Zusammenfassung
„Diese neuen Körperschaften“, schreibt Hannah Arendt über die frühen Gemeindegründungen der amerikanischen Siedler, „waren tatsächlich ‚politische Gesellschaften‘ und ihre große Bedeutung für die Zukunft lag in der Schaffung einer öffentlichen Sphäre, die Macht genoss und Rechte für sich in Anspruch nehmen konnte, ohne jedoch die Souveränität innezuhaben oder zu reklamieren“ (Arendt 1990, S. 168). ähnlich überschwänglich wurden die regierungsunabhängigen Verbände, die in diesem Buch diskutiert worden sind, bis ungefähr Mitte der 90er Jahre als Ausdruck einer nicht-souveränen, aber einflussreichen Weltbürgergesellschaft gepriesen, bevor eine gewisse Ernüchterung einsetzte. Neue Organisationsmittel, der Geist der großen UN-Konferenzen, das Internet und die „Friedensdividende“ nach dem Ende des Kalten Krieges schienen den Boden zu bereiten für eine allmähliche übertragung demokratischer Prinzipien und Verfahren auf die Ebene internationaler Institutionen. Die Geschichte der neuen politischen Organisationen, für die man sich in diesen Jahren zu interessieren begann, zeigte zudem, das auch die Ideen der frühen Nichtregierungsorganisationen den Zeitgenossen „verrückt“ vorkamen. Warum also nicht auch heute das Unmögliche fordern, um morgen als hellsichtiger Pionier zu gelten?
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Referenzen
NGOs bilden in ihrer Gesamtheit keine „Wertgemeinschaft“ in dem Sinne, dass eine „Orientierung an gemeinsamen Zielvorstellungen“ (Honneth 1993) oder gar ein emotional unterfütterte Gemeinsamkeitsglaube problemlos gegeben wäre. Vgl. hierzu auch die empirischen Befunde in Heins (2001, S. 306ff.).
Die Kehrseite der Bündelung von Staatsfunktionen außerhalb der Hülle des Nationalstaats ist die Auslagerung von Regierungsfunktionen an immer mehr quasi-autonome nichtstaatliche Regelungsinstanzen innerhalb der Staaten (QUANGOs). Dies ist jedoch ein anderes Thema (vgl. Grève et al. 1999).
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Heins, V. (2002). Bilanz und Ausblick: Politik im globalen Regierbarkeitsvakuum. In: Weltbürger und Lokalpatrioten. Lehrtexte Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11827-5_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11827-5_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3423-6
Online ISBN: 978-3-663-11827-5
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