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Ästhetische Praxis und kollektive Orientierungen der Paulistanischen und Berliner HipHop-Gruppen

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HipHop in São Paulo und Berlin

Part of the book series: Forschung ((FS,volume 172))

  • 160 Accesses

Zusammenfassung

Kollektive Orientierungen werden erst anschaulich, wenn wir den „Zusammenhang von Kollektivvorstellungen1 und dahinterliegenden Erlebnisprozessen und Erlebniszusammenhängen“ (Bohnsack 1999:47) — auf dem Wege des Verstehens und Interpretierens 2 der diskursiven Beschreibungen und Erzählungen aus den Gruppendiskussionen — theoretisch erfasst haben. Zentral für das Erfassen der kollektiven Orientierungen ist die Analyse der Einbindung der Jugendlichen in eine gemeinsame existentielle Handlungspraxis, d.h. in konjunktive Erfahrungsräume.3 Ein solcher konjunktiver Erfahrungsraum ist auch den Paulistanischen und den Berliner Gruppen gemeinsam und bildet sich aus der ästhetischen Praxis im HipHop-Bereich sowie aus ihren Erfahrungen mit Diskriminierung, die den zentralen Rahmen der Untersuchung und der ausgearbeiteten Typenbildung darstellt. Vor dem Hintergrund der Interpretation und komparativen Analyse der Gruppendiskussionen wurden zwei von einander unterscheidbare Typen generiert, die sowohl im Milieu der Paulistanischen als auch im Milieu der Berliner Rap-Gruppen verortet sind.

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Literatur

  1. Nach Mannheim (1980) sind Kollektivvorstellungen „mehr als Erlebniszusammenhänge; sie sind diesen gegenüber Objektivitäten, weil sie die Bedeutsamkeiten der Objekte möglicher Erfahrungen überindividuell und überpsychisch festlegen: nicht überindividuell für alle möglichen Subjekte, sondern nur gegenüber den wirklich vorhandenen Mitgliedern einer Gruppe (…) Ein Individuum kann sich die ganze Zeremonie denken, aber als Kollektivvorstellung ist diese ja zunächst nicht etwas zu Denkendes, sondern ein sich durch verschiedene Individuen in ihrem Zusammenspiel zu Vollziehendes“ (ebd.:23I f).

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  2. Siehe Mannheim (1980:271–279) u. Bohnsack (1999:67–68; 143–177).

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  3. Siehe hierzu das 6. Kapitel zu Methodologie und Methoden der empirisch-rekonstruktiven Untersuchung.

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  4. Zum Typus der generationsspezifischen Orientierung lassen sich auch andere von mir interviewte Gruppen zuordnen, so z.B. die Gruppe Stress aus Berlin sowie die Gruppen Presença und Power-Girls aus Sao Paulo.

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  5. Die Praxis des kritischen Diskurses gegen Benachteiligung und Diskriminierung mittels HipHop kam auch in ähnlicher Form in den Gruppen Propheten aus Berlin sowie in den Gruppen Conceitos, Livro und Livraria aus Säo Paulo zum Ausdruck. Eine,klassenkämpferische` Orientierung im marxistischen Sinne ist in den Gruppen Livro und Livraria besonders ausgeprägt. Beide letztgenannten Gruppen organisieren beispielsweise an den Wochenenden Lesungen und Diskussionsrunden zu Texten u.a. von Marx, Engels und Che Guevara.

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  6. Die Feldforschung in Säo Paulo fand von März bis Mai 1998 sowie im März und April 1999 statt. Anläßlich eines Workshops an der Katholischen Universität von Säo Paulo und an der Universität von Campinas im April 2000 nutzte ich die Gelegenheit, um den Jugendlichen im Stadtteil Cohab Fernandes einen Besuch abzustatten. Diesmal konnte auch mein Betreuer, Prof. Dr. Ralf Bohnsack, einen Einblick in das Milieu der Jugendlichen von Estilo Negro bekommen.

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  7. Alle Namen in Kursiv sind anonymisiert.

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  8. Zum Begriff Posse siehe Fußnote 15 im ersten Kapitel.

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  9. Die Wohnungen werden für eine niedrige Monatsrate an die Familien verkauft. Es handelt sich jedoch um Wohnungen mit einer Größe von 40 bis 50 qm, in denen teilweise vier bis acht Personen leben.

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  10. Über die Binnenwanderung nach Sao Paulo und die Lebenssituation der Binnenmigranten in der Metropole siehe Weller (1996:52–136).

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  11. I I Ich lernte ihn eines Tages kennen, als er zu Besuch war. Die realen Gründe für seine Flucht sind mir nicht bekannt. Er erzählte nur, dass er die psychische Belastung in Verbindung mit den Morddrohungen nicht länger ertragen konnte, und deshalb für einige Monate aus Sao Paulo wegging.

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  12. Für die Regeln der Transkription siehe den Anhang.

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  13. Es handelt sich hierbei um die Schule, in der auch dieses Interview durchgeführt wurde.

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  14. Wohin wir auch gehen wir kennen immer einen ne die Fernandes hat immer, wir sind immer umkreist von Freunden ne hier (.) und von total verschiedenen Leuten ne (Milieu, 8386)«

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  15. Und wir die wir hier drin sind, wir sehen die gute Seite deshalb sagen wir dass wir Sachen haben die wir mögen, es gibt Sachen die wir nicht mögen (Milieu, 119–122).

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  16. Vgl. dazu: Dewey (1995:47–71) sowie Shustermann ( 1994: 25–66; 157–207 ).

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  17. Die Mutter von Cm starb, als er noch ein Kind war. Er wuchs bei seiner Großmutter auf und hatte zum Vater und den anderen Brüdern wenig Kontakt. Nach dem Tod seiner Großmutter kam er in die Cohab Fernandes und wohnte z.Z. der Durchführung der Feldforschung bei einer Tante.

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  18. Nach Dewey (1995:47) bedeutet eine solche Erfahrung „ein Ganzes, sie besitzt ihre besonderen, kennzeichnenden Eigenschaften und eine innere Eigenständigkeit. Sie ist eine Erfahrung“. Dewey betrachtete diesen Prozess jedoch als „eine Entwicklung bis hin zur Vollendung” (ebd.). Shusterman (1994:39) zufolge, kann eine Erfahrung oder Erzählung niemals vollendet sein, denn „die genaue Form der die Kunst bestimmenden Erzählung muß offen und revidierbar sein, nicht nur, um zukünftige Werke zu ermöglichen, sondern weil die Aufgabe der Erzählung selbst eine offene und anfechtbare Praxis ist“. Demnach trägt die prozesshafte Bearbeitung einer gemachten Erfahrung nur zu einer Vervollständigung aber nicht zu einer Vollendung der Erfahrung bei.

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  19. Pai Decepçâo heißt wörtlich: Vater — Enttäuschung. Der Text wurde von Am geschrieben und erzählt die Geschichte seines Vaters, der Alkoholiker ist. Auf einem Schulfest im Mai 1998 sang Skateboard diesen Song und ich konnte beobachten wie der Großteil des Publikums mitsang und —tanzte. Es wurde deutlich, dass die Geschichte von Ams Vater kein individuelles, sondern ein kollektives Schicksal darstellte, das von vielen Jugendlichen der Cohab Fernandes geteilt wird.

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  20. Dies wird insbesondere in dem biographischen Interview mit Am deutlich zum Ausdruck gebracht.

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  21. Die problematische Beziehung zum Vater wurde in den meisten biographischen Interviews mit jungen Männern und Frauen aus Sao Paulo thematisiert. Auch Erikson (1966) konstatierte, dass in den Registern oder Befragungen zu afroamerikanischen Familien in den USA der Vater lediglich unter der Rubrik „Abwesend“ („absence”) auftauchte.

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  22. Im biographischen Interview erzählt Am, dass er Fußballspieler werden wollte. Nachdem sein Vater — der in der zweiten Liga spielte — von einem PKW überfahren wurde und somit seine angefangene Karriere als Fußballspieler aufgeben musste, ließ er den Sohn nicht weiter in dem Verein trainieren.

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  23. Orig.: „Filho de peixe peixinho é, mas canalha safado so vira quern quer“.

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  24. Die Erhebung in Berlin fand im Rahmen des DFG-Forschungsprojektes „Eniwicklungs-und milieutypische Kriminalisierungs-und Ausgrenzungserfahrungen in Gruppen Jugendlicher“ (Leitung: Prof. Dr. Ralf Bohnsack) in den Jahren 1998 und 1999 statt. Die Interviews wurden zusammen mit Christoph Liell durchgeführt.

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  25. Breakdance galt z.Z. der Untersuchung als,unpolitisch` bzw. als ein „Tanz ohne Verpflichtung“ (Orig.: „Dança sem compromisso”).

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  26. Über die Praxis des Breakdance unter Jugendlichen türkischer Herkunft in Berlin siehe Nohl (2000 u. 2001:193–212) sowie Gaffer (2001:71–165).

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  27. Es handelte sich um Am. Später erzählte er uns, dass er zu einer Weihnachtsfeier eingeladen war, zu der er anschließend gegangen ist.

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  28. Als die Clique entstand, waren die interviewten Jugendlichen zwischen 11 und 12 Jahre alt. Die krisenhaften Phasen der Adoleszenzentwicklung sind in den Arbeiten von Ralf Bohnsack zu deutschen Lehrlingen intensiv ausgearbeitet und dokumentiert (vgl. u.a. Bohnsack 1989:199–216). Zu den Phasen der Adoleszenzentwicklung bei Jugendlichen türkischer Herkunft, siehe Nohl ( 2001: 131–199 ).

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  29. Cm ist z.B. verheiratet.

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  30. Darauf werde ich ausführlicher im Laufe dieses Kapitels eingehen.

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  31. Damit ist vor allem die Art der Selbstpräsentation vor einem Publikum gemeint.

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  32. In Bohnsack et al. (1995:20) wird die Unterscheidung zwischen habituellen (nicht-absichtsvollen) und intendierten (absichtsvollen) Stilelementen mit der „von Mannheim (1964a) ausgearbeiteten methodologischen Differenz von immanentem Sinngehalt einer Äußerung, ihrem dokumentarischen Sinngehalt (der sich auf den Habitus bezieht) und dem intendierten Ausdrucksinn zu dem auch die intendierten Stile gehören“, begründet.

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  33. In den Passagen Gewalt und Drogen sowie im biographischen Interview mit Am wird berichtet, dass die Gruppe ursprünglich in Form einer Gang konstituiert war, die sich neben den Aktionismen des Breakdance und Sprühens auch in gewalttätige Aktionismen (Schlägereien) und später in Drogengeschäfte verstrickte.

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  34. In einer anderen Passage drückt sich Am folgendermaßen aus: „also bei mir wie gesagt, hauptsächlich geht es um die Schmerzen, die unterdrückt werden. zum Beispiel erzählen wir von unserem eigenen Leben, bei uns war nie Friede, Freude, Eierkuchen“ (ca. 9:38 — Kass. 1, Seite B).

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  35. Zeilen 236–238 wurden aus dem biographischen Interview mit Am entnommen.

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  36. Am entschied sich am Gymnasium zu bleiben. Bm und Cm gingen einer Erwerbstätigkeit nach.

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  37. In dieser Hinsicht lassen sich auch Gemeinsamkeiten zwischen Drama und den Gruppen Straße und Spaß feststellen, die von Burkhard Schäfer (1996) untersucht wurden (vgl. ebd.:144–161).

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  38. Nach der ersten CD, die durch den Verkauf von Drogen finanziert wurde (Vgl. Biographisches Interview mit Am), brachte die Gruppe mit,legalen` Mitteln eine weitere LP heraus.

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  39. Auch die Gruppe Skateboard ist an einem breiten Publikum, über die Stadtteilgrenzen hinaus, orientiert.

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  40. In der dritten Sphäre finden Jugendliche türkischer Herkunft einen anderen Zugang „zu dem Kulturgut von Herkunftsfamilie und Aufnahmegesellschaft“ (Nohl 2001:192). In ihr können kreativ zentrale Orientierungen entfaltet werden. Die Differenz von innerer und äußerer Sphäre sowie die Schaffung einer dritten Sphäre wurden ausführlich bei Bohnsack u. Nohl (1998 u. 2001) sowie Nohl (2001) beschrieben.

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  41. Es handelte sich dabei um misica sertaneja, eine Art brasilianische Volksmusik.

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  42. Cm erzählte mir, dass die Polizei manchmal erst nach 24 Stunden vorbeikommt, um Fälle aufzunehmen.

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  43. Vgl. das biographische Interview mit Carlos im 4. Kapitel.

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  44. Passage: Schule-Arbeit 11–13.

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  45. So erzählt Cm: „nun als wir hierher, in die Cohab Fernandes umzogen dann fing es an ein bisschen komplizierter zu werden ne; wir hatten schon schon nicht mehr denselben Status

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  46. Wie z.B. „Ice Cube, N.W.A., De La Soul, Funkadelic“ (Eingangserzählung, 36f). Während der Feldforschung berichteten mir einige Rapper, dass die Texte der nordamerikanischen Gruppen mit großer Mühe aus dem Englischen ins Portugiesisch übersetzt wurden.

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  47. Quilombos waren Zufluchtsorte von entlaufenen Sklaven, die sich teilweise zu unabhängigen politischen und wirtschaftlichen,Kleinstaaten` (wie z.B. das Quilombo von Palmares) entwickelt haben. Zumbi war eine führende Figur in der Verteidigung der ca. 1590 von entlaufenen Sklaven errichteten Republik Palmares (im Nordosten Brasiliens), welche bis zu ihrer endgültigen Zerstörung ca. 1716, mehrmals von den portugiesischen Soldaten belagert wurde. Über die Geschichte der Quilombos in Brasilien siehe u.a. Hofbauer (1995:127–139).

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  48. Hall (1994:15) definiert den Begriff,schwarz’ auch als eine organisierende „Kategorie für eine neue Politik des Widerstands.“

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  49. Die gelebte Geschichte — so Halbwachs (1967:55) — „verfügt über alles, was notwendig ist, um einen lebendigen und natürlichen Rahmen zu bilden, auf den das Denken sich stützen kann, um das Bild seiner Vergangenheit zu bewahren und wiederzufinden.“

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  50. Meine Interpretation stützt sich hierbei auch auf die Musik-Stücke der Gruppe, die ich von ihnen als Text und als gespielte Kassette bekam.

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  51. Passage: Eingangserzählung, Zeile 71.

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  52. Carlos fasst Afrika und Gesellschaft als Ganzheiten auf, d.h. er spricht nicht von verschiedenen ethnischen Gemeinden, sondern von einer früheren einheitlichen afrikanischen Gesellschaft. Auch hier wird deutlich, dass der Bezug zu Afrika imaginär ist und aus der heutigen Diaspora-Perspektive konstruiert wird.

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  53. Gilroy (1993:87) begründet diese verwickelte Bezugnahme folgendermaßen: „This new ethnicity is all the more powerful because it corresponds to no actually existing black communities. Its radical utopianism, often anchored in the ethical bedrock provided by the history of the Nile Valley civilisations, transcends the parochialism of Caribbean [or Brasilian - WW] memories in favour of a heavily mythologised Africanity that is itself stamped by its origins not in Africa but in a variety of pan-African ideology produced most recently by black America.”

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  54. Am erzählte uns später, dass die Gruppe zu einem früheren Zeitpunkt bereits ein Fernsehinterview in diesem Café gebeben hatte. Da sie davon ausgingen, dass wir mit einer Videokamera arbeiten würden, schlugen sie das öffentliche Café als Interview-Ort vor.

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  55. Die Demonstration sowie die von der CDU geführte Kampagne wurden später auch in der Gruppendiskussion thematisiert.

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  56. Etwa im Jahr 1992.

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  57. Siehe Eingangserzählung, Zeilen 43–62.

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  58. So äußerte sich z.B. Cm aus der Gruppe Atitude: „Bevor ich in der Cohab Fernandes gewohnt habe habe ich auch in einem Viertel gewohnt, man kann sagen noblen ne ich wohnte viele Sachen abzuwehren (.) ne und wirklich zu wachsen ne und zu sehen wie heuchlerisch unsere Gesellschaft ist (3)“ (Passage HipHop, 63–93).

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  59. Gruppe Ideale, Eingangserzählung, Z. 29.

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  60. Gruppe Atitude Passage HipHop, Z. 91.

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  61. Piaget stellt in der sozialen Interaktion zwei Typen von Reziprozität fest, auf die James Youniss (1984) detailliert eingeht. Bei der komplementären Reziprozität interagieren beide Teilnehmer „unter ungleichen Voraussetzungen. Die Beiträge des einen zählen mehr und besitzen größeres Gewicht als die des anderen. Insbesondere bestimmt der einflussreiche Teilnehmer, was akzeptiert und was verworfen, was gebilligt und was missbilligt wird… In der symmetrischen [Herv.: WW] Form der Reziprozität besitzt keiner der Teilnehmer ein Übergewicht in dem eben beschriebenen Sinn“ (Ebd.:40). Während im ersten Typus der Reziprozität eine „Moral des Zwangs” erfolgt, führt die zweite Form von Reziprozität zu einer „Moral der Kooperation“. Auf der Ebene der interpersonalen Kommunikation — so Youniss - ist Komplementarität kennzeichnend für Autoritätsbeziehungen, während symmetrische Reziprozität sich durch Wechsel der Hörer und Sprecher Rolle und Teilens der Autoritätsrolle sowie durch wechselseitige Perpektivenübernahme zeigt.

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  62. Dass es sich um die „Heimat“ Türkei handelt, wird in einer weiteren Passage der Gruppendiskussion deutlich, in der berichtet wird, dass es aufgrund einiger Musik-Stücke mehrere Hindernisse bei der Vermarktung ihrer LP in der Türkei gab.

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  63. Wie tiefgreifend die Folgen des Verlustes der geschichtlichen und kulturellen Wurzeln sowie der verwandtschaftlichen Bindungen sein können, wurde am Beispiel der Jugendlichen aus der Gruppe Atitude deutlich.

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  64. Der Begriff Intermezzo Cultures oder Cultures of Inter-Being stammt aus den Arbeiten von Deleuze and Guatari (1986) und wird als „a kind of cultural body without organs“ definiert (zit. n. Back 1996:227).

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  65. Dazu äußerte sich Am folgendermaßen: „Natürlich wenn man halt auf dieser Basis auch noch seine Kohle kriegt, das ist:: ne andere n’anderer Thema, is zwar schön und gut also das war gelogen wenn ich sage, ja ich bring zwar Platten auf (.) auf’n Markt aber ich will von den nix gewinnen, äh:: ich schenk es euch oder so“ (Eingangserzählung, 95–101).

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  66. Am von der Gruppe Drama äußerte sich zum Thema Oriental Rap folgendermaßen: „Also (.) ich selbst spiel ja zum Beispiel auch äh Bamama; äh es ist äh die türkische Gitarre jetzt; //Hm// äh dass man solche Elemente in die Pop Musik reinbringt ist ne Frechheit so; und äh die türkische Sprache eignet sich gar nicht für sowas“ (Rap, 207–215).

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  67. Vgl. dazu das 3. Kapitel zum Thema Diskriminierungserfahrungen und habituelle Bewältigungsstrategien.

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  68. Alle Zitate in diesem Abschnitt sind, soweit nicht anders angegeben, den empirischen Erhebungen mit den Jugendlichen entnommen und finden sich in ihrem Kontext auf den vorangegangenen Seiten wieder.

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  69. Zum Begriff der dritten Sphäre siehe Fußnote 40 in diesem Kapitel.

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  70. Wie sich in der Gruppendiskussion und in weiteren Gesprächen mit Jugendlichen der Gruppe Atitude herausstellte, handelt es sich dabei um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Rap-Stücken aus der sog. nordamerikanischen Old School (z.B. Afrika Bambaataa, Grandmaster Flash, Public Enemy) sowie mit Texten von Ice Cube, N.W.A. und De La Soul.

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  71. Das Interesse von Ideale richtet sich dabei nicht nur auf die Migranten türkischer Herkunft, sondern auf alle Nicht-Deutschen.

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Weller, W. (2003). Ästhetische Praxis und kollektive Orientierungen der Paulistanischen und Berliner HipHop-Gruppen. In: HipHop in São Paulo und Berlin. Forschung Soziologie , vol 172. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10306-6_3

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