Zusammenfassung
Seit mehr als einem Jahrzehnt wird die Auswirkung von relativer Einkommensarmut in Deutschland auf Kinder intensiv diskutiert, dennoch sind nur wenige Ansätze zu erkennen, die als eine Sozialpolitik für Kinder bezeichnet werden könnten. Statt dessen ist die Debatte über Kinder, wenn sie dann überhaupt politisch geführt wurde und mit politischen Maßnahmen in Verbindung gebracht werden kann, auf anderen Gebieten wirksam geworden, aber gerade nicht im Kontext der Überlegungen zur Armutsbekämpfung. Kinder standen im Fokus politischer Entscheidungen bei der Einführung des Rechtes auf einen Kindergartenplatz, aber hier ging es eher um die Absicherung einer Beratungs- und Indikationslösung bei der Geburtenregelung und weniger um die Betreuung von armen Kindern; sie standen und stehen im Zentrum der Debatte über die Kinderkosten und das Kindergeld oder die Sozialversicherungsbeiträge, aber auch hier geht es eher um den Ausgleich zwischen Familien mit und solchen ohne Kinder, als um die Unterstützung armer Kinder. Kinder sind auch das Objekt der Fürsorge in der gegenwärtigen Debatte über die Qualität der Kinderbetreuung in den Institutionen — von der Kindertagesstätte bis zur Grundschule — aber auch hier geht es weniger um Kinder, schon gar nicht um arme Kinder, sondern primär wohl um das zukünftige Bildungsniveau dieser betreuten Kinder, um ihre Konkurrenzfähigkeit auf einem globalisierten Arbeitsmarkt.
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Literatur
Vgl. dazu das programmatische Buch von Ellen Key 1902.
Vgl. dazu Young 1999, und unten Kap. 4.
Wenn auch dieser Begriff nicht unbedingt dazu taugt, mit der Beschreibung die Erklärung gleichsam mitzuliefern Vgl. zum Begriff und seiner Vieldeutigkeit Beck 1997 a. Es muß als durchaus offen angesehen werden, welche Triebkräfte die eigentliche Ursache dieses Prozesses sind. Dazu Martin 1997, Daniel Cohen 1998; inzwischen gibt es eine unübersehbare Fülle von Arbeiten zur Globalsierung; vgl. weitere Literatur im Kap.1, FN Nr. 72 u. 75.
Vgl. dazu auch Beisenherɀ; 2000.
Vgl. Bleses/Rose 1998 (Campus); es ist auch durchgängiger Konsens in der Globalisierungsdebatte, daß die Ökonomie, und hier die Transnationalen, gegenüber der Politik die Führung übernommen haben; vgl. u.a. Dahrendorf 1998, S. 49f. W. Walter hat am Beispiel der BRD und den USA gezeigt, wie unterschiedliche sozio-politische Traditionen diese Entwicklung in verschiedenen Bahnen lenken können. Vgl. dazu Kap. 3.
Das gilt natürlich auch von Armutsberichten der politischen Instanzen. Auf den neuen Armuts-und Reichtumsbericht der Bundesregierung (dies. Mai 2001) kann hier aus redaktionellen Gründen nicht mehr eingegangen werden.
Einzelne Städte — z.B. Stuttgart — überlegen z.B., das „aggressive Betteln“ durch entsprechende Anordnungen in der „Straßen und Anlagenverordnung” zu verbieten (DIE WELT, 22.09.1996).
Bourdieu 1997, S. 77f.
Shaw 1998, S. 236.
Vgl. Bonɀ 1996, S. 59ff.
Vgl. Shaw, 1998, S. 233ff.
Ders., 1997 S. 77f.
Freilich gibt es auch eine weniger auf die Medien und mehr auf direkte Erfahrungen basierende Vermittlung der Armutserfahrung in die Politik; diese findet primär im Rahmen der Kommunalpolitik statt. Vgl. dazu etwa Dubet/Lapeyronnie 1994; Bourdieu 1993; Fritɀ/Thies 1997.
Vgl. allgemein dazu Schmidt 1987, S. 11–88; und Schmidt 1998, in Bezug zur Weltrisikogesellschaft. Für die Debatte über die Kinderarmut ist der konstruktivistische Ansatz in zweierlei Hinsicht bedeutsam: Zum einen, weil Kindheitsbilder heute zunehmend dekonstruiert werden (s.o.), zum anderen, weil Armut als Gegenstand der öffentlichen Debatte ein Konstrukt ist, hinter dem sich freilich subjektive Realitäten verbergen. Die Ambivalenz der Armutsdebatte wird etwa an medialen Inszenierungen von Hilfsaktionen besonders deutlich.
Vgl. dazu bes. Luhmann,, 1996, S. 138ff.
Erinnert sei nochmals an die Verschiebung von Frauenarmut zu Kinderarmut (s.o. Kap. 2); aber auch von der Integrationsproblematik der Ausländerfamilien auf die Kinderarmut. Die Fokussierung auf Kinderarmut verstellt den Blick auf sich abzeichnende neue Armutslagen von Frauen, Alten und Ausländern sowie Langzeitarbeitslosen.
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Beisenherz, H.G. (2002). Einleitung. In: Kinderarmut in der Wohlfahrtsgesellschaft. DJI-Reihe, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10474-2_1
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