Auszug
Das Dokument eines historischen Orts: der Boulevard du Temple in Paris, aufgenommen von einem der genialen technischen Pioniere des 19. Jahrhunderts. Die Prachtstraße war an diesem Tag des Jahres 1838 „von einer regen Menge erfüllt“, wie der Maler Louis Daguerre schreibt, doch auf seinem Bild ist nichts davon zu sehen. Denn der Erfinder der „Lichtgriffelkunst“ musste seine Glasplatte minutenlang belichten, so dass nur fixiert wurde, was vollkommen stillstand: Schornsteine, Häuser, Bäume. Die bewegten Teile der Szenerie - der Rauch über den Dächern, die Passanten, die Pferde und Droschken - haben auf dem Bild keine Spuren hinterlassen, mit einer Ausnahme. Links unten auf dem Trottoir, im hellen Sonnenlicht, steht eine kleine Gestalt, den rechten Fuß auf dem Boden, den linken auf dem Schemel eines Schuhputzers. Von den vielen flüchtigen Erscheinungen dieses Tages, dieses Orts, wurde sie allein festgehalten, schemenhafter Bote aus ferner Zeit, einziger Zeuge eines Augenblicks, der in die Geschichte eingegangen ist.
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Deubzer, H. (2005). Baulkultur: Magie und Identität des Ortes. In: Braun, H., Grömling, D. (eds) Forschungs- und Technologiebau. Entwurfsatlanten. Birkhäuser Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-7643-7671-0_4
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Publisher Name: Birkhäuser Basel
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