Arbeitsorganisation und Betriebsklima

Zusammenfassung

Was verstehen wir unter dem sozialen Klima eines Betriebes? Von welchen Faktoren hängt es ab, und welche Funktionen für die allgemeine Arbeitszufriedenheit werden ihm zugeschrieben? Diese Fragen leiten das Erkenntnisinteresse dieses Kapitels. Ich gehe von der Vermutung aus, dass es nicht zuletzt die spezifischen sozialen Arrangements des betrieblichen Positionsgefüges und die daraus resultierenden Handlungsmuster sind, die sich in den Stimmungen innerhalb eines Betriebes oder in seinen Teilbereichen niederschlagen. Um solche Stimmungsbilder besser verstehen zu können, tun wir abermals gut daran, dass Strukturelle mit dem Subjektiven zusammenzudenken. Unter Strukturgesichtspunkten betrachte ich den Betrieb deshalb zunächst ganz generell als zweckrationale soziale Organisation, um dann den vertikalen und horizontalen Verästelungen dieser Struktur näher nachzugehen. Dabei läßt sich zeigen, wie verwickelt das Verhältnis von Kooperation als Ausdruck aufeinander bezogenen Arbeitshandelns und Herrschaft als Sicherstellung der Dauerhaftigkeit und des Zweckbezugs dieses Handelns ist. Doch nicht alle Lebensäußerungen betrieblicher Akteure folgen einer funktionalen Logik. Sie bleiben immer rückgekoppelt an personale Komponenten, die die Subjekte gleichsam aus ihrer Lebenswelt in das betriebliche System mitbringen. Von dieser subjektiven Seite her können wir besser verstehen, welche Bedeutung die ungeplanten Handlungsmuster und Kommunikations- wie Kooperationsweisen im betrieblichen Alltag gewinnen. Ich will zeigen, dass Phänomene des Erwerbs, der Verteilung und der Ausübung von Macht im Unterschied zur enger mit formalen Strukturen verwobenen Herrschaft gerade aus den ungeplanten Strukturen heraus verständlich werden. Die gründliche Beschäftigung mit dem arbeitsorganisatorischen Rahmen des betrieblichen Sozialsystems geschieht im durchaus nicht Vollständigkeit beanspruchenden selektiven Rückgriff auf einschlägige industrie- und betriebssoziologische Literatur. Sie vermittelt uns einen begrifflichen Rahmen für den Versuch, das Betriebsklima als soziale Tatsache im Licht des empirischen Materials im Sinn der oben gestellten Fragen deuten zu können.