Zusammenfassung
Das stereotype Gerede von den „Volksparteien“, vom Volkspartei-Typus und „Volksparteiensystem“ usw., sei es im positiven, affirmativen Sinne, sei es im negativen Sinne, führt in der Parteienforschung und -lehre nicht mehr weiter. Entweder müssen bisherige theoretisch-analytische oder typologische Ansätze gründlich reformuliert werden oder, besser noch, Anstrengungen zur Entwicklung einer neuen soziologischen (Teil-) Theorie der Großpartei im Sinne einer Theorie mittlerer Reichweite entfaltet werden. Die bis zur gebetsmühlenmäßigen Stupidität nach diesem oder jenem Muster wiederholten Formeln über Struktur und Funktion der „Volkspartei“ oder der „Volksparteien“/„Volkspartei“-Varianten erwecken den falschen Eindruck, daß die bisher entwickelten Konzepte der „Volkspartei“ in sich schlüssig ausgereift seien und sich empirisch-analytisch „bewährt“ hätten. Die Entwicklung einer empirisch-gehaltvollen soziologischen (Teil-)Theorie der Großpartei in westlichen Industriegesellschaften mit einer parteiendemokratisch geprägten Herrschaftsorganisation scheint mir dringend geboten. In der Bundesrepublik läuft die Parteienforschung und -lehre sonst Gefahr, weiterhin auf der Stelle zu treten. Das reale Phänomen Großpartei von heute ist wahrscheinlich dem alten Phantom „Volkspartei“, so wie es gegenwärtig in der Parteienforschung und -lehre gesehen und dargestellt wird, längst davongeeilt. Die wissenschaftliche Reflexion und theoretisch-systematisch geleitete Analyse hinken bekanntlich sowieso immer hinterher.
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Mintzel, A. (1984). Abschied von einem Phantom. In: Falter, J.W., Fenner, C., Greven, M.T. (eds) Politische Willensbildung und Interessenvermittlung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14338-3_5
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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