Zusammenfassung
Wenn schlicht von „Lagen“ — im Gegensatz zu „Leuten“ — die Rede ist, dann verschieben sich zwei Dinge. Erstens Lagen sind gewöhnlich kein Objekt moralischer Urteile (noch rechtlicher Sanktionen). Sie ergeben sich, kommen zustande als unbeherrschtes Ergebnis zahlloser Aktionen anonymer Personen und folgen nicht geradlinig aus einzelnen oder gar gezielten Handlungen. Es macht eben keinen Sinn, einfache Menschen für komplizierte Verhältnisse verantwortlich zu machen, auch nicht in der Summe. „Hitlers willige Vollstrecker“ etwa haben zwar alle zusammen, als „Volk“, den Holocaust produziert, doch wer auf jeden Einzelnen deswegen mit dem Finger zeigen wollte, würde „Lage“ und „Laune“ verkennen. Die meisten waren schließlich „Ehrenmänner“, hatten vor sich wie anderen ein reines Gewissen und konnten auch später noch ganz fest behaupten, sie seien sich keiner Schuld bewußt, sondern einfach nichtsahnend „hineingeschlittert“.
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Fach, W. (2003). Lagen. In: Politische Ethik. Grundwissen Politik, vol 33. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11080-4_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11080-4_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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