Zusammenfassung
- transzendentaler Trotz in Reimen, die sich 1918, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, der vielgelesene Roman „Die Westmark“ auf den Zusammenbruch des „äußeren Reichs“ von 1871 und den bitteren Verlust des seinerzeit annektierten, jetzt an Frankreich zurückfallenden Elsaß machte (Lienhard 1918/ 1920). Die Formel verweist zurück auf die kriegerische Verkettung, die den Prozeß des deutschen Nation Buildung an den westlichen Nachbarn und „Erbfeind“ band, auf die paradigmatische Bedeutung, die dem Besitz des umstrittenen Grenzlandes „Elsaß-Lothringen“ — der drei Départements Haut-Rhin, Bas-Rhin und Moselle — dabei im kollektiven Bewusstsein beider Seiten zukam. Jetzt, 1918, mit dem angesagten deutschen Rückzug aus der Kampflinie äußerer Stärke auf das Kraftzentrum protestantisch-klassischer Innerlichkeit, wird diese alte Geschichte durch ein neues Kapitel fortgesetzt, das den charakteristischen, aus der verspäteten Politisierung resultierenden Dualismus deutscher Nationbildung explizit wieder aufnimmt.
„Und raubt ihr uns des Reiches Mark, So bleibt uns doch der Goethepark Und neben Weimars heil’gem Hain Der Wartburg geistbelebter Stein.“
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List, G. (2000). Historische Annäherung an ein interkulturelles Konstrukt: Die „Westmark“. In: Gogolin, I., Nauck, B. (eds) Migration, gesellschaftliche Differenzierung und Bildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10799-6_4
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