Auszug
Der Text sammelt Notizen, die sich alle an eine Frage heften. Wie viel Geschichte braucht die Moderne? Und Geschichte sollte heißen Geschichtsschreibung. Wie viel „Geschichte“ muss man heute schreiben, wenn es sich um die Moderne dreht? Die Frage nach der Geschichte stellt sich, folgt man der Spur, in der die Moderne zeitlich verortet wird. Es gibt weniger ausgetretene Pfade, aber der ausgezeichnete Weg der Moderne führt ins 18. Jahrhundert. Die Moderne beginnt philosophisch mit der Durchsetzung der rationalen Methode und den empirischen Naturwissenschaften, politisch mit der Durchsetzung parlamentarischer Demokratien, ökonomisch mit der Industrialisierung, kulturtheoretisch mit der Autonomieästhetik, technisch mit einer publizistisch geschaffenen Öffentlichkeit, demographisch mit der Urbanisierung, die Moderne beginnt in Europa um 1800, plus minus.1
Vgl. stellvertretend Wehler (1987: 21ff.), Wehling (1992: 17), Wagner (1994: 3), Luhmann (1992: 119 ff.). Es geht hier in diesem Text um die Form der Darstellung, die Habermas die „kulturelle Moderne“ genannt hat in Absetzung zu den seit den 50er Jahren entwickelten Modernisierungstheorien, die eher normativ argumentieren (Habermas 11; vgl. zu den Modernisierungstheorien Zapf 32 f.).
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Fliethmann, A. (2007). Der Zufall der Moderne. In: Magerski, C., Savage, R., Weller, C. (eds) Moderne begreifen. DUV. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9676-9_20
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