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Part of the book series: Reihe Theorie des sozialen und kulturellen Wandels ((WANDEL,volume 3))

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Zusammenfassung

Der über den kategorialen Wandel vermittelte Zusammenhang zwischen der technischen Ebene und der abstrakten Weltbildebene ist als historische Entwicklung komplexer Natur. Daher mag es über weite Strecken der vorliegenden Untersuchung geschienen haben, als ob wir von unserem Thema, der Entstehung des Maschinenparadigmas und insbesondere der Rolle der konkreten Maschinen hierfür etwas abgekommen wären. Doch auch wenn man sich wie hier mit den konkreten Maschinen auf einen wesentlichen Faktor einer historischen Entwicklung konzentriert, entgeht man der prozessualen Komplexität nicht. Der eingeschlagene Argumentationsweg mit seinen tech-nik- und sozialgeschichtlichen, entwicklungs- und kognitionspsychologi-schen, wissenschafts- und wissensmediengeschichtlichen Elementen versuchte dem gerecht zu werden. Entsprechend greifen etwa rein wissenschaftsgeschichtliche Erklärungen über die Eigenbewegung des Geistes zu kurz; denn so ,eigen’ ist diese Bewegung nicht, da sie zum einen in Auseinandersetzung mit veränderlichen Gegebenheiten steht und zum anderen über eine veränderliche Medialität vermittelt ist, die wiederum von historisch spezifischen kognitiven Bedingungen abhängig sein kann.

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Referenzen

  1. Zur Bedeutung der Umformung des ‘Wirklichen’ zu einem homogenen Kontinuum für die Entwicklung der Naturwissenschaften vgl. Rickert 1910.

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  2. Die Quantenmechanik hat diese Seinsunterstellung wieder eingezogen — und damit für unsere heutige Anschauung einige Probleme aufgeworfen.

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  3. Newtons Fluxionen, die wir oben kurz angesprochen haben, sind dem äquivalent, nutzen aber eine geometrische und nicht eine algebraische Form.

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  4. Vgl. Leibniz 1687, S. 231.

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  5. Gerade die Produktion von neuem Wissen mit den geometrischen Methoden war entscheidend für die Umstellung der argumentativen Legitimation auf mathematisch-geometrische Berechenbarkeit, während der syllogistischen Methode nur noch analytischer Charakter zugesprochen wurde.

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  6. Eine entsprechende Bedeutung hatte die ‘resolutiv-kompositive Methode’; vgl. Röd 1970.

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  7. Die Durchschaubarkeit der Welt legitimiert so die der menschlichen Technik analoge Machbarkeit der Welt. Es ist entsprechend konsequent eine mechanistische Kosmologie mit einer hypothetischen Weltvernichtung, einer „Privation“, zu beginnen, um dann alles den maschinalen Prinzipien entsprechend neu aufzubauen. Explizit findet sich dieser Gedanke bei Descartes und Hobbes. So möchte Descartes (um den theologischen Problemen mit der existierenden Welt zu entgehen) zeigen, „was in einer neuen Welt geschehen würde, wenn Gott jetzt irgendwo im leeren Raum, den man sich jenseits dieser Welt vorstellen mag, genug Materie zu ihrer Bildung schüfe, ihre einzelnen Teile verschiedenartig und ohne Ordnung bewegte, so daß ein Chaos entstände ..., und wenn er danach sich damit begnügte, der Natur seinen gewöhnlichen Beistand zu leihen und sie nach den Gesetzen wirken zu lassen, die er ihr gegeben hat.“ Unter der Voraussetzung der Vollkommenheit Gottes lässt sich dann bei Descartes eine der unseren analoge Welt zusammenzusetzen. Auch Hobbes beginnt in De corpore — nach einem grundlegenden Kapitel zur Logik — das Kapitel zur „Ersten Philosophie“ mit den Worten: „Den Eingang in die Naturlehre werden wir ... am besten von der Privation aus nehmen, d.h. von einer ersonnenen Aufhebung des Weltalls aus.“ Descartes 1637, S. 69ff; sowie Hobbes 1655, S. 99; vgl. auch Baruzzi 1973, S. 46ff.

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  8. Ohne dass das Problem in seiner Tiefe aufgetaucht wäre, war dies letztlich eine reversible Zeit. In welche Richtung sich die Räder der Maschine drehen, oder ob der Stoß von links oder rechts kommt, ist gleichgültig.

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  9. Der Aufbau des physikalischen Raumes auf Linearität hat die (auch irritierende) Konsequenz, dass dessen Unendlichkeit mitgedacht werden muss, die allerdings mit der maschi-nalen Geschlossenheit (mit was überhaupt?) nicht direkt in Einklang zu bringen ist.

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  10. Die Mechanisierung liefert dieser Reduktion adäquate Anschauungen: so wurden mit Hilfe von Maschinen zunehmend auch Arbeitsprozesse wie Färben oder Gerben verrichtet, die traditionell als Qualitätsveränderung und nicht als Ortsveränderung begriffen wurden. Mit der Mechanisierung dieser Prozesse (Vermahlen und Verrühren) konnte sich die Ansicht verbreiten, dass die Veränderung der Farbe nur durch die Bewegung und mechanische Teilung entsprechender Teilchen zu Stande kommt. Damit führt die Reduktion des Veränderungsbegriffs auch zur Differenzierung in primäre (wahre) und sekundäre (scheinhafte) Qualitäten, d.h. solchen, die auf der räumlichen und kinematischen Ordnung von Teilen der Dinge beruhen, und solchen, die der Wirkung der primären Qualitäten auf unseren Wahrnehmungsapparat gemäß lediglich scheinhaften Charakter haben.

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  11. Das paradoxale Verhältnis von Teil und Ganzem, das hier durchscheint, „entfaltet sich in den Unterschied von eher mechanistischen oder eher animistischen Weltbeschreibungen.“ Je nach dem von welcher Seite man das Werden denkt; Luhmann 1997, Bd 2 S. 913.

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  12. „Eine Maschine »lebt« gleichsam von den teleologischen Beziehungen, die ihr von den Konstrukteuren, Benutzern, Beobachtern, also von einem kulturellen Universum, einverlebt werden. Wird davon abstrahiert, um die reine physikalische Innenwelt der Maschine zu isolieren, so arbeitet man zwangsläufig mit dem Trugbild einer vom Himmel gefallenen Urma-schine.“ Sutter 1988, S. 225.

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  13. Dabei ist die Entdeckung des Blutkreislaufs zu Beginn des 17. Jahrhunderst mit der Analogie zwischen dem Herz und einer Pumpe eine der zentralen empirischen Stützen für die Subsumtion der Biologie unter die Mechanik.

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  14. Descartes 1637, S. 91f.

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  15. Auch Leibniz unterscheidet die menschlichen und die natürlichen Maschinen hinsichtlich ihrer Komplexität; allerdings beinhaltet seine Unterscheidung durch ihre Referenz auf die den menschlichen Werken ermangelnde Kontinuierlichkeit der Natur ein absolutes Moment: „So ist jeder organische Körper eines Lebewesens eine Art von göttlicher Maschine oder natürlichem Automaten, der alle künstlichen Automaten unendlich übertrifft. Denn eine durch Menschenkunst gebaute Maschine ist nicht auch Maschine in jedem ihrer Teile.“ Leibniz 1714, Nr. 64.

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  16. Zu den verschiedenen Ausprägungen des Problems der Körpermaschinen bei Descartes, Leibniz, La Mettrie und Kant vgl. Sutter 1988.

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  17. Ohne die Heeresreformen, die ca. seit 1560 durch die Einführung des Drills das komplette Militärwesen in Europa umwälzten, hätte das Maschinenparadigma für das soziale Feld nicht diese Evidenz gewinnen können. Durch den Drill werden die Bewegungen des einzelnen Soldaten in funktionale Bestandteile zerlegt, um sie dann den verschiedenen taktischen Formationen einer ganzen Abteilung zu integrieren. Das politische Schrifttum bedient sich daher regelmäßig des Vergleichs von Staaten und Armeen.

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  18. Dies zeigt sich z.B. in kausalen Vorstellungen, die direkt auf das Ineinandergreifen von Rädchen oder der billardkugelartigen Fortpflanzung einer Befehlskette anspielen. Vgl. Stollberg-Rillinger 1986; Mayr 1987.

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  19. Hobbesl651, S.5.

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  20. Zur Verbreitung des Maschinenbegriffs in den Staatswissenschaften der Frühen Neuzeit vgl. Stollberg-Rilinger 1986.

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  21. Die Uhrwerksmetapher spielt eine entscheidende Rolle für die politische Systemlegitimation, insofern „als der Vergleich Uhr-Staat vielfach unmittelbar übergeht in den Vergleich Uhr-Kosmos ...“; Müller 1994, S. 24.

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  22. „Kein Teil kann das Ganze im Ganzen sein; aber es gibt Teile, die zur Repräsentation des Ganzen im Ganzen befugt und befähigt sind.“ Die Problematik verschiebt sich so allerdings nur auf die Ebene der Repräsentation; Luhmann 1997, Bd 2 S. 920f.

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  23. „Denn eine Perception kann natürlicherweise nur aus einer anderen Perzeption entstehen, wie eine Bewegung natürlicherweise nur aus einer Bewegung entstehen kann...“. Leibniz: Monadologie, Nr. 23. Dieser operativen Entkoppelung erfordert in der Folge die prästabi-lierten Harmonie, die Leibniz durch zwei absolut gleichlaufende Uhren veranschaulicht.

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  24. Auch Descartes möchte den ganzen Bereich der Erkenntnis in sicherer und evidenter Form durchlaufen; so beschränkt er die Gewinnung wahren Wissens auf die methodischen Prinzipien der Intuition (des unmittelbar evident Gegebenen) und der Deduktion (aus dem intuitiv Gegebenen); Descartes 1628.

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  25. Vgl. Krämer 1991.

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Remmele, B. (2003). Schlussbemerkungen. In: Die Entstehung des Maschinenparadigmas. Reihe Theorie des sozialen und kulturellen Wandels, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09692-4_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09692-4_7

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-3779-4

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