Zusammenfassung
Es ist nicht selbstverständlich, daß sich die Politikwissenschaft heute als Sozialwissenschaft versteht, früher wurde sie zu den Geisteswissenschaften gezählt. Inzwischen ist der alte Gegensatz zwischen Naturwissenschaften, die die toten, geschichtslosen, außermenschlichen Objekte logisch analysieren, und den Geisteswissenschaften, die die lebenden, geschichtlichen, menschlichen Zusammenhänge durch „Verstehen” durchdringen, überwunden. Dieser Gegensatz geht auf den deutschen Philosophen und Kulturhistoriker Wilhelm Dilthey zurück, der geradezu zwei Wissenschaftswelten in Theoriebildung, Methode und Forschungsgegenstand unterschied. In anderen Kulturkreisen ist die Zwei-Reiche-Theorie einer grundsätzlichen Unterscheidung von Naturwissenschaft einerseits und Geistes-, Human- oder Kulturwissenschaften andererseits nie so konsequent akzeptiert worden wie in Deutschland, so hieß doch beispielsweise in den USA unsere Disziplin ursprünglich „government”, und sie gehörte damit zu den „humanities”. Erst seit den zwanziger Jahren setzte sich die Bezeichnung „political science” durch. „Science” meint in den USA eigentlich Naturwissenschaft, also „harte” Wissenschaft, die an Fakten orientiert ist und Gesetzmäßigkeiten erforscht.
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von Alemann, U. (1995). Politikwissenschaft als moderne Sozialwissenschaft. In: Grundlagen der Politikwissenschaft. Grundwissen Politik, vol 9. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10221-2_3
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