Zusammenfassung
Ehre galt in der Gesellschaft der Frühen Neuzeit als zentrale Kategorie, deren Inhalte aufgrund ihrer Komplexität kaum kurz zusammengefasst werden können. Ehre war „das prägende Ordnungs-und Orientierungsmoment im Leben der damaligen Menschen, sie bestimmte, begleitete und normierte das Verhalten sowohl einzelner als auch von Gruppen, sie regelte den täglichen Umgang miteinander“.’ Jeder Stand hatte seine spezifischen Ehrnormen, die zwar nicht als Rechtsnormen fixiert waren, die aber dennoch jeder kannte — und kennen musste, weil die Missachtung dieser Normen bis zur „unwiderruflichen gesellschaftlichen Ausgrenzung reichen und damit den sozialen Tod bedeuten” konnte? Ehre wurde von der Öffentlichkeit kontrolliert, zugebilligt oder abgesprochen. Jeder/jede musste auf einen Angriff auf seine/ihre Ehre reagieren. Dies ermöglichte, dass nicht nur,um` Ehre gestritten wurde, sondern auch,über` Ehre, das heißt, dass eine Person, die einen Konflikt austragen wollte und vom betroffenen Gegenspieler ignoriert wurde, die Ehre dieses Gefners angreifen und ihn dadurch zwingen konnte, sich auseinanderzusetzen. Ein solcher Angriff auf die Ehre stellte immer Öffentlichkeit her, und das Nichtreagieren auf eine Beschuldigung, welche die Ehre angriff, wäre einem Schuldeingeständnis gleichgekommen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Alfing, Sabine (1994): Weibliche Lebenswelten und die Normen der Ehre. In: Sabine Al-fing und Christine Schedensack: Frauenalltag im frühneuzeitlichen Münster (Münsterische Studien zur Frauen-und Geschlechtergeschichte, Bd. 1), Bielefeld, 17–185.
Backmann, Sibylle/Künast, Hans-Jörg/Ullmann, Sabine/Tlusty, B. Ann (Hrsg.) (1998): Ehrkonzepte in der Frühen Neuzeit. Identitäten und Abgrenzungen. (Colloquia Augustana, Bd. 8), Berlin.
Bourdieu, Pierre (1983): Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In: Soziale Ungleichheiten, hrsg. von Reinhard Kreckel (Soziale Welt, Sonderband 2), Göttingen, 183–198.
Brenner, Gabriele (1997): Analyse und Interpretationsansätze von Unzuchtsdelikten in den Zucht-und Strafbüchern der Reichsstadt Augsburg im 18. Jahrhundert, Zulassungsarbeit zum Staatsexamen für das Lehramt an Hauptschulen, Augsburg.
Burghartz, Susanna (1995): Geschlecht — Körper — Ehre. Überlegungen zur weiblichen Ehre in der Frühen Neuzeit am Beispiel der Basler Ehegerichtsprotokolle. In: Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, hrsg. von Klaus Schreiner und Gerd Schwerhoff, Köln/Weimar, 214–234.
Dinges, Martin (1994): Der Maurermeister und der Finanzrichter. Ehre, Geld und soziale Kontrolle im Paris des 18. Jahrhunderts (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd. 105), Göttingen.
Dinges, Martin (1998): Ehre und Geschlecht in der Frühen Neuzeit. In: Ehrkonzepte in der Frühen Neuzeit. Identitäten und Abgrenzungen, hrsg. von Sibylle Backmann, Hans-Jörg Künast, Sabine Ullmann und B. Ann Tlusty (Colloquia Augustana, Bd. 8), Berlin, 123–147.
Ehmer, Josef (1991): Heiratsverhalten, Sozialstruktur, ökonomischer Wandel. England und Mitteleuropa in der Formationsperiode des Kapitalismus (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 92), Göttingen.
Gleixner, Ulrike (1994):, Das Mensch` und,der Kerl’. Die Konstruktion von Geschlecht in Unzuchtsverfahren der Frühen Neuzeit (1700–1760) (Geschichte und Geschlechter, Bd. 8 ), Frankfurt/M., New York.
Hull, Isabel V. (1997): Sexualstrafrecht und geschlechtsspezifische Normen in den deutschen Staaten des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Frauen in der Geschichte des Rechts. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, hrsg. von Ute Gerhard, München, 221234.
Lesemann, Silke (1994): Arbeit, Ehre, Geschlechterbeziehungen. Zur sozialen und wirtschaftlichen Stellung von Frauen im frühneuzeitlichen Hildesheim (Schriftenreihe des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek Hildesheim, Bd. 23), Hildesheim.
Proesler, Hans (1954): Das gesamtdeutsche Handwerk im Spiegel der Reichsgesetzgebung von 1530 bis 1806 (Nürnberger Abhandlungen zu den Wirtschafts-und Sozialwissenschaften, Heft 5), Berlin.
Roper, Lynda! (1991):, Wille` und,Ehre`: Sexualität, Sprache und Macht in Augsburger Kriminalprozessen. In: Wandel der Geschlechterbeziehungen zu Beginn der Neuzeit, hrsg. von Heide Wunder und Christina Vanja, Frankfurt/M., 180–197.
Reith, Reinhold (1988): Arbeits-und Lebensweise im städtischen Handwerk. Zur Sozialgeschichte Augsburger Handwerksgesellen im 18. Jahrhundert (1700–1806) (Göttinger Beiträge zur Wirtschafts-und Sozialgeschichte, Bd. 14), Göttingen.
Schreiner, Klaus/Schwerhoff, Gerd (Hrsg.) (1995): Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Köln/Weimar/Wien.
Simon-Muscheid, Katharina (1998): Frauenarbeit und Männerehre. Der Geschlechterdiskurs im Handwerk. In: „Was nützt die Schusterin dem Schmied?“. Frauen und Handwerk vor der Industrialisierung, hrsg. von Katharina Simon-Muscheid (Studien zur Historischen Sozialwissenschaft, Bd. 22), Frankfurt/M./New York, 13–33.
Ulbricht, Otto (1996): Supplikationen als Ego-Dokumente. Bittschriften von Leibeigenen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Beispiel. In: Ego-Dokumente. Annäherung an den Menschen in der Geschichte, hrsg. von Winfried Schulze (Selbstzeugnisse der Neuzeit, Bd. 2), Berlin, 149–174.
Werkstetter, Christine (2001): Frauen im Augsburger Zunfthandwerk. Arbeit, Arbeitsbeziehungen und Geschlechterverhältnisse im 18. Jahrhundert (Colloquia Augustana, Bd. 14) Berlin.
Winzen, Kristina (2002): Handwerk — Städte — Reich. Die städtische Kurie des Immerwährenden Reichstags und die Anfänge der Reichshandwerksordnung (VSWG Beihefte, Bd. 160), Stuttgart.
Wunder, Heide (1992):, Er ist die Sonn’, sie ist der Mond’. Frauen in der Frühen Neuzeit, München.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2003 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Werkstetter, C. (2003). … da ich mich leider mit meines Meisters Tochter in Puncto Sexti verfehlet. Überlegungen zur geschlechtsspezifischen Ehre im Zunfthandwerk des 18. Jahrhunderts. In: Macha, H., Fahrenwald, C. (eds) Körperbilder zwischen Natur und Kultur. Augsburger Reihe zur Geschlechterforschung, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10539-8_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10539-8_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3679-7
Online ISBN: 978-3-663-10539-8
eBook Packages: Springer Book Archive