Zusammenfassung
Kuba ist eines der wenigen Länder der Erde, die nicht von der dritten bzw. „vierten Welle” der Demokratisierung2 erfasst wurden, gegen die Globalisierungstendenzen immun scheinen und trotz oder eben gerade wegen des verstärkten externen Drucks noch keinen Systemwechsel eingeleitet haben. Mehr als eine Dekade nach der Auflösung des sozialistischen Lagers und trotz einer latenten Wirtschaftskrise hat Kuba bisher alle Prognosen über ein unmittelbar bevorstehendes Ende des Castro-Regimes sowie die Theorie des „Schneeballeffekts” der globalen demokratischen Revolution widerlegt (Huntington 1991). Auch die überlebensnotwendigen vorsichtigen marktwirtschaftlichen Reformen haben keine politische Öffnung bewirkt, eine osteuropäischen Ländern vergleichbare Zivilgesellschaft ist nicht zu erkennen und dank einer geschickten diplomatischen Offensive ist es der kubanischen Regierung gelungen, ohne politische Konzession zumindest teilweise den Anschluss an die Weltgemeinschaft wiederzugewinnen und das wirtschaftliche Überleben zu sichern. Damit hat das Castro-Regime auch bewiesen, dass Kuba im Gegensatz zu den meisten osteuropäischen Ländern kein Satellitenstaat der ehemaligen Sowjetunion war.
„Die Zahl der rationalen Hypothesen, mit denen sich ein gegebenes Phänomen erklären lässt, ist unendlich” (Pirsig 1976: 120)
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Literatur
Als Demokratisierungswelle bezeichnet Samuel Huntington eine Gruppe von Transitionen von autoritären zu demokratischen Regimen innerhalb eines spezifischen Zeitraums (Huntington 1991: 15). Zwischen 1828 und 1926 kam es demnach zu einer ersten Demokratisierungswelle, die zweite erfolgte 1943 bis 1962 und die 3. Welle der Demokratisierung begann mit der „Nelkenrevolution” 1974 in Portugal und endete mit den Systemwechseln in Osteuropa 1989/1990.
Unabhängig von ihren jeweiligen Ergebnissen, wird „Demokratieförderung” hier als Sammelbegriff für eine Politik verwendet, die mit unterschiedlichen Instrumenten und Zielsetzungen demokratische Reformprozesse in Drittländern unterstützen soll.
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Gratius, S. (2003). Einleitung. In: Kuba unter Castro — Das Dilemma der dreifachen Blockade. Fokus Lateinamerika, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10578-7_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10578-7_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3923-1
Online ISBN: 978-3-663-10578-7
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