Skip to main content

Komplexität und Vereinfachung im Steuerrecht

  • Chapter
Gedächtnisschrift für Theo Mayer-Maly
  • 1288 Accesses

Zusammenfassung

Die Ursachen der Komplexität des Steuerrechts beruhen auf einem umfangreichen interdependenten, wahlrechtsintensiven und überdifferenzierten Vielsteuersystem. Theo Mayer-Maly hat sich bereits in seiner Antrittsvorlesung und danach mehrfach zur Rechtskultur geäußert1. Zur Überdifferenzierung tritt hinzu eine hohe, facettenreiche Änderungsgeschwindigkeit2 mit zahlreichen, nicht eingrenzbaren Risiken3. Auch Zyklen spielen eine Rolle, wie zB Wahlen, das Jahresende oder Urteilshäufungen. Trotz der allgemeinen Änderungsgeschwindigkeit erfolgt eine breite parallele Diffundierung der steuerlichen Information beim Adressaten oft nur relativ langsam. Gesetzesvorhaben werden namentlich im europäischen Kontext über Jahrzehnte diskutiert und dann kurzfristig hektisch verabschiedet. Das führt insgesamt zu schwach vorhersehbaren oder planbaren Steuerbelastungen; partiell kann von relativ steuerlicher Ungewissheit und Unsicherheit gesprochen werden. Die adressatenspezifischen Reaktionen können die Komplexität erhöhen oder auch zu Vereinfachungen beitragen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Vgl ua Mayer-Maly, Rechtskenntnis und Gesetzesflut (1969), in R. Marcic/ E. Mock/ F. M. Schmölz/ E. Weinzierl (Hrsg), Salzburger Universitätsschriften, Bd 6 (1955); ders, Gesetzeseffizienz und Rechtskultur (1995), inW. Mantl (Hrsg), Effizienz der Gesetzesproduktion. Abbau der Regelungsdichte im internationalen Vergleich (1995); vgl außerdem: M. J. Schermaier/J. M. Rainer/L. C. Winkel (Hrsg), Iurisprudentia universalis. Festschrift für Theo Mayer-Maly zum 70. Geburtstag (2002).

    Google Scholar 

  2. Vgl W. H. Wacker, Auswirkungen der steuerlichen Änderungsgeschwindigkeit auf die Unternehmensentscheidungen, Wist 1987, 287 ff.

    Google Scholar 

  3. Vgl zur steuerlichen Risikolehre W. H. Wacker, Verantwortung der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre für das Zukunftsprofil des Steuerberaters, in N. Herzig (Hrsg), Betriebswirtschaftliche Steuerlehre und Steuerberatung, Festschrift für Gerd Rose (1991), 111 ff; ders, Erfassung und Minimierung steuerlicher Risiken, in Jahrbuch für Betriebswirte 1981, 259 ff. Vgl außerdem K. Kaiser, Steuerberatung als Risiko-Management, (1995).

    Google Scholar 

  4. Vgl J. Dunsch, „Im globalen Dorf“. Das Weltwirtschaftsforum in Davos, FAZ, 02.02.1999, Nr 27, 17.

    Google Scholar 

  5. Vglua W. Bayer/ S. Erns, Die Zeitlichkeit des Steuergesetzes, BB 1986, 21 ff.

    Google Scholar 

  6. Vgl Paulus, Verbindungslinien zwischen altem und neuem Recht, FS für Mayer-Maly (Fn 1), 563 ff.

    Google Scholar 

  7. Vgl P. Quantschnigg, Vereinfachungen des Einkommensteuerrechts, in P. Fischer (Hrsg), Steuervereinfachung (1998), 135 ff.

    Google Scholar 

  8. Vgl Paulus, (Fn 6), 573.

    Google Scholar 

  9. P. Kirchhof, Steuervereinfachung, in W. Bühler/ P. Kirchhof/ F. Klein (Hrsg), Festschrift für Dietrich Meyding (1994), 12 ff.

    Google Scholar 

  10. Vgl zum „Management by Complexity“, H. W. Ahlemeier/ R. Königswieser ua (Hrsg), Komplexität managen. Strategien, Konzepte und Fallbeispiele (1998), 22 f.

    Google Scholar 

  11. Vgl Karl-Bräuer-Institut (Hrsg), Steuervereinfachung. Notwendigkeit, Grundlagen, Vorschläge, Heft 60, 1986, insbes 40 ff; vgl vor allem P. Kirchhof, Steuergleichheit durch Steuervereinfachung, in P. Fischer (Hrsg), Steuervereinfachung (1998), 9; ders, Der sanfte Verlust der Freiheit (2004); ders, Das Gesetz der Hydra. Gebt den Bürgern ihren Staat zurück! (2006); ders, Das Maß der Gerechtigkeit. Bringt unser Land wieder ins Gleichgewicht! (2009).

    Google Scholar 

  12. Vgl N. Herzig, Praktikables Steuerrecht aus betriebswirtschaftlicher Sicht, BB 2000, 1863 ff.

    Google Scholar 

  13. Vgl W. H. Wacker, Steuergerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit im Besteuerungsverfahren, in E. Schult/ T. Siegel (Hrsg), Betriebswirtschaftslehre und Unternehmenspraxis, Festschrift für Bernhard Hartmann, (1986), 169 ff.

    Google Scholar 

  14. Vgl ua K. Offerhaus, Einfacheres Steuerrecht ist gerechteres Steuerrecht, DSWR 1995, 200 ff.

    Google Scholar 

  15. K. Tipke, Es müsste heißen: Gerecht, einfach, niedrig, FAZ, 23.09.2009, 8.

    Google Scholar 

  16. W. Schön, Vermeidbare und unvermeidbare Hindernisse der Steuervereinfachung, StuW 2002, 25 ff.

    Google Scholar 

  17. Vgl ua BT-D 15/2745, 23.03.2004, 3.

    Google Scholar 

  18. BT-D 15/1548, 16.09.2003, 1.

    Google Scholar 

  19. B. Wigger, Warum einfach, wenn es kompliziert geht. Die Effizienz der Steuerpolitik im demokratischenWettbewerb, FAZ, 21.02.2004, 13.

    Google Scholar 

  20. J. Pinne, Steuerchaos und kein Ende, Stbg 1993, 485.

    Google Scholar 

  21. Vgl W. Dann, Steuerchaos in Deutschland — Komplizierung des Steuerrechts, StB 1993, 245.

    Google Scholar 

  22. Vgl Mayer-Maly, Rechtskenntnis und Gesetzesflut (Fn 1), 16 ff.

    Google Scholar 

  23. Karl-Bräuer-Institut des Bundes der Steuerzahler (Hrsg), Steuervereinfachung. Notwendigkeit, Grundlagen, Vorschläge, (1986). Vgl auch Deutsche Steuergewerkschaft (Hrsg), Steuergerechtigkeit durch Vereinfachung–keine Utopie. Blaubuch zur Lage der Steuerverwaltungen der Länder (1977).

    Google Scholar 

  24. Vgl Gutachten der Steuerreformkommission unter dem Vorsitz von Rudolf Eberhard, Bonn 1971, mit 1203 Seiten.

    Google Scholar 

  25. Vgl „Bericht der von der Finanzministerkonferenz am 22.4.1993 eingesetzten Arbeitsgruppe Steuerrechtsvereinfachung“ von Hinrich Swieter, Dezember 1993.

    Google Scholar 

  26. Vglua P. Fischer (Hrsg), Steuervereinfachung, im Auftrag der Steuerjuristischen Gesellschaft, (1998); K. Bizer, Steuervereinfachung und Steuerhinterziehung (2008); J. Lang, Steuerpolitik in der nächsten Legislaturperiode, Vortrag am 04.06.2009 in Saarbrücken; Ch. Gebhardt/M. Rose, Steuerforum Fulda. Ein neues Steuersystem für Deutschland. Bericht über die Konferenz zur Vereinfachung des deutschen Steuerrechts, StuW 2004, 84 ff.

    Google Scholar 

  27. Vgl. P. Kirchhof, Vereinfachung bringt Freiheit. Ein vergessenes Ziel der Steuerreform, FAZ, 22.5.1997, 15.

    Google Scholar 

  28. R. Maiterth, Karlsruher Entwurf zur Reform des Einkommensteuergesetzes, BB 2001, 1172.

    Google Scholar 

  29. Vgl D. Rumpf, arqus-Tagung Juli 2008 in Bielefeld.

    Google Scholar 

  30. Vgl hierzu ua H.-M. Korth, Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz, BilMog, in 47. Steuerfachtagung (Celle 2008), 311 ff. Vgl außerdem A. Moxter, Wege zur Vereinfachung des Bilanzsteuerrechtes, in Kirchof/Jakob/Beermann (Hrsg), Steuerrechtsprechung-Steuergesetz — Steuerreform, Festschrift für Klaus Offerhaus (1999), 619 ff.

    Google Scholar 

  31. Vgl H. J. Ault, Steuervereinfachung im internationalen Vergleich, in P. Fischer (Hrsg), Steuervereinfachung (1998); 107 ff; vgl zur Diskussion einer „basic tax reform: broad tax base, low rates“ K. Tipke, Einkommensteuer. Fundamentalreform, StuW 2/1986, 153 ff.

    Google Scholar 

  32. O.V., Summary, StuW 1985, 264 ff.

    Google Scholar 

  33. O.V., Hbl, 13.03.2001, 9.

    Google Scholar 

  34. Vgl die Vorgehensweise bei Konz, Franz: Konz, 27. Aufl, München 2011.

    Google Scholar 

  35. J. A. de Poisson, Pompadour, Oeuvres melées de Madame la Marquise de Pompadour. Memoires de Madame la Marquise de Pompadour, Teil I (1772), 153.

    Google Scholar 

  36. Rücksprache im Rahmen einer Vortragsveranstaltung im Eucken-Institut in Freiburg i. Br. am 13.07.2010.

    Google Scholar 

  37. Vgl S. Mayr, Neuerungen im italienischen Steuerrecht 2010, IWB 2010, 131 ff.

    Google Scholar 

  38. Vgl H. Flick/ K. Randt (unter Hinweis auf die Erfahrungen in Österreich und Italien) Steueramnestie. Besser gar nicht als halbherzig, FAZ, 2002/2003, 23.

    Google Scholar 

  39. Vgl A. Deidda/ Ch. Grabbe, The Reform of the Italian Tax System, Intertax 2002, 307 ff, hier 314.

    Google Scholar 

  40. Vgl IStR 13/2010, Länderbericht, 60.

    Google Scholar 

  41. Vgl D. Kischel, Übersicht über das Steuerrecht Zyperns, IWB 3/2010, 87 ff.

    Google Scholar 

  42. Vgl hierzu auch die 2005 eingeführte Gruppenbesteuerung; vgl F. Althuber/ M. Mang, Ausgewählte Fragen zur neuen Gruppenbesteuerung in Österreich, IWB, Gruppe 2, 2004, 607 ff.

    Google Scholar 

  43. Vgl zur internationalen Steuerplanung: W. H. Wacker, Steuerplanung im nationalen und transnationalen Unternehmen (1979).

    Google Scholar 

  44. Vgl R. Zielke, International Tax Planning with Tax Havens (2010).

    Google Scholar 

  45. Vgl B. Schmitt, Übersicht über das Steuerrecht Ungarns, IWB, Ungarn, Gruppe 2, 2004, 103. Vgl auch IWB 3/2010, 57 ff.

    Google Scholar 

  46. Vgl o.V., „Steuerrevolution im Osten“, FAZ, 26.11.2003, 16; vgl auch: o.V., Niedrige Steuersätze sollen Investoren anlocken, in Mittel-und Osteuropa ist ein Wettkampf um Steuersenkungen entbrannt, FAZ, 25.01.2005, 12.

    Google Scholar 

  47. Vgl hierzu auch Th. Waigel, DStV-Forum, Stbg 1993, 486.

    Google Scholar 

  48. Vgl hierzu W. H. Wacker, Stand und Entwicklungsperspektiven der europäisierten Umsatzsteuer, in Steuerrechtsprechung — Steuergesetz — Steuerreform, Festschrift für Klaus Offerhaus (1999), 969 ff.

    Google Scholar 

  49. Vgl J. Langua, Kölner Entwurf eines Einkommensteuergesetzes (2005).

    Google Scholar 

  50. Vgl auch den aktuellen „Vorschlag einer kommunalen Einkommen-und Körperschaftsteuer“ des DWS-Instituts 2010.

    Google Scholar 

  51. J. Bertl/ G. Heidinger/ W. Kögelberger/ H. Kofler/ G. Lehner, Steuermodell Österreich, in Fachsenat für Steuerrecht der Kammer derWirtschaftstreuhänder (Hrsg), „Steuermodell Österreich. Konzept für ein Gerechtes Steuersystem in Österreich“ (1/1999).

    Google Scholar 

  52. Vgl hierzu ua J. Hey, Perspektiven der Unternehmensbesteuerung in Europa, StuW 3/2004, 193 ff.

    Google Scholar 

  53. Vgl zur „Bedeutung steuerrechtlicher Prinzipien für die Rechtssetzung und Rechtsanwendung“: J. Hey, Vortrag Duisburg 2010, 18.

    Google Scholar 

  54. Vgl ua Antrag in BT-D 14/5337, 14.02.2001: Steuerrecht vereinfachen — Schaumweinsteuer abschaffen; BT-D 15/2566, 01.03.2004.

    Google Scholar 

  55. Vgl hierzu D. Hilgers/ I. Holly, Die Verfassungskonformität des Solidaritätszuschlags, DB 2010, 1419 ff.

    Google Scholar 

  56. Vgl hierzu: W. H. Wacker/ S. Seibold/ M. Oblau, Steuerrecht für Betriebswirte (2000); dies., Lexikon der Steuern2 (2005).

    Google Scholar 

  57. Vgl P. Kirchhof, Interview des Monats, Der Steuerzahler 04/2010, 98 f.

    Google Scholar 

  58. Vgl S. F. Seeger, Das deutsche Steuerrecht zu Beginn des 21. Jahrhunderts — Notwendige Reformen aus Sicht der Finanzgerichtsbarkeit, DStR 1/2000, 10 ff.

    Google Scholar 

  59. Vgl zu den Unter-und Obergrenzen der Gesamtsteuerlast P. Kirchhof, Besteuerung im Verfassungsstaat, insbes 50 ff; vgl außerdem B. Dehne, Ober-und Untergrenzen der Steuerbelastung in europäischer Sicht, inW. H.Wacker/G. Förster (Hrsg), Schriften zur Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre, Bd 44, 2004; G. Rose, Die Finanzgerichte und der Halbteilungsgrundsatz, DB 1998, 1.

    Google Scholar 

  60. Vgl Mayer-Maly, Rechtskenntnis und Gesetzesflut (Fn 1), 37.

    Google Scholar 

  61. Vgl H. Vinken, Steuerberater fordern weniger Bürokratie, FAZ, 10.3.2010, 13.

    Google Scholar 

  62. Vgl M. Müller, Abschied von der Grundsteuer, FAZ, 27.08.2010, 41.

    Google Scholar 

  63. Vglua H. Grürmann, Zu den notwendigen Veränderungen im Steuerrecht: Der steuerberatende Beruf vor den Herausforderungen der Zukunft, in M. Hebig/ K. Kaiser/ K.-D. Koschmieder/ M. Oblau (Hrsg), Aktuelle Entwicklungsaspekte der Unternehmensbesteuerung, Festschrift für Wilhelm H. Wacker (2006), 485 ff; vgl außerdem die zahlreichen Vorschläge von Ministerien, Parteien, Verbänden, Kammern und Kommissionen in Deutschland (2010); vgl auch die konkreten Vorschläge für das deutsche Steuersystem von Jenzen, H. und Gläser, S. C.: Der Mannheimer Katalog — 18 Vorschläge zur Steuervereinfachung, DStR 2010, Beihefter zu Heft 50, 89 ff.

    Google Scholar 

  64. Vgl parteiübergreifendes Lob für Weimars Steuerpläne. Auch die Opposition erkennt Gutes in Vorschlägen zur Vereinfachung des Einkommensteuerrechts, FAZ, 07.04.2010, 38.

    Google Scholar 

  65. Vgl U. Albert, Überlegungen zur Vereinfachung im Lohnsteuerrecht, FR 7/2002, 373 ff.

    Google Scholar 

  66. Vgl Ch. Ries, Einführung einer GKKB in der EU, IWB 2010, 210 ff; vgl zum Verfahrensstand: Spengel/Oestreicher, DStR 2009, 773: Gemeinsame (konsolidierte) Körperschaftsteuerbemessungsgrundlage in der EU und Umsetzungsfragen. Vgl außerdem: Wellisch, Maßstäbe zur indirekten Gewinnaufteilung im Rahmen einer neuen Konzernbesteuerung in der EU: Möglichkeiten und Grenzen, StuW 2004, 267.

    Google Scholar 

  67. Vgl ua Finanzgericht Rheinland-Pfalz: Manche Vordrucke sind ein „Buch mit sieben Siegeln“. Formulare müssen verständlich sein, Hbl 24.08.1999, 4; „Laien können die Steuerformulare nicht mehr verstehen“, Hbl 06.08.1996, Urteil des FG Düsseldorf. Nach dem Koalitionsvertrag von 2009 sollen „die Steuererklärungsvordrucke und Erläuterungen verständlicher und anwendungsfreundlicher“ ausgestaltet werden. In Vereinfachungsvorschlägen aus 2010 wird sogar eine „papierlose Kommunikation“ zwischen Steuerverwaltung und Steuerbürgern angestrebt.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2011 Springer-Verlag/Wien

About this chapter

Cite this chapter

Wacker, W.H. (2011). Komplexität und Vereinfachung im Steuerrecht. In: Harrer, F., Honsell, H., Mader, P. (eds) Gedächtnisschrift für Theo Mayer-Maly. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-0001-1_33

Download citation

Publish with us

Policies and ethics