Zusammenfassung
Das Ziel des laufenden Forschungsprojekts „Türkisch in gemischtkulturellen Gruppen“ ist es, den Türkischerwerb und -gebrauch durch nicht-türkische Jugendliche im außerschulischen Bereich zu beschreiben. Die zentrale Ausgangsannahme des Projekts ist, dass das Türkische ein außerschulisches (inoffizielles) Prestige besitzt und deshalb Anreize zur Übernahme und zur Verwendung durch Jugendliche nicht-türkischer Herkunft bietet. In der Pilotphase des Projekts (1995–1996) wurde diese zentrale Annahme durch systematische Untersuchungen in drei Schulen in Altona bestätigt (s. Auer & Hieronymus 1997). Die Hauptphase, in der wir uns seit Juli 1997 befinden, begann mit neuen Datenerhebungen mit Jugendlichen, die von sich selbst behaupteten, (mehr oder weniger gut) türkisch zu sprechen. Bisher haben solche 15 Jugendliche in verschiedenen Alltagssituationen in ihrem Freundeskreis für unser Forschungsprojekt Tonbandaufnahmen durchgeführt. Anschließend wurden sie zu ihren Sprachbiographien und zu den Gründen des Erwerbs und Gebrauchs des Türkischen befragt. Es handelt sich bisher (Stand: Anfang 1998) um zehn Mädchen und fünf Jungen im Alter zwischen 15 und 23 Jahren, die den größten Teil ihres Lebens in Hamburg verbracht haben. Sieben der Jugendlichen sind deutscher und zwei iranischer Herkunft. Ein Mädchen stammt aus einer bosnischen Familie, ein Junge wächst in einem bosnisch-kroatischen Elternhaus auf. Die restlichen vier sind griechischer, polnischer, tunesischer bzw. jordanischer Herkunft. Für die Tonbandaufnahmen wählten die Jugendlichen unterschiedliche Orte, z.B. Privatwohnungen, Pausenhöfe oder Parkanlagen, und unterschiedlich große Gruppen von Freunden. Die Palette reicht von Gesprächen zwischen zwei Personen bis zu Interaktionen in Gruppen von mehreren Jugendlichen.
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Literatur
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Auer, P., Dirim, İ. (2000). Das versteckte Prestige des Türkischen. Zur Verwendung des Türkischen in gemischtethnischen Jugendlichengruppen in Hamburg. In: Gogolin, I., Nauck, B. (eds) Migration, gesellschaftliche Differenzierung und Bildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10799-6_5
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