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Zusammenfassung

Mit dem Übergang von der Schule zur beruflichen Ausbildung werden die Lehrlinge zum ersten Mal mit den Erfahrungen eines Arbeitsalltages konfrontiert, durch dessen immergleiche Abläufe und Strapazen möglicherweise — wie sie nun erkennen — ihr gesamtes weiteres Leben geprägt sein wird. Hiermit stellen sich Orientierungs- und Sinnprobleme, durch die die Jugendlichen in eine mehr oder weniger ausgeprägte Krisenphase hineingeraten. Dies vor allem auch deshalb, weil sie nur wenig darauf vorbereitet sind. Um dies zu verstehen, bedarf es genauerer Einblicke in die spezifische Struktur und Zeitlichkeit der biographischen Orientierungen und Lebensperspektiven bei Lehrlingen. Diese sind nicht, wie bei den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten (vgl. Bohnsack 1989), geprägt durch eine zweckrationale Orientierung an institutionalisierten Ablaufmustern der Ausbildungs- und Berufskarrierel. Vielmehr steht eine Orientierung an den nahweltlichen milieuspezifischen Lebenszusammenhängen der Nachbarschaft, des Viertels, der Verwandtschaft mit ihren Erfahrungsräumen einer gemeinsamen Lebenspraxis und ihren zyklischen Ereignisabläufen im Vordergrund.

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Literatur

  1. Zu einer derartigen „Verzeitlichung des Lebens“, mit der es zu „einem chronologisch standardisierten ‘Normallebenslauf gekommen” ist siehe Kohli 1985 (S. 2).

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  2. Stilproduktionen sind von einigen Vertretern der Birmingham-School dort als „magische Lösungen“ charakterisiert worden, wo sie in funktionalistischer gesellschaftstheoretischer Betrachtung mit dem Vergleichshorizont einer historischenLösung gesellschaftlicher Widersprüchekontrastiertworden sind(vgl. Clark 1979, S. 153 f.). Demgegenüber lesen sich die rekonstruktiven empirischen Studien von Willis (1979) als durchaus rationale Lösungen, wie auch Giddens (1988) in seiner Re-Interpretation der Studie von Willis gezeigt hat.

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  3. Siehe dazu vor allem die Unterscheidung von „Versachlichung“ und „Vergegenständlichung” bei Berger und Pullberg 1965.

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  4. Dahinter steht die von Mannheim (1964a) ausgearbeitete methodologische Differenz von immanentem Sinngehalt einer Äußerung, ihrem dokumentarischen Sinngehalt (der sich auf den Habitus bezieht) und dem intendierten Ausdruckssinn,zu dem auch die intendierten Stile gehören, z. B. auch die Rollendistanz im Sinne von Goffman. In der Äußerung von Goffman (1980, S. 290): „Stil kommt uns unecht (’fault’) vor, wenn er absichtsvoll ist“, ist die Unterscheidung von habituellen (nicht-absichtsvollen) Stilen und intendierten (absichtsvollen) Stilelementen und somit diejenige von habituellem und kommunikativem Handeln angesprochen. (Vgl. zu dieser Unterscheidung auch Hahn 1986, Schäffer 1995 u. Bohnsack 1994). Auch die Stilanalyse von Soeffner (1992b) am exemplarischen Fall des „Punk” bewegt sich auf der Ebene des intendierten Ausdrucksstils.

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  5. Der Begriff der „persönlichen Identität“ bei Goffman (1967) ist, da er unter dem Gesichtspunkt der „Informationskontrolle” (S. 56 ff.), d. h. der (intendierten) Selbstpräsentation konzeptualisiert wurde, auf der Ebene der intendierten Ausdrucksstile und somit des kommunikativen Handelns angesiedelt (vgl. auch die vorherige Anmerkung). Auf der Ebene der habitualisierten Stilelemente, also des habituellen Handelns ist angemessener von „persönlichem Habitus“ die Rede. Dies entspricht auch der Ebene, auf der die „biographische Gesamtformung” im Sinne von Fritz Schütze (1981 u. 1983) angesiedelt ist (vgl. auch: 7.2.). Zu einer genaueren Ausdifferenzierung dieser Phasen der Stilentfaltung s. Schäffer 1995.

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  6. Vgl. dazu die Fallanalyse der Gruppe Spaß in der Dissertation von Burkhard Schäffer (1995), in der sich die Konsolidierung gruppenintern auf dem Wege eines extremen Rückzuges vollzieht.

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  7. In allen Gruppen lassen sich die entwicklungstypischen Phasen bzw. Stadien der Adoleszenzentwicklung der Ent-Täuschung,der Negation,der Re-Orientierung und der Konsolidierung unterscheiden. Siehe dazu die Dissertation von Klaus Städtler (1995) sowie Bohnsack 1989. Der gruppeninterne Zyklus von Affizierung und Validierung beginnt möglicherweise bereits in der Ent-Tauschungs-Phase und strukturiert entsprechend die krisenhafte Orientierungssuche in derNegationsphase.

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  8. Im Sinne von Kohlberg und Habermas (1976), handelt es sich bei diesen Regeln um universalethische Prinzipien. In Auseinandersetzung mit Kohlberg versucht Habermas diese Ebene der Perspektivenreziprozität dann im Zusammenhang mit seiner „Theorie der kommunikativen Kompetenz“ nach Art einer „universalen Sprachethik” zu fassen. Kohlberg und Habermas sind hier vor allem durch Piaget beeinflußt, der hier von „konstitutiven Regeln“ spricht. Im Sinne von George Herbert Mead (1964) läßt sich hier von „universe of discourse” sprechen.

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  9. Vgl. dazu wiederum die Ausdifferenzierung entwicklungstypischer Phasen von Städtler 1995 sowie Bohnsack 1989.

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  10. Elemente einer derartigen episodalen Negation der Alltagsexistenz sind von Buford ( 1992, S. 234) mit der Metapher: „Momente, wo das Bewußtsein aufhört“ in eindringlicher Weise beschrieben worden: „Momente von animalischer Intensität, der Gewalttätigkeit, Momente, wenn keine Vielzahl, keine Möglichkeiten verschiedener Denkebenen bestehen, sondern nur eine einzige - die Gegenwart in ihrer absoluten Form”.

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  11. Die Bedeutung des „Mob“ für den jugendlichen Aktionismus wurde in der Tradition der Chicagoer Schule bereits bei Park und Thrasher (1927) herausgearbeitet.

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  12. Wir sind uns der Problematik des Begriffes der „Schicksalsgemeinschaft“ aufgrund seiner Bedeutung in der Propaganda des Nationalsozialismus bewußt. Dieser Begriff erscheint hier jedoch durchaus treffend - vor allem vor dem Hintergrund seiner Bedeutung in der Mannheimschen Wissenssoziologie, innerhalb derer von einem Generationszusammenhang als einer „Partizipation an den gemeinsamen Schicksalen (1964 d, S. 542, urspr.: 1928) die Rede ist. Dies wiederum geht auf seine Bedeutung in der Praxisphilosophie Heideggers zurück (1986, S. 384).

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  13. Zur Analyse der „kleinen Solidargemeinschaft der Mitsoldaten (’Kumpels’, ‘Kameraden’) an der Front“ und deren „Funktionalisierung” durch die Armeeorganisation des Zweiten Weltkrieges vgl. Schütze (1989), S. 89 ff. Diese zentrale Funktion des Hooligan-Aktionismus, diejenige der Konstitution einer episodalen Schicksalsgemeinschaft ist bei Buford (1992, S. 132) nur am Rande erwähnt: „und jeder einzelne von uns weiß jetzt, wir haben etwas Wichtiges durchgemacht - etwas Handfestes. Nach so einem Erlebnis werden wir uns nicht mehr aufsplittern. Wir splittern uns nie mehr auf. Wir bleiben unser Leben lang Kumpels.“ (S. 132)

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  14. Zu diesen sekundären Motiven gehörtchrwww(133) eine gruppendynamisch anwachsende Kohäsion der Verfolgten. Sie empfinden sich als Schicksalsgemeinschaft“ (Neidhardt 1981, S. 253).

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  15. Die Gewalttaten unterliegen einer Eigendynamik, die rationale Steuerung ausschließt. Dieser Sachverhalt ist Intellektuellen, die notorisch den rationalen Diskurs predigen und Gewalt verdammen, kaum nachvollziehbar“, wie es bei Schumann (1993, S. 327) heißt.

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  16. Soziale Kontrolle durch Institutionen und nachbarschaftliche Beziehungen erfahren die Jugendlichen als sehr stark einschränkend repressiv“ heißt es in der Studie von Kühnel und Matuschek (1996, S. 199), die ebenfalls in einem Ostberliner Stadtteil mit Hochhausbebauung durchgeführt wurde, mit Bezug auf einen spezifischen Typus von Netzwerken Gleichaltriger, der sich durch eine „Normalität” devianten Verhaltens auszeichnet.

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  17. Andere Wege der „Inszenierung“ von Gemeinsamkeit werden in der Dissertation von Bodo Wild (1995) über „Fußballfans und Hooligans” unterschieden: Neben einer „Suche nach Zusammengehörigkeit“ bei den Hooligans findet sich in anderen Milieus von Fußballfans die „Suche nach Zugehörigkeit” sowie die „Suche nach kommunikativer Eingebundenheit“.

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  18. Auch im Rahmen sozialpsychologischer Entwicklungsmodelle findet sich der Begriff „Kameradschaft“ (companionship), allerdings wird er dort nicht definitorisch abgegrenzt von dem der Freundschaft („friendship”; vgl. Damon 1984, S. 160 ff.). Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, daß der Begriff der Kameradschaft im Rahmen der sozialpsychologischen Entwicklungsmodelle eher zur Kennzeichnung von solchen Beziehungen unter Kindern zur Verwendung kommt, bei denen das Teilen und Verteilen von Gütern (also symmetrische Reziprozität im Sinne von Youniss) im Mittelpunkt steht. Von daher läßt sich in entwicklungstypischerPerspektive das Entstehen von Kameradschaftsbeziehungen auch als Voraussetzung für die Entwicklung weitergehender Freundschaftsbeziehungen verstehen (vgl. Städtler 1995).

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  19. Youniss (1984) spricht hier von „kooperativer Reziprozität“. Nach Piaget handelt es sich um die Ebene der „Koordination”.

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  20. Der Ebene des „universe of discourse“ bei Mead (1964) entspricht im Sinne von Piaget diejenige der „konstitutiven” Regeln.

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  21. So heißt es bei Heitmeyer u.a. 1995, S. 144: „Betrachtet man den Zusammenhang zwischen der Familienkonstellation und der Gewalttätigkeit der Jugendlichen, so können wir feststellen, daß Jugendliche, die in unvollständigen Familien aufgewachsen sind, nicht signifikant häufiger Gewalt ausübten als Jugendliche, die in vollständigen Familien aufgewachsen sind.“

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  22. Helsper u. a. ( 1991, S. 175) kommen bei der Auswertung von insgesamt zehn Biographischen Interviews mit jugendlichen „Außenseitern“ zu einem Ergebnis, welches unsere Interpretation zu stützen vermag: „es scheint nicht das belastende Ereignis (des Auseinanderbrechens von Familienstrukturen,d. A.) zu sein, das zu einer Marginalisierung beiträgt, die Möglichkeiten der Bearbeitung dieser Ereignisse sind mindestens von ebenso großer Bedeutung”. Helsper u. a. gehen allerdings auf die Konsequenzen dieser Bearbeitung für die persönliche Identität nicht näher ein. Sie konstatieren zwar, „daß in mehreren Interviews die Darstellungen zur Familie ziemlich knapp und lückenhaft waren“. Unter Bezugnahme auf Goffman und sein Konzept des Stigmamanagements verstehen die Autoren dies entweder als „bewußte Täuschung”, als „latente Selbsttäuschung“ bzw. als „Informationskontrolle, um einen stigmatisierenden Sachverhalt zu verbergen”.

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  23. In der in ihre Studie integrierten qualitativen Untersuchung von richterlichen Urteilsschriften kommen Willems u. a. (1993, S. 166) zu dem Ergebnis, daß sich „kein eindeutiges oder typisches biographischesMusterund keinerlei Hinweise auf eine Dominanz problematischer Familienkonstellationen (’Vaterverlust’) oder einseitige Erziehungsstile (autoritär vs. antiautoritär) für die in unserer Analyse erfassen Täter fremdenfeindlicher Gewalt“ ergibt.

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  24. Korfes ( 1992, S. 51 u. 52) spricht mit Bezug auf „die Herausbildung einer rechten Jugendkultur in der ersten Hälfte der 80er Jahre“ in der DDR von einer Motivation der „Ablehnung der fremdbestimmten Integration in erstarrte gesellschaftliche Strukturen”.

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  25. Hierzu bemerkt Lipp ( 1985, S. 145): „Provokateure schreiben sich nicht Mängel, individuelle Bloßstellen und Blößen gut; sie laden Schuld auf sich und versuchen, Schuldzuschreibungen umzukehren und an die ächtenden, sozialen Erstinstanzen zurückzuspiegeln“ - Nach Lipp implizieren Provokationen primär die Übernahme kulpativer Stigmata, also eine Selbststigmatisierung. Im weiteren „schließt Selbststigmatisierung militanten Aktionismus und radikale, bürgerkriegsartige Prozesse keineswegs auschrwww(133), sie verweist im Kern auf sie”.

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  26. Die Jugendlichen versuchen, mit anderen Worten, jenes Gefühl von Menschlichkeit wieder herzustellen, in denen das eigene Selbst als Akteur erfahren wird - jenen Zustand, in denen der Mensch selbst die Ereignisse steuert. Die Wiederherstellung der Menschlichkeitchrwww(133) vermag auf dem Wege des Normbruchs bewältigt zu werden. Der Delinquent findet seine Reintegration in die moralische Ordnung auf dem Wege des Verbrechens “ - und, so können wir ergänzen, auf dem Wege der Provokation (Matza, 1964, S. 189 ).

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  27. Wo Männlichkeitsdarstellungen mangels anderer Möglichkeiten zur letzten Ressource von sozialer Identität werden, muß machismo zwangsläufig in Reinform auftreten“, heißt es bei Kersten (1993, S. 235), der andererseits auch auf die provokative Funktion von Männlichkeitsdarstellungen verweist.

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  28. vgl. hierzu genauer die komparative Analyse dieser Gruppe mit westlichen Musikgruppen bei Schäffer 1995

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  29. Homolog dazu heißt es in der hier aus Platzgründen nicht dargestellten Gruppe Schikane (vgl. Städtler 1995): Die Ostler können „aus Scheiße en Bonbon machen“. Die Westler hingegen seien „nur Teilewechsler”.

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  30. Die bei Pfeiffer und Wetzels (1994) wiedergegebenen Ergebnisse basieren auf einer Anfang 1992 durchgeführten Repräsentativbefragung des Kriminologischen ForschungsinstitutsNiedersachsen: die Gesamtzahl der erfaßten Straftaten stieg im Vergleich der Doppeljahre 1988/89 und 1990/91 um mehr als das Doppelte (+ 116,2%) - in Berlin stieg die Zahl tatverdächtiger Jugendlicher im Jahre 1989 gegenüber dem Vorjahr um über 60% und die tatverdächtiger Heranwachsender um etwa 35% (vgl. Ohder 1992, S. 42).

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Bohnsack, R., Loos, P., Schäffer, B., Städtler, K., Wild, B. (1995). Zusammenfassung der Ergebnisse. In: Die Suche nach Gemeinsamkeit und die Gewalt der Gruppe. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09767-9_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09767-9_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-09768-6

  • Online ISBN: 978-3-663-09767-9

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