Zusammenfassung
Das Gehirn wird in der Neurobiologie, insbesondere von Roth und Maturana, als ein operational geschlossenes System verstanden, das in seiner Funktionsweise weitgehend autonom und auf sich selbst bezogen operiert. Früher ging man davon aus, daß das Gehirn entweder ein Abbild der Wirklichkeit repräsentiere, Sinnesdaten in sich aufnehme oder Informationseinheiten verarbeite. Die neueren Gehirnforschungen zeigen jedoch zweierlei: Erstens, daß der sensorische Input im Vergleich zur internen Dyamik der Gehirnoperationen relativ gering ist. Für das Sehen läßt sich das Verhältnis so charakterisieren, daß einer einzigen Reizung einer Retinaganglienzelle etwa 100.000 Entladungen zentraler Neuronen gegenüberstehen. Für das Hören ist dieses Verhältnis noch dramatischer. Einer einzigen Reizung der inneren Haarzellen stehen etwa 16 Millionen Entladungen zentraler Neurone zur Auswertung auditorischer Perturbationen gegenüber. Dieses enorme Ungleichgewicht hat Forscher wie Roth und Maturana zur Konzeption des Gehirns als eines operational geschlossenen Systems geführt.
„Jede Beobachtung muß sich von dem vertrauten Entzifferungskode, den sie bei sich hat, trennen, muß sich treiben lassen inmitten von allem, was sie nicht versteht, um eine Mündung erreichen zu können, wo sie sich verloren fühlen wird. Als ein natürlicher Hang, der uns mitzieht wie ein Sog, bringt uns jede intensive Beobachtung der Außenwelt vielleicht unsrem Tod näher; anders gesagt: sie verringert den Riß, der uns von uns selbst trennt.“ Gianni Celati
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Huber, H.D. (2004). Die Autopoiesis der Kunsterfahrung. Erste Ansätze zu einer konstruktivistischen Ästhetik. In: Sachs-Hombach, K., Rehkämper, K. (eds) Bild — Bildwahrnehmung — Bildverarbeitung. Bildwissenschaft, vol 15. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09410-4_16
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