Zusammenfassung
Das dargestellte Modell ist relativ komplex, stellt aber dennoch nur einen bewußt und begründet ausgewählten Ausschnitt aus der komplexen Konstellation des Wirkungsgefüges dar. Wir betonten mehrfach, daß der Ausschnitt sowohl kleiner als auch größer gewählt werden kann, sofern dabei nicht die dynamisch-transaktionale Beziehungsstruktur aus dem Blickfeld gerät. Das vorgeschlagene Modell ist sozusagen ein Kompromiß in einem mittleren Komplexitätsbereich und auf einem mittleren Abstraktionsniveau, bei dem jedoch keinesfalls globalere Einbettungen ignoriert oder die Möglichkeit feinerer analytischer Differenzierungen geleugnet würden. Betrachten wir zur Erläuterung den Modellfaktor Interesse. Er ist in seiner Funktion im Wirkungsprozeß als gegebene Größe dargestellt, obwohl jedes Interesse selbstverständlich eine spezifische Genese hat, die es von weiteren Faktoren abhängig zeigt. So ist ein vorhandenes Interesse ganz wesentlich abhängig von der Sozialisation der Person, den Einflüssen von Elternhaus und Schule, Primärerfahrungen und Primärkontakten, der umgebenden Kultur mit allen ihren Angeboten und Zwängen und nicht zuletzt von anderen Medienkontakten in der bisherigen Lebensgeschichte. Der Vollständigkeit halber müßte man also den Faktor Interesse in dieses Beziehungsgeflecht einbinden, um alle Einflüsse zu kennzeichnen. Doch hätte man dann wirklich alle erfaßt? Zunächst wäre dieselbe Operation natürlich auch mit allen anderen Modellfaktoren vorzunehmen; doch damit noch nicht genug: Jene Größen, in die wir unsere Faktoren einbetten, sind ja selbst auch keine absoluten Größen, sondern ihrerseits wieder von weiteren Faktoren beeinflußt: der Erziehungsstil in der Schule zum Beispiel vom politischen und wirtschaftlichen System, welche das Ausbildungsniveau der Lehrer, die Lehrinhalte, die Klassengrößen usw. prägen. Man erkennt leicht, wohin das führt: zu einer unüberschaubaren Konstellation, bei der nahezu jeder Faktor mit nahezu jedem anderen in Beziehung steht. Die Aussagekraft eines solchen “Modells” ließe sich in einem einzigen lapidaren Satz zusammenfassen: Die Welt, in der wir leben und zu der wir gehören, ist überaus komplex!
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Früh, W. (1991). Erläuterungen und Ergänzungen zum dynamisch-transaktionalen Modell. In: Medienwirkungen: Das dynamisch-transaktionale Modell. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10777-4_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10777-4_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-663-10777-4
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