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Ignoranz als Fessel und Garant von Freiheit

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Das Management der Ignoranz
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Auszug

An dieser Stelle wechsle ich vom deutschen Wort des Nichtwissens, dem die hoffnungsvolle Konnotation eines Noch-Nicht-Wissens anhaftet zum lateinisch geprägten Begriff der Ignoranz. Er ruft in der Regel heftige psychische Abwehrreaktionen hervor, was wohl damit zusammenhängt, dass moderne Identität sich häufig daraus definiert, was jemand weiß und kann (vgl. v. Krogh et al., 2000; 21). Horaz’ Aufruf: „Wage zu wissen“ beschreibt quasi das Programm der Aufklärung, sich selbst aus Fesseln der Tradition, des Vorurteils und eines dumpfen Fatalismus zu befreien. Daher ist nichts peinlicher als in Bezug auf Nichtwissen ertappt zu werden, als auf Wissbares beim Entscheiden verzichtet zu haben oder zu signalisieren, dass man in Bezug auf neu zu integrierendes Wissen über keine Basis verfüge, welche Akkomodation erlauben würde. Ignoranz wird daher nicht nur als Begriff abgelehnt, sondern im Kontext gesellschaftlicher Subsysteme geleugnet, vor sich selbst und vor Dritten, individuell und kollektiv. Diese Leugnung bringt Kosten mit sich. Daher spreche ich im Folgenden die Einladung aus, sich der Ignoranz positiv zuzuwenden. Damit wird sie markiert, wofür dieselbe Kontingenz und Intentionalität gilt wie für die Markierung der Seite des Wissens.

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Literatur

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(2006). Ignoranz als Fessel und Garant von Freiheit. In: Das Management der Ignoranz. DUV. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9261-7_5

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