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Goethe in der Bergwerkskommission Sachsen-Weimar-Eisenachs

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Gedächtnisschrift für Theo Mayer-Maly
  • 1189 Accesses

Zusammenfassung

Mit dem traditionellen bergmännischen Gruß Glückauf garnierte Goethe also seine (ziemlich salbungsvolle) Rede, die er am 24. Februar 1784 etwas nach halb 9 Uhr des Morgens bei der Wiedereröffnung des Ilmenauer Bergbaues im Versammlungssaale des Posthauses, dem Quartier der Fürstlichen Herrn Kommissarien, hielt1. Die örtliche Prominenz geistlichen wie weltlichen Standes war vollständig erschienen und zeigte sich von den geheimrätlichen Worten tief beeindruckt2. Vor dem Hause hatten die Knappen mit klingendem Spiel und fliegender Fahne Aufstellung genommen. Fürsorglich hatte man die Rede gedruckt an sie verteilt. Dann ging es in die Kirche, wo Superintendent Jacoby eine eigene auf diesen Tag gerichtete Predigt hielt; und anschließend zog man in feierlichem Zuge unter Trompeten- und Paukenschall zum Platz des Neuen Johannes, des zu eröffnenden Schachts. Unter dreimaligen Glückauf!-Rufen der anwesenden Menge vollbrachte der Herr Geheimrat von Göthe den ersten Hieb mit der zierlich gearbeiteten bergmännischen Keilhaue, die ihm der Berggeschworene Schreiber präsentiert hatte. Nachdem auch vom Regierungsrat Voigt und einigen weiteren Honoratioren der erste Anhieb gleichmäßig vollführt worden war, rief der Geheimrat einen fröhlichen Knaben, der die Kinderfahne trug, zu sich und ließ ihn ebenfalls einen dreifachen Anhieb tun, um bei der Jugend dieser Feierlichkeit noch mehrern Eindruck zu verschaffen. Es sollte der Eifer für das wichtige Bergwerk auf die Nachkommenschaft fortgepflanzt werden. Als materielle Draufgabe erhielt der hoffnungsvolle „Jung-Knappe“ den Kux3 Nr 404 zum Andenken der Sache. Ein Empfang bei Goethe und ein Ball auf dem Rathause beschlossen den denkwürdigen Tag, dem lange und bittere Krisenjahre vorausgegangen waren4.

Es erfülltmich mit Freude, mit der folgenden, aus mancherlei Gründen leider nurrecht oberflächlichen Skizze in dieser Gedächtnisschrift vertreten zu sein. Mit Theo Mayer-Maly war ich seit den Anfängen meines Studiums 1954 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien auf vielfältige Weise verbunden. Später kamen uA die Zusammenarbeit in der Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (ZRG) und manche gemeinsame Aktivitäten im Rahmen der Kommission für Antike Rechtsgeschichte (KAR) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hinzu. Person und Werk Goethes haben ihn wie mich fasziniert. In seinen Studien zur Geschichte des Schatzfundes hat Theo Mayer-Maly auch das Thema Bergbau angerissen. Insofern besteht also eine Art entfernter „Wahlverwandtschaft“ zwischen ihm und meinem Beitrag.

Bergwerksanteil und Gewährschein darüber.

Beschreibung des Festaktes nach dem Bericht (oben Fn 2) und dem Protokoll der Bergwerkskommission vom 24. Februar 1784: AS I Nr 189, 462 ff.

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Literatur

  1. Grundlage der folgenden Darstellung von Goethes Tätigkeit in der Bergwerkskommission sind einige einschlägige Schriften, die im Folgenden angeführt werden, vor allem aber seine Amtlichen Schriften, die nun in einer modernen Ausgabe vorliegen: R. Kluge (Hrsg), J. W. Goethe, Amtliche Schriften, Teil I: Geheimes Consilium und andere bis zur Italienreise übernommene Aufgabengebiete; I. Schmidt/G. Schmidt (Hrsg), J.W. Goethe, Amtliche Schriften, Teil II: Aufgabengebiete seit der Rückkehr aus Italien, (1998 und 1999), 917 und 1238, 9 und 15 Abb, in Johann Wolfgang Goethe, Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche, 40 Bände. I. Abteilung, Sämtliche Werke, Bände 26 und 27). Im Folgenden zitiert: AS Teil Nr Für die Bergwerkskommission kommt vor allem Teil I in Betracht. Die insgesamt 236 einschlägigen Dokumente Nr 158–294, 357 ff; ein Kommentar zu den AS von I. Schmidt/G. Schmid im Anhang, 815 ff, zur Bergwerkskommission im Besonderen 831 ff. Vgl auch den Kommentar AS II, 1025 ff. Die Kommentare im Folgenden zitiert: AS Teil, Kommentar, — Die Tagebucheintragungen und Briefe werden im Folgenden zitiert nach: H. Reinhardt (Hrsg), J. W. Goethe. Das erste Weimarer Jahrzehnt. Briefe, Tagebücher und Gespräche vom 7. November 1775 bis 2. September 1786, in Johann Wolfgang Goethe, Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche, 40 Bände. II. Abteilung, Band 2), Deutscher Klassiker Verlag Frankfurt am Main1997, 1299 Im Folgenden zitiert: Briefe etc, Nr — Natürlich sind auch die unzähligen Goethe-Biographien mit Gewinn heranzuziehen. Eine Zitierung oder Aufzählung scheitert an der schieren Masse der Literatur.

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  2. Der Text der Rede im Bericht der Bergwerkskommission an die Öffentlichkeit vom 24. Februar 1784: AS I Nr 190, 464 ff. Im Zuge der frei gehaltenen Rede blieb Goethe bekanntlich überraschend stecken und sprach erst nach 20 oder (laut Eckermann) nach 10 Minuten weiter. Das brachte ihn aber keineswegs in Verlegenheit. Er blickte vielmehr fest und ruhig im Kreise seiner zahlreichen Zuhörer um her, die durch die Macht seiner Persönlichkeit wie gebannt waren, so dass während der langen, ja fast lächerlichen Pause jeder vollkommen ruhig blieb. Nun ja...? Der Grund für diesen Aussetzer ist nicht bekannt. Eine Schilderung des Vorfalls samt Erklärungsversuchen für den Blackout und mit Literaturangaben bei G. H. Müller, Goethe und die Steine, in K. Richter/ G. Sauder (Hrsg), Goethe. Ungewohnte Ansichten, in Annales Universitatis Saraviensis, Philosophische Fakultäten 17 (2001), 234 f. (Da jedoch die Rede gedruckt vorlag, muss man sich fragen, warum kein Exemplar zur Hand war, um dem Redner aus der Patsche zu helfen?).

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  3. Zur Geschichte des Ilmenauer Bergbaus vgl uA etwa K. Steenbuck, Silber und Kupfer aus Ilmenau. Ein Bergwerk unter Goethes Leitung. Hintergründe, Erwartungen, Enttäuschungen, in Schriften der Goethe-Gesellschaft 65, 1995. J. Voigt, Goethe und Ilmenau. Unter Benutzung zahlreichen unveröffentlichten Materials dargestellt. Mit 7 Handzeichnungen Goethes, 1 Karte, 1 Faksimile und 22 Bildbeigaben (1912). Auch Goethe hat im Mai 1781 eine Nachricht von dem ilmenauischen Bergwesen aufgesetzt, welche er am 1. Juni 1781 seinem Herzog in Berichtsform vorlegte: AS I Nr 162 und 163, 366 ff.

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  4. Vgl zu Bergrecht und Salinenverwaltung in Kursachsen am Ende des 18. Jhdt neuerdings H. Lück, „Studium chursächsischer Gesetze nam alle meine zeit weg“. Juristische Ausbildung und rechtspraktische Tätigkeit Friedrich von Hardenbergs, in ALL*TAGs*WELTEN des Friedrich von Hardenberg (Novalis), (2009), 41 ff.

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  5. Zu Beginn und Verlauf von Goethes amtlicher Tätigkeit in Sachsen-Weimar-Eisenach vgl etwa: W. Ogris, Goethe — amtlich und politisch, Schriftenreihe Niederösterreichische Juristische Gesellschaft 29/30, o J (1982), 64 (Literatur 63 f); Zweitabdruck: K. Lüderssen (Hrsg), Die wahre Liberalität ist Anerkennung. Goethe und die Jurisprudenz, Juristische Zeitgeschichte, Abt 6, Bd 2, 1999, 271 ff (mit Literaturnachtrag Stand 1999, 316 f). J. A. von Bradish, Goethes Beamtenlaufbahn (1937), (Darstellung mit Dokumenten). H. Bürgin, Der Minister Goethe vor der römischen Reise. Seine Tätigkeit in der Wegebau-und Kriegskommission (1933).

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  6. Bradish, Goethes Beamtenlaufbahn (wie Fn 11), Nr 6, 200 f.

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  7. Bradish, Goethes Beamtenlaufbahn (wie Fn 11), Nr 7, 201 ff.

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  8. 20 J. L. von Eckardt (1732–1800), Jurist, hatte sich schon vor seiner Berufung in die Bergwerkskommission mit einschlägigen Rechtsfragen beschäftigt. Anfang 1777 hatte er eine Erläuterung des hennebergischen Bergwerkregals, das Ilmenauer Bergwerk betreffend verfasst, die Goethe laut Tagebucheintrag am 4. Februar 1777 im Garten gelesen und unterschrieben hat: Briefe etc (wie Fn 1), 82, mit Kommentar 779, Nr 88. Vgl auch Bradish, Goethes Beamtenlaufbahn (wie Fn 11), 201 ff, Nr 7.

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  9. Sie fanden Verwendung vor allem in der Militär-und Finanzverwaltung. Schon J. Bodin hatte sie als ein vom herkömmlichen Amt verschiedenes Institut beschrieben. Vgl R. Babel, Art „Kommission“, in Enzyklopädie der Neuzeit, Bd 6 2007, Sp 982 ff. O. Hintze, Der Commissarius und seine Bedeutung in der allgemeinen Verwaltungsgeschichte, in F. Hartung (Hrsg), Otto Hintze, Staat und Verfassung. Gesammelte Abhandlungen3 (1970), 242 ff.

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  10. Seine Entfernung aus der Bergwerkskommission dürfte nicht ohne Zutun Goethes erfolgt sein. Zumindest findet sich in dessen Tagebuch ein Eintrag vom 15. Dezember 1778, der, auch wenn man derartige Äußerungen Goethes nicht immer auf die Goldwaage legen darf, an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt: Hundsföttisches Votum von K in der Berg(werks) Sache (Briefe etc, Nr 147, 153). Vgl Bradish, Goethes Beamtenlaufbahn (wie Fn 11), 49.

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  11. 1744–1819. Nach juristischen Studien in Jena 1764 Hofadvokat und Akzessist in der fürstlichen Bibliothek, 1769 als Nachfolger seines Vaters Amtmann in Allstedt, 1777 Regierungsrat cum voto in Weimar, 1783 Leiter des Fürstlichen Archivs, 1788 unter Beibehaltung der bisherigen Ämter Sitz und Stimme im Kammerkollegium, 1791 Assistenzrat mit Sitz und Stimme im Geheimen Consilium, 1816 Vorsitz im Staatsministerium (eine Art Ministerpräsident). Voigt führte während Goethes Italienaufenthalt die Ilmenauer Angelegenheiten praktisch in eigener Regie, hielt aber den Geheimrat in allen wichtigen Angelegenheiten auf dem Laufenden. Daraus erwuchs eine Partner-und bald auch Freundschaft zwischen den beiden, die sich im amtlichen wie im privaten Bereich bis zu Voigts Tod am 22. März 1819 bewährte. Vgl K.-H. Hahn, Politisches Amt und Landesverwaltung, in K.-H. Hahn (Hrsg), Goethe in Weimar (Zürich und München 1986), 111 f.

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  12. Übrigens nicht nur in der Bergwerkskommission! Auch in vielen anderen Kommissionen, etwa der Ilmenauer Steuerkommission, und in sonstigen Aufgabenbereichen waren die Brüder Voigt fachkundige, loyale und integere Mitarbeiter Goethes: vgl dazu ausführlich H. Tümmler, Goethe, der Kollege. Sein Leben und Wirken mit Christian Gottlob von Voigt (1970), 261, 20 Abb.

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  13. 1752–1821. Er hatte sich an der Bergakademie Freiberg für das Amt ausgebildet, offenbar auf Kosten des Herzogs. 1789 avancierte er zum Bergrat. In Freiberg hatte 1797–99 auch Friedrich von Hardenberg seine bergrechtliche Ausbildung erhalten: Lück, wie oben Fn 6, Anm45.

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  14. Vgl dazu den oben Fn 2 zitierten Aufsatz von Müller, Goethe und die Steine, 223 ff.

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  15. Dazu zählten etwa die Landstraßenbesserung und die Stadtpflasterung in Weimar, später noch die Erfurter und Jenaer Chausseebauten sowie die Ausbesserung der Ilmenauer Nürnberger Straße. Vgl Bradish, Goethes Beamtenlaufbahn (wie Fn 11), 55 ff. Aktenstücke AS I Nr 295 ff, 707 ff; vor allem aber: Bürgin, Der Minister Goethe (wie Fn 11), 1 ff.

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  16. Dazu etwa Bürgin, Der Minister Goethe (wie Fn 11), 111 ff.

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  17. Kalb war 1782 von seinem Amt als Kammerpräsident unter nicht ganz geklärten Umständen abberufen. Worden. Grund: die schlechte Finanzlage im Allgemeinen, in concreto jedoch der (wohl nicht unbegründete) Verdacht auf Unterschlagungen und sonstige Malversationen. Vgl dazu Hahn, Politisches Amt und Landesverwaltung (wie Fn 25), 110.

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  18. Bradish, Goethes Beamtenlaufbahn (wie Fn 11), 51.

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  19. Bradish, Goethes Beamtenlaufbahn (wie Fn 11), 51 f.

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  20. Vgl dazu Bürgin, Der Minister Goethe (wie Fn 11), 78.

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  21. Zum Augiasstall um den Steuereinnehmer Gruner vgl etwa Ogris, Goethe — amtlich und politisch (wie Fn 11), 21 f.

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Ogris, W. (2011). Goethe in der Bergwerkskommission Sachsen-Weimar-Eisenachs. In: Harrer, F., Honsell, H., Mader, P. (eds) Gedächtnisschrift für Theo Mayer-Maly. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-0001-1_24

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