Siegfried Wagners symphonischer Erstling Sehnsucht

Zusammenfassung

Die Instrumentalmusik spielte in Siegfried Wagners Schaffen neben seinen 18 Opern eine nur periphere Rolle; lediglich sechs Werke reiner Instrumentalmusik sind aufzuführen, wenn man außer Acht lässt, dass viele der Vorspiele zu seinen Opern mit einigem Recht als eigenständige Werke in der Tradition der Symphonischen Dichtungen betrachtet werden können. Von seinen beiden Symphonischen Dichtungen, der 1894 vollendeten und ein Jahr später in London zur Uraufführung gebrachten Sehnsucht sowie dem fast 30 Jahre später entstandenen Glück hatte nur letztere eine bescheidene Wirkungsgeschichte. Glück war in den letzten Lebensjahren Siegfried Wagners häufiger auf Programmen selbst dirigierter Konzerte zu finden. Sehnsucht kam am 6. Juni 1895 in London im Rahmen eines von Siegfried selbst geleiteten „Grand Wagner Konzert“ in der Queens-Hall zur offiziellen Uraufführung.⁹⁹ Das Stück fand sowohl in der lokalen Presse als auch in der deutschen Fachpresse eine zurückhaltende Aufnahme. Wohl deshalb, und weil der Komponist selbst das Werk als unreif klassifizierte¹⁰⁰ spielte es für ihn später keine Rolle mehr. Nur eine weitere Aufführung im folgenden Jahr in München ist bekannt.¹⁰¹ Da das Autograph seit dem Kriegsende verschollen ist, galt das Werk seitdem als verloren, zumal auch von einer Drucklegung nichts bekannt war;¹⁰²erst 1979 fand sich eine gedruckte Version, so dass es 1981 zur Wiederaufführung des verschollen geglaubten Werkes kam.