Zusammenfassung
Ein weiterer wichtiger Faktor im Zusammenhang mit der Teilnahme Österreichs am Prozess der europäischen Integration ist die Bereitschaft der österreichischen Bevölkerung, diesen Prozess politisch auch mitzutragen. Ausgehend vom berüchtigten Brief des damaligen Bundeskanzlers Alfred Gusenbauers und des SPÖ-Vorsitzenden Werner Faymann vom 25. Juni 2008 an den Herausgeber der „Kronen Zeitung“, Hans Dichand, den dieser in der Folge am 27. Juni 2008 auch veröffentlichte182, nahmen die Forderungen nach Abhaltung von Volksabstimmungen in Fragen der europäischen Integration immer mehr zu. In ihrem Brief forderten die SPÖ-Spitzenpolitiker ua verpflichtende Referenden in Österreich für weitere Vertragsänderungen sowie für den Beitritt der Türkei zur EU.183 Diese Forderung einer basisdemokratischen Konsentierung jedes weiteren Integrationsschrittes machte in der Folge in der österreichischen Parteienlandschaft die Runde und wurde immer wieder — zuletzt von der FPÖ im Zusammenhang mit dem Abschluss des Vertrages von Lissabon — anlassbezogen politisch instrumentalisiert.
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Literature
Kronen Zeitung vom 27. Juni 2008.
Vgl. Hummer, W. Der Brief an die „Kronen-Zeitung“, in: Wiener Zeitung vom 2. Juli 2008, S. 11 (Glosse Nr. 141).
Vgl. dazu Hummer, W. Die „Maßnahmen“ der 14 Mitgliedstaaten der Europäischen Union gegen die österreichische Bundesregierung. Die „EU-Sanktionen“ aus juristischer Sicht, in: Hummer/ Pelinka (Hrsg.), Österreich unter „EU-Quarantäne“ (2002), S. 49 ff.
BGBl. Nr. 735/1994; vgl. dazu vorstehend auf S. 45.
Vgl. dazu Hummer, W. Behinderung der Mitwirkung Österreichs an der Willensbildung in der EU — Die „Maßnahmen der Vierzehn“ gegen die österreichische Bundesregierung und ihre Konsequenzen, in: Hummer/ Obwexer (Hrsg.), 10 Jahre EU-Mitgliedschaft Österreichs. Bilanz und Ausblick (2006), S. 139 ff.
Text in: Hummer/ Pelinka (Fn. 184), S. 174 ff. (Dok. 5).
Text des „Weisenberichts“ in: Hummer/ Pelinka (Fn. 184), S. 388 ff. (Dok. 88).
Vgl. dazu BMaA (Hrsg.), Außenpolitischer Bericht 2000 (2001), S. 25 f.
Außenpolitischer Bericht der Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten, Benita Ferrero-Waldner, vom 19. Juni 2001 — Die Sanktionen der 14 EU-Mitgliedstaaten gegen Österreich, in: BMaA (Hrsg.), Außenpolitischer Bericht 2000 (2001), S. 26; Hummer/Pelinka (Fn. 184), S. 243 (Dok. 27).
Vgl. dazu Hummer (Fn. 186) S. 195 ff.
BGBl. 1976/432.
Vgl. dazu Hummer/ Pelinka (Fn. 184), S. 98 f.
Vgl. EuGH, verb Rs C-181/91 und C-248/91, Parlament/ Rat und Kommission, Slg 1993, I-3685 ff (3717 Rdnr 9 ff).
Beschluss des BVerfG vom 14. August 2001, 2 BvR 1140/00; vgl. Hummer/ Pelinka (Fn. 184), S. 99.
Fn. 44.
Hausensteiner-Obermayr, H. Nationaler Bericht Österreich, Eurobarometer 70. Die öffentliche Meinung in der EU, Herbst 2008.
Die Zukunft Europas, Befragung Februar-März 2006, Eurobarometer vom Mai 2006; http://www.europa.eu.int/comm/public-opinion/index-en.htm
Für die vielfältigen Aktivitäten der EU-Präsidentschaft Österreichs siehe Hummer, W. Österreich in der EU (1995–2005) — Bilanz einer zehnjährigen Mitgliedschaft, in: Hummer/ Obwexer (Hrsg.), 10 Jahre EU-Mitgliedschaft Österreichs. Bilanz und Ausblick (2006), S. 640 ff.
Vgl. Funke hat nicht gezündet, SN vom 6. Mai 2006, S. 2; Haller, Österreicher bleiben die größten EU-Skeptiker, in: Kurier vom 6. Mai 2006, S. 5.
BGBl. Nr. 735/1994.
Hausensteiner-Obermayr (Fn. 198).
Vgl. dazu Weißensteiner, N. EU-Skepsis nimmt langsam ab, in: Der Standard vom 11. September 2009; Weißensteiner, N. Österreicher verbinden EU mit Schlechtem, in: Der Standard vom 21. Jänner 2010.
Seit der EU-Erweiterung zum 1. Mai 2004 ist der österreichische Handelsüberschuss mit den MOEL um 51% gestiegen. 2005 gingen 12% der österreichischen Ausfuhren in dieMOEL und 9%der Einfuhren stammten von dort; vgl. dazu den Beitrag „51 Prozent plus bei Osthandel“, in: Der Standard vom 29./30. April/1. Mai 2006, S. 29.
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Hummer, W. (2010). Die Einstellung der Österreicher zur EU-Mitgliedschaft: Von der EU-Euphorie zur EU-Skepsis. In: Die Europäische Union — das unbekannte Wesen. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-0404-0_8
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