Zusammenfassung
Die Unternehmensinsolvenz ist eine „janusköpfige“ Erscheinung. Zum einen sind Insolvenzen Ausdruck eines „funktionsfähigen marktwirtschaftlichen Sanktionssystems“ sie erfüllen eine Reinigungs- bzw. Selektionsfunktion und gewährleisten den notwendigen Marktaustritt nicht überlebensfähiger Unternehmen. Zum anderen wird durch die gegenwärtige Wirtschafts- und Finanzkrise, die spektakulären Zusammenbrüche von traditionsreichen Großunternehmen und die massiven staatlichen Eingriffe zu deren Vermeidung, schmerzlich verdeutlicht, dass Insolvenzen weit reichende, schädigende Auswirkungen auf Unternehmer, Kapitaleigner, Arbeitnehmer, Gläubiger oder Kooperationspartner haben, wie oftmals sogar für den Unternehmensstandort, die Wirtschaftsregion und die gesamte Volkswirtschaft. Wie die Insolvenzstatistik zeigt, ist die Anzahl insolventer Unternehmen jedoch nicht erst in der jüngeren Vergangenheit dramatisch angestiegen. Vielmehr ist die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland bereits seit Anfang der 1990er Jahre durch einen kontinuierlichen, „wellenförmigen“ Anstieg mit immer neuen historischen Höchstständen gekennzeichnet. Im Zeitraum von 1991 bis 1998 hat sich die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen wie auch die Anzahl der Gesamtinsolvenzen etwa verdreifacht. Während sich die Verfahrenszahlen rund um die Jahrtausendwende auf hohem Niveau (etwa 28.000 Unternehmensinsolvenzen) einzupendeln schienen, stieg die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in den fünf darauf folgenden Jahren nochmals um mehr als ein Drittel auf etwa 39.000 Fälle an. Wenngleich im Zeitraum 2004 bis 2007 ein erheblicher Rückgang zu verzeichnen war, werden in der Folge der seit Herbst 2008 andauernden Wirtschafts- und Finanzkrise eine neuerliche Trendwende und abermalige Insolvenzrekorde für die nächsten Jahre prophezeit. Insgesamt haben sich die Unternehmensinsolvenzen in den vergangenen knapp 20 Jahren mehr als vervierfacht, die Gesamtinsolvenzen sogar mehr als verzwölffacht. Das deutsche Insolvenzaufkommen weist seit vielen Jahren nach Frankreich den zweithöchsten Anteil am europäischen Insolvenzgeschehen auf. Die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen in Gesamtdeutschland seit Anfang der 1990er Jahre veranschaulicht Abbildung 1.
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Rindfleisch, H. (2011). Relevanz des Themas und Zielsetzung der Arbeit. In: Insolvenz und Rigidität. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-6146-4_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-8349-6146-4_1
Publisher Name: Gabler
Print ISBN: 978-3-8349-2708-8
Online ISBN: 978-3-8349-6146-4
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