clemons/Adams (1989), von Olenhusen (1983).
Zwar basiert die empirische Studie, die den Hauptteil dieser Arbeit ausmacht, auf einer Analyse von Einzelwerten. Unterschiede zwischen den Titeln erlauben Aussagen über die Informationsverarbeitung des Gesamtmarkts.
Vgl. Schmidt/Iversen/Treske (1993). Eine andere Studie unter Beteiligung einiger dieser Autoren basiert zwar auf Daten aller deutscher Aktienbörsen, hat jedoch keine Problemstellung mit Bezug zur Preisfindung; vgl. Schmidt/Oesterhelweg/Treske (1995). Weitere Studien haben sich mit den Unterschieden von elektronischem und Präsenzhandel auseinandergesetzt; vgl. Bühler/Grünbichler/Schmidt (1995), Gerke/Rapp (1994), Hauck (1993), Schmidt/Iversen/Treske (1993), Sopp (1993), Gerke (1992), Schüller (1992), O. Verf. (1991).
Eine andere Studie hat die wichtigsten Aktienindizes für den deutschen Markt auf die Existenz eines cointegrierten Zusammenhangs getestet, vgl. Scherer(1993).
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© 1997 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Kehr, CH. (1997). Einleitung. In: Preisfindung bei verteilter Börsenstruktur. Empirische Finanzmarktforschung / Empirical Finance. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97755-7_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97755-7_1
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag
Print ISBN: 978-3-8244-6564-4
Online ISBN: 978-3-322-97755-7
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