Zusammenfassung
Vertrauen wird in der zeitgenössischen politischen Theorie als eine zentrale Voraussetzung von Demokratie angesehen. So konzeptualisiert die Systemtheorie nach David Easton Vertrauen als eine Dimension diffuser Unterstützung, wodurch es zu einer wichtigen Determinante der Persistenz politischer Systeme werde. Im zivilgesellschaftlichen Diskurs wird Vertrauen als wichtige Grundlage der Kooperation der Bürger auf horizontaler Ebene im vorpolitischen Bereich diskutiert. Vertrauen besitzt damit Autoren wie Robert D. Putnam zufolge einen positiven Einfluss auf die demokratische Performanz. Der positive Zusammenhang von Demokratie und Vertrauen ist jedoch weder selbstverständlich noch selbst evident, wie Warren betont. So ist in der liberal-pluralistischen Tradition der Fluchtpunkt demokratischer Hoffnung gerade nicht Vertrauen, sondern dessen Antipode, Misstrauen. Um den Versuchungen des Machtmissbrauches zu widerstehen, bzw. faktische Missbräuche zu ahnden, sollte die Gemeinschaft der Bürger sowohl dem politischen System als auch den Amtsinhabern misstrauisch gegenüberstehen. Vor diesem Hintergrund kann Sztompka zwei paradoxe Konstellationen diagnostizieren, die für ihn quasi „genetisch“ in die liberalen Demokratien des Westens eingewoben sind. Erstens basiert Demokratie — dessen ist sich dieser Strang der Ideengeschichte spätestens seit Lockes Two Treatises of Government bewusst — zwar entscheidend auf Vertrauen, sichert ihre Persistenz jedoch damit ab, dass sie Misstrauen institutionalisiert.
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Schaal, G.S. (2004). Vertrauen und Demokratie. In: Vertrauen, Verfassung und Demokratie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-12436-8_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-12436-8_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-14253-1
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