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Fallstudien: Rekonstruktion der Bildungsbiographien

  • Chapter
Bildungserfolg und Migration

Part of the book series: Studien zur Jugendforschung ((SZJUG,volume 22))

  • 242 Accesses

Zusammenfassung

Nach dem theoretisch-methodologisch einführenden Teil geht es nun um die Rekonstruktion der Migrantinnenbiographien. Vor der eigentlichen Falldarstellung ist es jedoch zunächst wichtig, sich mit der Interviewsituation als Eröffnung einer sozialen Praxis auseinanderzusetzen, die die nachfolgende Interaktionssituation Interview strukturiert. Auf diese Weise wird die Situation, in der die Kommunikation stattfindet, einer Kontextanalyse unterzogen, durch die es möglich wird, die eigene Herangehensweise in Bezug auf die Gewinnung von Daten zu reflektieren. Im Anschluss an die Analyse der Interviewsituation werden zwei Fälle ausführlich dargestellt, um die Interpretationspraxis, wie sie in der Dissertation für die Gesamtheit der Fälle angewendet wurde, zu veranschaulichen. Vier Fälle werden in diesem Band aus Platzgründen nur in verknappter Darstellung erscheinen. Dennoch erfolgt eine Darstellung aller in die Dissertation eingegangenen Fälle, um die an die Fallstudien anschließenden theoretisierenden Schritte, in denen es immer wieder um Aspekte aus einzelnen Fällen geht, nachvollziehbar zu machen.

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Literatur

  1. Das Interview wird nicht erst von dem Moment an aufgezeichnet, in dem die Erzählerin beginnt, ihre Biographie darzustellen, sondern von dem Moment an, in dem der Stimulus erfolgt. Danach beginnt in einigen Fällen eine der Eingangsinformation folgende Aushandlungsphase über den tatsächlichen Gegenstandsbereich des Interviews, die ebenfalls relevant ist, weil hier eine Situierung der Interviewpartnerinnen erfolgt. Bei der Transkription orientiere ich mich grob an den Richtlinien von Glinka (1998) und Schütze (1996), die darauf verweisen, dass der Duktus der tatsächlichen mündlichen Erzählgliederung Vorrang vor der Verwendung von Satzzeichen im grammatikalisch korrekten Sinne hat (Schütze 1996: 199 f.), und an der Transkriptionspraxis von Helsper (z.B. 1994). Die Zeichen der Transkription sind im Anschluss an das Literaturverzeichnis vermerkt.

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  2. Zu dieser Problematik wurde im Forschungskolloquium von Prof. Dr. Franz Hamburger und in der Interpretationswerkstatt von Prof. Dr. Werner Helsper und Dr. Bernd Stelmaszyk mehrfach diskutiert, welche Setzungen im Interview nondirektiv wären. Denn auch wenn der Stimulus völlig offen gestellt wird (etwa: „Erzähle mir deine Lebensgeschichte“), dominieren in der Interaktionssituation bestimmte Strukturen, wie,man’ eine Lebensgeschichte zu erzählen hat (dazu auch: Kohli 1991/1998: 318).

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  3. An der Interpretation waren beteiligt: Anne Jacoby, Werner Helsper, Merle Hummrich, Bernd Stelmaszyk, Sebastian ldel, Bärbel Maul, Evelyn Reuße, Katharina Altmann.

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  4. Ich möchte darauf verweisen, dass der Begriff Entfremdung hier nicht im Sinne der marxschen Terminologie verwendet wird, nach der die Menschen sich selbst im ökonomischen Prozess entfremden (Skirbekk/Gilje1993: 612), sondern vielmehr ein Begriff gemeint ist, der den Prozess des fremd Werdens eines Subjekts gegenüber der Gemeinschaft (z.B. der Familie) beschreibt. Damit betont der Begriff Entfremdung gegenüber dem Begriff der Distanz den Prozess der Herauslösung aus der gemeinschaftlichen Einbindung, der immer auch durch Reflexion des sich Entfemens geprägt ist, und meint nicht zwingend eine ohnmächtige Position gegenüber einem selbst induzierten Prozess, die nicht mehr steuerbar ist.

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  5. Der Begriff „atypisch“ wird in dem Sinne verwendet, dass gemessen an statistischen Daten gewisse Wahrscheinlichkeiten und Typiken von Biographien oder Bildungsverlaufen vorhanden sind. Eine gymnasiale Laufbahn ist im Rahmen sozialtypischer Biographien von Migrantinnen eher unwahrscheinlich (vgl. dazu: Löbbers 1996 S. 65).

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  6. In Bezug auf die Interviewführung sei hier kritisch angemerkt, dass die Bezugnahme auf die Eltern erst sehr spät geschieht und die Schützesche Methodologie des immanenten Nachfragens ein nachgezogenes Nachfragen eigentlich nicht vorsieht. In der Interviewsituation selbst ist es allerdings immer Ermessenssache, zu welchen Aspekten man beginnt nachzufragen. In diesem Interview haben sich im ersten Erzählteil durch die Vagheit der Begrifflichkeit Selcans eine Reihe von Anknüpfungspunkten ergeben, die verfolgt und teilweise unter erheblichem Zeitaufwand durch Nachfragen der Interviewerin und Erzählungen Selcans expliziert wurden. Die obige Bezugnahme auf den Beginn der Erzählung wagt an dieser Stelle noch mal eine Rückbesinnung auf den Anfangsteil und vervollständigt damit die in der Interviewsituation aufgefallenen, zu explizierenden Sachverhalte.

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  7. An der Gruppeninterpretation waren beteiligt: Katharina Altmann, Werner Helsper, Merle Hummrich, Bärbel Maul, Evelyn Reuße, Martin Berger.

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  8. Gerade hier liegt die Chance, die das narrative Interview in dieser Form für den Untersuchungsgegenstand bietet: Dina ist durch die Zugzwänge des Erzählens gezwungen, subjektiv relevante Ereignisse darzustellen, d.h. über ihren gesamten Kontext zu erzählen. Sie tut dies jedoch vor einer deutschen Interviewerin, die nicht nur als Frau gleichgestellt ist,, sondern auch eine kulturelle und religiöse Differenz repräsentiert.

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  9. Schütze, Fritz (1996) Verlaufskurven des Erleidens als Forschungsgegenstand der interpretativen Soziologie, in Krüger, Heinz-Hermann/Marotzki, Winfried (Hrsg.) Erziehungswissenschaftliche Biographieforschung, 2. Auflage, Opladen, S. 129 ff.

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  10. Die Interpretation wurde in drei mehrstündigen Interpretationssitzungen in der Interpretationswerkstatt von Prof. Dr. Werner Helsper erstellt. Im Anschluss daran wurde der Text in der Interpretationsverkstatt von Prof Dr. Detlef Garz ein zweites Mal interpretiert. Dies diente der Interviewerin als Absicherung der Methode. Der folgende Text stellt eine Zusammenfassung der Interpretationen dar, deren Ergebnisse im Wesentlichen übereinstimmen bzw. sich stimmig ergänzen. reichen immer wieder normative Muster bemüht werden, um der eigenständigen Begründung zu entgehen. Die Begründung wird heteronom gelenkt.

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  11. Exkurs zum narrativen Interview: Es gibt keine Stegreiferzählung, sondern auch die Methodologie des narrativen Interviews schreibt die Vorbereitung der Situation genau vor. Bei kritischer Auseinandersetzung taucht dabei die Frage auf, ob der Grad der Authentizität durch die besondere Form der Setzung der Situation nicht eingeschränkt wird. Über die Objektive Hermeneutik kann jedoch ausgeschlossen werden, dass eine Erzählung bruchfrei verläuft, wenn Brüche vorhanden sind, da strukturell Brüche auftauchen, die prozessanalytisch immer wieder nachgewiesen werden können. Die Authentizität des Sprechens wird auch durch die Spontaneität gesichert, die sich in der Interviewsituation ergibt, da diese immer durch beide Interaktionspartner gestaltet wird. Auch in einem Versuch, die eigene Biographie als linear darzustellen, müssten sich Brüche offenbaren (vgl. Analyse von Beatrice). Ein allgemeiner Vorwurf gegen das narrative Interview ist die Annahme, dass man zu komplexen Sachverhalten Stellung beziehen kann.

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  12. An dieser Stelle ist zu fragen, welches Maß an Autonomie jemandem, der vor der lebenspraktischen Entscheidung „Studium“ steht, zuzumuten ist: Welche Einflüsse werden hier wirksam und welcher Grad des Einflusses ist Eltern in dieser Lebensphase immer noch zuzurechnen (vgl. dazu: Hagemann-White 1992, deren Theorie besagt. dass insbesondere Mädchen sich erst viel später aus dem Elternhaus lösen, als gängige Sozialisationstheorien dies behaupten, weil sie vor allem auf die Erfahrungen von Jungen rekurrieren).

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  13. Christina bringt diese Spannung zwischen Vorbewusstem und Bewusstheit heteronomer Bestimmtheit angemessen zum Ausdruck: Wenn sie zum Beispiel sagen würde „ich habe etwas Bestimmtes als Kind schon genau gewusst“, würde eine lnkonsistenz vermutet, da ein Bewusstsein über eine Bestimmung in der Kindheit kaum vorhanden sein kann. Wenn sie aber — wie hier — behauptet: „es gab in der Kindheit eine Spur zu meiner Jetzigen Biographie, von der ich ein Bewusstsein habe, dass sie sich teilweise tenseits meines Bewusstseins vollzogen hat”, liegt eine angemessene Darstellung vor.

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  14. Die Art der Schule ist der Interviewenden unbekannt.

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  15. Es sei hier anzumerken, dass dieser Verzicht auf Rationalität und Autonomie auch durch die Intention mitbestimmt sein kann, dass familiale Harmonie hergestellt wird, wenn ein hohes Maß an Anpassungsleistung erbracht wird.

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  16. Auch in diesem Verhalten spiegelt sich das Paradoxon wieder, wenn der Rückgriff auf die emotionalen Bindungen aus einer Zweck-Mittel-Rationalität heraus geschieht und damit eine rationalistisch geprägte Implikation enthält.

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Hummrich, M. (2002). Fallstudien: Rekonstruktion der Bildungsbiographien. In: Bildungserfolg und Migration. Studien zur Jugendforschung, vol 22. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09422-7_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09422-7_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-3429-8

  • Online ISBN: 978-3-663-09422-7

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