Zusammenfassung
Grundlegendes Problemfeld dieser Arbeit ist die systemtheoretische Rekonstruktion und Analyse indirekter Steuerungsmechanismen insbesondere des wirtschaftlichen Kontextes. Wesentliche Voraussetzung einer (soziologisch-)systemtheoretischen Betrachtung ist die Fundierung indirekter Steuerung im sozialen Handeln der Akteure. Indirekte Steuerung wirtschaftlicher und sozialer Akteure konstituiert sich darin über die Bestimmgrößen des sozialen Handelns: das “Erleben” der handelnden Subjekte und deren “Orientierung” bzw. “Koordination” als Erfassung und Verarbeitung ihrer sozialen Umwelt über Systembildungen.
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Literatur
Zu “Objektivität” und “Wahrheit” vgl. BRAUN (1978) S. 194ff. SCHMIDT (1994) S. 23 argumentiert dazu radikalkonstruktivistisch und unter Bezug auf System/Umwelt-Theorie: “Damit wird die These von der Konstruktion von Wirklichkeit nicht nur als Konsequenz der Beobachterabhängigkeit gedeutet, sondern in die allgemeine These umformuliert, daß es genau so viele [sic!l Wirklichkeiten gibt, wie es Systeme gibt, die in der Lage sind, zu beobachten.” (H.i.O.).
MEYER (1989) S.156.
Vgl. GERHARDS (1985) S. 10 zum Zusammenhang von “Selektion” und “Ideologie” (“Angesicht der geringen Informationsverarbeitungskapazität des Menschen wird das Abdunkeln von Handlungsmöglichkeiten zur conditio sine qua non. Dies leisten Ideologien”).
MEYER (1989) S. 157. Zum Verhältnis von “Wahrheit” und “Ideologie” siehe auch GERHARDS (1985)
ff.
Vgl. z.B. DYLLIK (1989) S. 103f. (“liberaler Fundamentalismus”).
Vgl. KNYPHAUSEN-AUFSESS (1995) S. 41f. Dort stellt er auf einen Ideologiebegriff nach SHRIVA-STAVA (1986) ab, der die Verschleierung von Beobachterinteressen thematisiert.
Siehe z.B. CROZIER/FRIEDBERG (1979), BOSETZKY/HEINRICH (1980), KÜPPER/ORTMANN (1986) oder (1988): “In Organisationen tobt das Leben (...) sind sie in Wirklichkeit Arenen heftiger Kämpfe, heimlicher Mauscheleien und gefährlicher Spiele mit wechselnden Spielem, Strategien, Regeln und Fronten. Der Leim, der sie zusammenhält, besteht aus partiellen Interessenkonvergenzen, Bündnissen und Koalitionen [die wiederum ‘organisiert’ sein können, d. Verf.] (...)”.
Vgl. SCHMIDT (1991) S. 13 (“Grundzüge einer konstruktivistischen Kognitionstheorie”): “Das soll heißen, sie [die Erkenntnistheorie des Konstruktivismus als Kognitionstheorie] ersetzt die traditionelle epistemologische Frage nach Inhalten oder Gegenständen von Wahrnehmung oder Bewußtsein durch die Frage nach dem Wie und konzentriert sich auf den Erkenntnisvorgang, seine Wirkungen und Resultate.” (H.i.O.). SCHMIDT (1992) S. 9: “Diese Konstruktion beginnt und endet mit Wahrnehmen, Erfahren, Handeln, Erleben und Kommunizieren. Sie beginnt und endet kognitionstheoretisch gesehen mit dem Beobachter in der Gesellschaft, soziologisch gesehen mit dem Beobachten [Erleben, d. Verf.].”
Zum “Konzept der Komplexität” schreibt KNYPHAUSEN-AUFSESS (1995) S. 327 ganz “unkompliziert”: “’Komplexität’ ist ein Begriff, der in der Alltagskommunikation verwendet wird, um die Kompliziertheit und Unübersichtlichkeit eines Sachverhaltes zu bezeichnen (...). Im Wissenschaftssystem hat man vor allem in systemtheoretischen Konzepten versucht, hier zu präziseren Kontexten zu gelangen.”
Zur Beziehung von Radikalem Konstruktivismus und LUHMANNs Systemtheorie beachte man die Aussage von SCHMIDT (1992) S. 9f.: “So verwundert es z.B. nicht, daß Niklas Luhmann in seiner Systemtheorie, die seit einiger Zeit immer stärker mit George Spencer Browns Differenzlogik operiert, ganz ähnliche Denkmodelle entwickelt wie die Konstruktivisten, die eher mit biologischen, psychologischen und kybernetischen Annahmen argumentieren”, unter Verweis z.B. auf LUHMANN (1990) S. 9. Auch bei SCHMIDT (1993) S. 105 werden explizit empirische “Kognitionstheorie” (MATURANA et. al.), “Radikaler Konstruktivismus” (GLASERSFELD), “Systemtheorie” (LUHMANN) und “Unterscheidungslogik” (SPENCER BROWN) als Denkwurzeln des Radikalen Konstruktivismus bezeichnet.
Vgl. z.B. LORENZEN (1978) S. 15 zu “Dogmatik” versus “kritisches Denken”. versuchen, andere mit unseren Argumenten zu überzeugen, wir müssen uns einem nutzenorienuerten Ideenwettbewerb aussetzen.“12
SCHMIDT (1991) S. 38. Vgl. auch ebd. S. 72ff. (“Wichtig an diesen disziplinspezifischen Erfahrungen [des interdisziplinären Diskurses des Radikalen Konstruktivismus] scheint mir zu sein, daß (...) die ethischen Konsequenzen aus der Einsicht in die Konstruktivität und Subjektdependenz allen Wissens und aller Werte gezogen werden.” (H.i.O.).
Vgl. ULRICH (1984) S. 326ff., insb. S. 329.
Vgl. z.B. KORNWACHS (1993) Sp. 1060 (Man könne die “Systemtheorie als deskriptives Instrumentarium (...) dazu benutzen, Objekte, Prozesse, Institutionen, Organisationen und dergleichen zu beschreiben”, H.i.O.)
STEINMANN (1978) S. 73 (H.v.V.). Zum hier zugrundeliegenden Verständnis von “Konstruktivismus” und Handlungsbegriff siehe auch STEINMANN/SCHERER (1992) S.943ff.
STEINMANN (1981) S. 11.
REINHOLD (1991) S. 224f.; KISS (1989) S. 62 schreibt über “Handlung” bzw. “Handeln” und seine klassische Erfassung: “Handlung als fortgesetztes Handeln wurde seit Aristoteles in der Zweckgerichtetheit von Tätigkeiten und als spezifische Differenz zwischen tierischem Verhalten und menschlichem Tun gesehen.”
REINHOLD (1991) S. 225.
WEBER (1956) S. 1 (H.i.O.). Vgl. zum Handlungsbegriff bei WEBER auch KIESER/KUBICEK (1978) S. 78ff.; KISS (1989) S. 63ff.
Vgl. WEBER (1956) S. 1. 2i Vgl. WEBER (1956) S. 1 lf.
Vgl. WEBER (1956) S. 12f.
Vgl. GOTSCH (1987) S. 34f. (dort allerdings unter einer äußerst schwammigen inhaltlichen Differenzierung, da er die “Teilnehmer”-Perspektive ebenfalls als “Rekonstruktion der Orientierung der beteiligten Akteure” bezeichnet, wohingegen die “Beobachter”-Perspektive des Analytikers die “latenten Strukturbedingungen und Wirkungszusammenhänge” thematisiere); LUEKEN (1992) S. 193ff.; SCHERER (1995) S. 188ff.
STEINMANN (1978) S. 74 (H.i.O.). LÖHR (1991) S. 40ff. bezeichnet “Verhalten” als “mechanische Reaktion auf bestimmte Erwartungen”, “Handeln” dagegen als “absichtsgeleitete und redend herbeigeführte Altemativenauswahl” vor dem Hintergrund einer Managemententscheidung; auch hier der Bezug auf Kognition (“Absicht”) und Kommunikation (“redend”). “Diese Freiheit [in der Entscheidungsfindung] meint dann die Möglichkeit zur Verfolgung eigener Interessen, mit denen rahmenartig bestimmte Situationen herbeigeführt oder bewahrt werden sollen. Dabei gelangen diese Interessen weder determiniert noch unwillkürlich-beliebig zum Ausbruch, sondern vor dem Hintergrund absichtsgeleiteter (intentionaler) Festlegungen der rahmenartigen Orientierungen des eigenen Handelns. Tritt nun der Fall ein, daß man ein solch dauerndes Interesse in einer konkreten Situation auch tatsächlich verfolgen kann, so soll die hierbei in Anspruch genommene Orientierung kurz als Zweck bezeichnet werden.” (LÖHR (1991) S. 43f., H.i.O.). Nach LUEKEN (1992) S. 190 und SCHERER (1995) S. 188 besteht eine enge Verknüpfung der Unterscheidung zwischen “TeilnehmenlBeobachten” und “HandelnNerhalten”.
Diese Unterscheidung erfolgt nicht in Widerspruch zu LUEKEN (1992) S. 191ff.: “Durch den Begriff der Absicht haben wir das entscheidende Merkmal, durch das sich Handeln von Verhalten und bloßem Geschehen unterscheidet. (...) Verhalten, bei dem wir annehmen können, daß die Person mit Absicht einer Regel oder einem Zweck folgt und sich im Prinzip auch anders verhalten könnte, wollen wir Handeln nennen. (...) Die Absichten anderer Personen sind nicht aus der Beobachterperspektive zugänglich [lediglich zurechenbar, d. Verf.]”, denn: “ In letzter Instanz aber können wir nur selber entscheiden, welches unsere Ansichten sind und welche Handlungen wir uns zuschreiben können.”
Vgl. REINHOLD (199l) S. 647: Perzeption als “Vorgang, durch den ein Lebewesen Informationen seines eigenen Zustandes und seiner Umwelt über seine Sinnesorgane erhält. Dabei werden Wahrnehmungen nicht nur als Reize empfangen und verarbeitet, sondern diese Informationen werden in bereits bestehende Vorstellungsstrukturen eingefügt und unter Berücksichtigung bereits vorhandener Einstellungen, Motive und von Vorurteilen selektiert (...). Wahrnehmung ist somit kein passiver, sondern ein aktiver Prozeß, den das ”allgemeine und umfassende Bezeichnung für diejenigen Verhaltensweisen bzw. für diejenigen Aspekte des Motivationsgeschehens, durch die sich ein Organismus in einer Situation zurechtfindet und auf bestimmte Ziele oder Zielobjekte und auf Wege zur Erreichung dieser Ziele ausrichtet. Dabei muß es sich keineswegs um einen bewußten’ Erkenntnisvorgang handeln; vielmehr ist jedes motivierte Verhalten (...) an der [Erkenntnis der; d. Verf.] äußeren Realität und auf bestimmte Zielobjekte in dieser Realität hin ‘orientiert’. (...) Andererseits wird aber auch die bewußt erarbeitete, Individuum steuert.“ Bei KLIMA (1994b) S. 731 kurz: ”allgemeine und zusammenfassende Bezeichnung für den gesamten Vorgang, durch den Lebewesen Informationen über ihre Umwelt und über ihren eigenen Zustand aufnehmen und verarbeiten.“
KLIMA (1994) S. 342: “Kognition, [1] auch: Erkennen, Bezeichnung für den Prozeß, durch den der Organismus Informationen oder ‘Kenntnisse’ über Objekte der Umwelt und die Beschaffenheit der Realität gewinnt. Dazu gehören die Aktivitäten des Wahmehmens, Denkens, Vorstellens, Lernens, Urteilens usw. (...) [2] Bezeichnung für das Ergebnis eines Erkenntnisprozesses: eine einzelne Vorstellung oder ein bestimmtes Wissen, in dessen Besitz ein Individuum ist.” (H.i.O.). Bei REINHOLD (1991) S. 306 dazu in etwa analog: “Kognition I. meint den Prozeß, den Weg, durch den Kenntnisse über die Realität durch den einzelnen erworben, d.h. aufgenommen, verarbeitet, gespeichert, reproduziert werden. (...) 2. bezeichnet das Produkt des Prozesses aus 1., also z.B. das Wissen um einen Sachverhalt, das Wahrgenommene eines Phänomens.” (H.i.O.).
Vgl. dazu die Interpretation der “holistischen Kognitionstheorie des Textverstehens” (nach SCHNOTZ) bei SCHMIDT (1994) S. 122f.: “’Holistisché Ansätze gehen davon aus, daß Textverstehen als einganzheitlicher, flexibler mentaler Konstruktionsprozeß’ zu sehen ist (...). In diesem Prozeß wird dem Text ein mentales Modell zugeordnet und bewertet. ‘Der Text dient als Datenbasis für die mentale Modellkonstruktion. Durch das Lesen wird diese Datenbasis sukzessive erweitert.’ (...) Das Vorwissen ist in Form kognitiver Schemata organisiert (...) ‘Insgesamt wird hier also die Ansicht vertreten, daß beim Textverstehen auf der Grundlage einer immer umfassenderen Datenbasis ein ganzheitliches mentales Modell konstruiert, erweitert, differenziert, evaluiert und gegebenenfalls revidiert wird. (...)..”
KLIMA (1994) S. 482. Vgl. ENDRUWEIT (1994) S. 266 (“Handlungsorientierungen, (...) Gesichtspunkte für das Verhalten eines Handelnden gegenüber einem sozialen, physikalischen oder kulturellen Objekt”, H.i.O.).
Vgl. SCHMIDT (1993) S. 107: “Wirklichkeitskonstruktion ist zurechenbar an Individuen als empirische Orte dieser Konstruktion; aber sie erfolgt keinesfalls in subjektiver Willkür, sondern kann allgemein bestimmt werden als gesellschaftliche Sinnproduktion im Individuum (...) Kognition ist sozial bestimmt durch den langen und rigiden Prozeß der Sozialisation, in dem (...) diejenigen symbolischen Ordnungen inkorporiert werden, die trotz kognitiver Autonomie jedes Aktanten soziale Interaktion und Kommunikation überhaupt erst ermöglichen.”
FUCHS-HEINRITZüLAUTMANN/RAMMSTEDT/WIENOLD (1994) S. 371 (nach SIMON). Vgl. CORSTEN (1992) S. 546: “Die Notwendigkeit zur Steuerung und Koordination ergibt sich aus der interpersonalen Arbeitsteilung in Unternehmungen.”
WEBER (1956) S. 1.
GOTSCH (1987) S. 27.
Vgl. KOONTZIWEIHRICH (1988) S. 4.
PROBST (1986) S. 60.
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Popp, KJ. (1997). Einleitung: Soziales Handeln und Steuerung Im Spannungsfeld von Erleben, Orientierung und Koordination. In: Unternehmenssteuerung zwischen Akteur, System und Umwelt. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11698-1_1
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