Zusammenfassung
Zivilgesellschaft als Verfahren — diese Formel erscheint wie ein Widerspruch in sich. Während der Begriff der „Zivilgesellschaft“ auf eine gesellschaftliche Handlungssphäre verweist, die durch spezifische Normen der Selbstorganisation und eine Handlungslogik der spontanen Kommunikation ausgezeichnet ist (vgl. Cohen/Arato 1992; Habermas 1992; Klein 2001), sind Verfahren temporäre soziale Systeme mit vorgegeben Rollen und Spielregeln, durch Inszenierung von ihrer Umwelt deutlich unterschieden (Luhmann 1969). Die formelartige Zusammenstellung beider Konzepte soll auf eine gewisse Paradoxic von Mitteln und Zwecken hinweisen, die dem Projekt deliberativer politischer Beteiligung eingeschrieben ist. Als deliberativ werden dabei solche Formen der politischen Beteiligung bezeichnet, die nicht die Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen, sondern an Verhandlungen und Argumentationen anbieten (vgl. Elster 1998), und die man daher als Diskurs- und Verhandlungsverfahren bezeichnen kann.
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Literatur
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Feindt, P.H. (2002). Zivilgesellschaft als Verfahren — Innerstädtische Planung und kommunale Drogenpolitik im Modus kooperativer Konfliktlösung. In: Haus, M. (eds) Bürgergesellschaft, soziales Kapital und lokale Politik. Stadtforschung aktuell, vol 86. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09455-5_10
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