Zusammenfassung
Es gibt seit einigen Jahren eine untergründige Tendenz, alles aus einer globalen Perspektive zu betrachten bzw. gesellschaftspolitische Entwicklungen in eine globale Perspektive einzuordnen. Dieser Trend ist auch an der Geschichtspolitik oder, um es etwas genauer zu charakterisieren, an der als wissenschaftliche Aufklärung verstandenen Erinnerungspolitik nicht spurlos vorbeigegangen. Einen besonderen Status nimmt aus nachvollziehbaren Gründen in diesem Kontext der Holocaust ein. So schrieb der israelische Historiker und Antisemitismusforscher Yehuda Bauer im Spiegel:
„Der Stellenwert des Holocaust in der heutigen Welt ist überaus bemerkenswert. Mittlerweile gibt es zwei Holocaust-Gedächtnisstätten in Japan, eine in Fukuyama bei Hiroshima und eine in Tokio. Über den Genozid an den Juden wird zudem an einer Universität in Shanghai gelehrt. Er ist nicht nur eine rein ‚westliche’ Angelegenheit, er verwandelt sich stattdessen mehr und mehr in ein globales Thema“ (Bauer 2001).
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Literatur
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Probst, L. (2003). Der Holocaust — eine neue Zivilreligion für Europa?. In: Bergem, W. (eds) Die NS-Diktatur im deutschen Erinnerungsdiskurs. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09744-0_12
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