Zusammenfassung
Deutsche Texte zur Emigration nach 1789 — es gibt unzählige Romane und Erzählungen, anonym herausgegeben oder von Autoren, deren Namen heute längst nicht mehr geläufig sind. Dagegen ist Johann Wolfgang von Goethes Novelle Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten einer der bekanntesten Texte, der dieses Thema aufnimmt.1 Um so erstaunlicher, daß das darin literarisch bearbeitete soziale Phänomen des Exils in der germanistischen Forschung bisher so wenig Beachtung fand.
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Referenzen
Vgl. die bibliographischen Angaben von Harro Zimmermann, »Die französischen Emigranten in der deutschen Erzählliteratur und Publizistik um 1800«, a.a.O., S. 346ff.
Die Horen, eine Monatsschrift herausgegeben von [Friedrich] Schiller, Tübingen 1795, 1. Bd., 1. St., S. 49–78; 2. St., S. 1–28; 2. Bd., 4. St., S. 41–67; 3. Bd., 7. St., S. 50–76; 9. St., S. 45–52; 4. Bd., 10. St., S. 108–152. Zitiert wird im folgenden durch Seitenzahlen in Klammern im Text nach: Johann Wolfgang von Goethe, Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden (=HA), Bd. 6: Romane und Novellen I, textkritisch durchgesehen von Erich Trunz. Kommentiert von Erich Trunz und Benno von Wiese, München 101981, S. 125–241. Der Titel Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten wird im Text mit Unterhaltungen abgekürzt.
So bezeichnet von Erich Trunz, »Nachwort«, in: Johann Wolfgang von Goethe, Werke. (HA), Bd. 6, S. 611–623, S. 611. Zur Forschung zu den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten vgl. Goethe-Bibliographie, zusammengestellt von Helmut G. Hermann, Stuttgart 1991, S. 269–271.
Bernd Bräutigam, »Die ästhetische Erziehung der deutschen Ausgewanderten«, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 96 (1977), S. 508–539. Er konstatiert sogar das »Scheitern« des Bildungsprozesses anhand des Verhaltens der Figuren im Text. Diese These ist u.a. von Eberhad Lämmert relativiert worden, vgl. ders., »Goethe als Novellist«, in: William J. Lillyman (Hg.), Goethe’s Narrative Fiction, Berlin/New York 1983, S. 21–37, S. 33. Vgl. auch Ulrich Gaier, »Soziale Bildung gegen ästhetische Erziehung. Goethes Rahmen der Unterhaltungen zu Schillers Ästhetischen Briefen I–IX«, in: Helmut Bachmaier/Thomas Rentsch (Hgg.), Poetische Autonomie? Zur Wechselwirkung von Dichtung und Philosophie, Stuttgart 1987, S. 207–272.
Bernd Witte, »Das Opfer der Schlange. Zur Auseinandersetzung Goethes mit Schiller in den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten und im Märchen« in: Wilfried Barner/Eberhardt Lämmert/Norbert Oellers (Hgg.), Unser Commercium. Goethes und Schillers Literaturpolitik, Stuttgart 1984, S. 461–484, S. 473.
Walter Müller-Seidel, »Auswanderungen in Goethes dichterischer Welt. Zur Geschichte einer sozialen Frage«, in: Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins 81–82 (1977–79), S. 159–183; Wilhelm Raimund Beyer, »Goethe im Themenfeld von Flüchtlingsgesprächen«, in: Goethe-Jahrbuch 98 (1981), S. 156–178. Zu erwähnen ist auch Harro Zimmermann, »Die französischen Emigranten in der deutschen Erzählliteratur und Publizistik um 1800«, a.a.O., v.a. S. 330–334, der Goethe in seine Untersuchung einbezieht und sich dabei weitgehend auf Müller-Seidel bezieht.
Wilhelm Raimund Beyer, ebd., S. 159.
Johann Peter Eckermann, Gespräch vom 4. Januar 1824, in: Johann Wolfgang von Goethe, Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens, Münchner Ausgabe (=MA), Bd. 19: Johann Peter Eckermann, Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens (1823–1833), hg. v. Heinz Schlaffer, München 1986, S. 494.
Vgl. Rainer Wild, »Naivität und Terror. Die Französische Revolution im Urteil des klassischen Weimar«, in: Harro Zimmermann (Hg.), Schreckensmythen, Hoffnungsbilder, Frankfurt/M. 1989, S. 47–80, S. 51. Zum Revolutionsverständnis von Goethe vgl. Thomas P. Saine, »Revolution und Reform in Goethes politisch-geschichtlichem Denken und in seiner amtlichen Tätigkeit zwischen 1790 und 1800«, in: Goethe-Jahrbuch 110 (1983), S. 147 – 162, v.a. S. 148ff. Vgl. dazu die versammelten Texte in: Johann Wolfgang von Goethe, Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens, (MA), Bd. 4.1: Wirkungen der Französischen Revolution 1791–1797, hg. Reiner Wild, München 1988.
»Und so fand ich mich denn abermals, nach Verlauf von vier Wochen, zwar viele Meilen weit entfernt von dem Schauplatz unseres ersten Unheils, doch wieder in derselben Gesellschaft, in demselben Gedränge der Emigrirten, die nun, jenseits entschieden vertrieben, diesseits nach Deutschland strömten, ohne Hülfe und Rat.[ ]Hier wurde bemerkt, daß unter ihnen, trotz aller Erniedrigung, Elend und zu befürchtender Armut, noch immer dieselbe Rangsucht und Unbescheidenheit gefunden werde.« Johann Wolfgang Goethe, Campagne in Frankreich, in: (HA), Bd. 10: Autobiographische Schriften II, S. 321. Vgl. Goethe und die Französische Revolution, hg. v. Karl Otto Conrady, Frankfurt/M. 1988, S. 5 3ff.
Susanne Diezinger, Französische Emigranten und Flüchtlinge in Baden, a.a.O., S. 214.
Vgl. Kap. 5.2.2., S. 107ff.
Zur Situation in Frankreich vgl. den informativen Band von Gérard Gengembre, A vos plumes, citoyens!, Paris 1988.
Vgl. Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4, Stuttgart 1978, Artikel »Politik«, S. 789–875, S. 841ff und über den Dualismus von Politik und Moral im 18. Jahrhundert Reinhart Koselleck, Kritik und Krise, Frankfurt/M. 61989, S. 81ff.
Goethes Briefe. Hamburger Ausgabe in 6 Bde.(=HAB), hg. v. Karl Robert Mandelkow, Hamburg 1962–1967, Bd. 2, Briefe 1786–1805, Hamburg 1964, S. 177.
Vgl. dazu Gonthier-Louis Fink, »Das Frankreichbild in der deutschen Literatur und Publizistik zwischen der Französischen Revolution und den Befreiungskriegen«, a.a.O., S. 69f. und Rainer Wild, »Naivität und Terror«, a.a.O., S. 65.
Brief vom 8. Februar 1793 an Christian Gottfried Körner, in: Schillers Briefe. Kritische Gesamtausgabe, hg. v. Fritz Jonas, Stuttgart 1892–96, Bd. 3, S. 246.
Ernst Behler, »Französische Revolution und Antikekult«, in: Neues Handbuch der Literaturwissenschaft, hg. v. Klaus von See, Bd. 14: Europäische Romantik I, Wiesbaden 1982, S. 83–112, S. 102.
Vgl. Henriette Herz., Ihr Leben und ihre Erinnerungen, hg. v. J[ulius]. Fürst, Berlin 21858, S. 268f, die von einer »blutige[n], welthistorische[n] Tragödie« spricht und eine allgemeine Umkehr in der Haltung zur Revolution konstatiert.
Ernst Behler, »Französische Revolution und Antikekult«, a.a.O., S. 107.
Brief vom 13. Juli 1793, in: Schillers Briefe, a.a.O., Bd. 3, S. 329.
Johann Wolfgang von Goethe, Venezianische Epigramme 20: »Alle Freiheitsapostel, sie waren mir immer zuwider,/Willkür suchte doch nur jeder am Ende für sich./Willst du viele befrein, so wag’ es, vielen zu dienen./Wie gefährlich das sei, willst du es wissen? Versuch’s!« in: ders., Werke, (HA), Bd. 1: Gedichte und Epen I, S. 179. Vgl. Thomas P. Saine, Black Bread — White Bread. German intellectuals and the French Revolution, Columbia/S.C., 1988, S. 60–66.
Vgl. Friedrich Schiller, Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen, »Zweyter Brief«, in: ders., Werke. Nationalausgabe (NA), Bd. 20: Philosophische Schriften, hg. von Benno von Wiese, unter Mitwirkung von Helmut Koopmann, Weimar 1962, S. 312.
Vgl. Kap. 1.2., S. 12, Fn. 21.
Bernd Bräutigam, »Die ästhetische Erziehung der deutschen Ausgewanderten«, a.a.O., S. 509.
Eberhard Lämmert, »Goethe als Novellist«, a.a.O., S. 33.
Vgl. »Ankündigung« der »Horen«, in: Friedrich Schiller, Werke, (NA), Bd. 22: Vermischte Schriften, hg. v. Helmut Meyer, Weimar 1958, S. 106: »Durch ein allgemeines und höheres Interesse an dem, was rein menschlich und über allen Einfluß erhaben ist, [ ] wieder in Freiheit zu setzen und die politisch geteilte Welt unter der Fahne der Wahrheit und Schönheit zu vereinigen.«
Brief an Schiller 11. März 1795, Briefivechsel zwischen Schiller und Goethe, hg. v. Hans Gerhard Graf und Albert Leitzmann, Frankfurt/M. 1964, S. 61.
Helmut Brandt, »Die hochgesinnte Verschwörung gegen das Publikum«, in: Wilfried Barner/Eberhardt Lämmert/Norbert Oellers (Hgg.), Unser Commercium. Goethes und Schillers Literaturpolitik, a.a.O., S. 19–35, S. 25.
Der Begriff stammt von Jean-Paul Satre, vgl., ders., Qu’est-ce que la littérature?, Paris 1945.
Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4, Stuttgart 1978, Artikel »Partei, Faktion«, S. 677–735, S. 696.
Stéphanie de Genlis verarbeitet dieses Thema literarisch in ihren Texten, die sie im deutschen Exil schreibt, vgl. Kap. 6.3.4., S. 170.
Goethes Briefe, (HAB), Bd. 2: 1786–1805, S. 150.
Brief an Friedrich Heinrich Jacobi vom 19. August 1793, in: Johann Wolfgang von Goethe, Sämtliche Werke, hg. v. Karl Eibl u.a., 40 Bde., Bd. 3: Italien — Im Schatten der Revolution, hg. v. Karl Eibl, Frankfurt/M. 1991, S. 695 f.
Johann Wolfgang von Goethe, Campagne in Frankreich, in: ders., Werke, (HA), Bd. 10: Autobiographische Schriften II, S. 189. Goethe legte aber keinen Wert darauf, sich kommentierend zu äußern. Das mag einerseits in seiner Tätigkeit in Weimar und der Freundschaft zum Herzog begründet sein und andererseits in seinem Verständnis von politischer Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit.
Ebd., S. 361.
Friedrich Christian Laukhard, Briefe eines preußischen Augenzeugen über den Feldzug des Herzogs von Braunschweig gegen die Neufranken im Jahre 1792, 2 Bde., Germanien (Hamburg), 1792, Bd. 1, S. 5.
Lynn Hunt, »Französische Revolution und privates Leben«, a.a.O., S. 19: »Die Expansion der Öffentlichkeit, die vor allem zwischen 1789 und 1794 zunehmend an Gewicht gewann, bekräftigte die Neigung des Einzelnen, sich auf sich selbst zurückzuziehen, und das Verlangen der Familie, sich in der eigenen Häuslichkeit einzurichten. Zuvor freilich war das private Leben einem strategischen Angriff ausgesetzt, wie es ihn bisher in der westlichen Welt nicht gegeben hatte.«
Harro Zimmermann, »Die französischen Emigranten in der deutschen Erzählliteratur und Publizistik um 1800«, a.a.O., S. 331.
Auch der Roman Die Familie Seidorf (1795/96) von Therese Huber, dessen Titel auf eine deutsche Familie hindeutet, handelt von einer in Frankreich lebenden Familie, deren Vater zwar deutschstämmig ist, ansonsten aber in Frankreich eingebürgert lebt.
Walter Müller-Seidel, »Auswanderungen in Goethes dichterischer Welt. Zur Geschichte einer sozialen Frage«, a.a.O., S. 160f.
Vgl.Fn. 11.
Wilhelm Raimund Beyer, »Goethe im Themenfeld von Flüchtlingsgesprächen«, a.a.O., S. 158.
Thomas P. Saine, »Revolution und Reform in Goethes politisch-geschichtlichem Denken«, a.a.O., S. 151.
Dieter Borchmeyer, Höfische Gesellschaft und Französische Revolution bei Goethe, Kronberg/Ts. 1977> v.a. S. 223–229, S. 224.
Im folgenden wird die Diktion von Goethe übernommen und die Figur als »Geheimeret« benannt.
Gert Ueding, »Gesprächsgesellschaft in Utopia«, in: Johann Wolfgang von Goethe, Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, hg. v. Gert Ueding, Frankfurt/M. 1987, S. 167 – 192, S. 180.
Nach Elisabeth Fehrenbach behält der rheinische und westfälische Adel z.B. eine traditionelle Bindung an Familie, Stand und Territorium, ist also altständisch orientiert, was ihn vom höfischen Adel unterscheidet. Vgl. dies., »Der Adel in Frankreich und Deutschland im Zeitalter der Französischen Revolution«, a.a.O., S. 210. Goethe selber lebt zwar in höfischen Verhältnissen in Weimar, aber bereits Norbert Elias hat darauf hingewiesen, daß der dortige Hof bürgerliche Züge hat. Vgl. ders., Die höfische Gesellschaft, a.a.O., S. 171.
Die Figur der sich um Angehörige ängstigenden Frau ist ein Typus, der in den Erzähltexten nach 1790 häufig auftaucht. Für die Frauen ist der Krieg als gewaltsame Auseinandersetzung eine Bedrohung der Familie; die Kritik am Krieg und die Angst davor wird den weiblichen Figuren zugeordnet. Vgl. Klara in Lafontaines Roman und Emilie bzw. die Comtesse de Loewenstein in Sénac de Meilhans L’Émigré, vgl. Kap. 3.6.2., S. 54 und 7.2.3., S. 201.
Vgl. Bernd Bräutigam, »Die ästhetische Erziehung der deutschen Ausgewanderten«, a.a.O., S. 515.
Eberhard Lämmert, »Goethe als Novellist«, a.a.O., S. 33.
Hans Georg Gadamer, »Über das Lesen von Bauten und Bildern«, in: Gottfried Böhm, Karlheinz Stierle/Gundolf Winter (Hgg.), Modernität und Tradition, München 1985, S. 97–103, S. 103.
Zit. nach Frank Auerbach, »Literatur und Exil«, in: Ota Filip und Egon Larsen (Hgg.), Die zerbrochene Feder. Schriftsteller im Exil, Stuttgart 1984, S. 17–25, S. 17.
Vgl. Jürgen Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit, Neuauflage Frankfurt/M. 1990, S. 86ff.; zur Korrektur seiner Thesen bzw. zur Relativierung des Begriffs »bürgerlicher Öffentlichkeit« vgl. das »Vorwort zur Neuauflage 1990«, a.a.O., S. 15 ff.
Vgl. Helmut Berding, »Die Ausstrahlung der Französischen Revolution auf Deutschland«, a.a.O., S. 8.
Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 1, München 1987, S. 301–331. Der Begriff »Gesprächsgesellschaft« stammt von Gert Ueding, vgl. Fn. 47.
Friedrich Scheiermacher, Kritische Gesamtausgabe, hg. v. Hans-Joachim Birkner u.a., Abt. 1, Bd. 2: Schriften aus der Berliner Zeit 1796–1799, hg. v. Günther Meckenstock, Berlin/New York 1984, S. 163–184, S. 163, vgl. ebenso S. 169. Seinen Geselligkeitsbegriff hat er u.a. mit Bezug auf die Berliner Salons, vor allem den ersten Salon von Rahel Varnhagen, entwickelt. Vgl. dazu die grundlegende Studie von Inge Hoffmann-Axthelm, Geisterfamilie. Studien zur Geselligkeit der Frühromantik, Frankfurt/M. 1973, v.a. S. 120–143, v.a. 136.
Vgl. Norbert Altendorf, »Geselligkeit als Utopie. Rahel und Schleiermacher«, in: Berlin fischen 1789 und 1848. Facetten einer Epoche, Berlin 1981, S. 37–42, S. 39.
Brief vom 29. November 1794, Schiller an Goethe, in: Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe, a.a.O., S. 35.
Der Begriff »Jakobinismus« hat in Deutschland eine andere Bedeutung als in Frankreich. Dort bezeichnet der Begriff eine politische Gruppe und ist praktisch-politisch bestimmt. In Deutschland dagegen wird der Begriff vor allem polemisch benutzt; er gilt sowohl für giron-distisch-liberale wie auch für jakobinisch-demokratische Positionen. Vgl. Dieter Borchmeyer, Höfische Gesellschaft und französische Revolution bei Goethe, a.a.O., S. 290, 294. So schreibt Johann Heinrich Campe in seinem Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der in unserer Sprache eingedrungenen fremden Ausdrücke, a.a.O., S. 360: »Jakobiner — [ ] zur Zeit der Franz[ösischen, R.K.] Staatsumwälzung ein Freiheitsraser«.
Vgl. Gonthier-Louis Fink, »Das Frankreichbild in der deutschen Literatur und Publizistik zwischen der Französischen Revolution und den Befreiungskriegen«, a.a.O., S. 65. An das kosmopolitische Revolutionsideal ist auch ein positives Frankreichbild geknüpft, was mit der verstärkten Kritik an der Revolution nach 1793 wieder schwächer wird.
»er hoffe, daß die Guillotine auch in Deutschland eine gesegnete Ernte finden und kein schuldiges Haupt verfehlen werde.« (133)
Hermann Haarmann, » nur meines Kummers Gewalt Exil, Exilliteratur und Exilpublizistik«, a.a.O., S. 88.
Ebd., S. 79.
Bernhard Gajek, »Sittlichkeit statt Revolution. Die Versöhnung von Pflicht und Neigung als Unerhörte Begebenheit«, in: Hans-Werner Eroms (Hg.), Vielfalt der Perspektiven, Passau 1984, S. 149–163, S. 157. Der Interpretation ist nicht zu folgen, da deutlich wird, daß die Figur der Baronesse das Harmonie- und Freundschaftsbedürfnis gegen die ablehnende Haltung der Männer verteidigt (137).
Als Beispiel gegenseitiger »geselliger Schonung« wird auf die Religionstoleranz zwischen Katholiken und Protestanten hingewiesen. Dahinter verbirgt sich eine sublime Kritik an Frankreich; denn mit dem Edikt von Nantes wird die Religionstoleranz in Frankreich aufgehoben, einen großen Teil der Flüchtlinge nahm Preußen auf (137).
Harro Zimmermann, »Die französischen Emigranten in der deutschen Erzählliteratur und Publizistik um 1800«, a.a.O., S. 332.
Zwei Apekte bestimmen des Verhältnis von öffentlich und privat: der Gegensatz von Privatmann und Staatsdiener und die Ausdifferenzierung der Soziabilität, die zwischen Häuslichkeit, Intimität und beruflichen Kontakten unterscheidet. Vgl. Philippe Ariès, »Einleitung: Zu einer Geschichte des privaten Lebens«, in: ders. (Hg.), Geschichte des privaten Lebens, a.a.O., Bd. 3, S. 7–19, S. 18f.
Gert Ueding, »Gesprächsgesellschaft in Utopia«, a.a.O., S. 181f.
Sprache als Bedingung für Kultur, um »die zerstreuten Menschen von der wilden und rohen Lebensweise zu der jetzigen menschlichen und bürgerlichen Bildung« zu führen. Vgl. Gert Ueding, »Gesprächsgesellschaft in Utopia«, a.a.O., S. 181.
Dieter Borchmeyer, Höfische Gesellschaft und französische Revolution bei Goethe, a.a.O., S. 226.
Eberhard Lämmert, »Goethe als Novellist«, a.a.O., S. 29.
Vgl. Bernd Bräutigam, »Die ästhetische Erziehung der deutschen Ausgewanderten«, a.a.O., S. 533 und 538, der dem Text das Scheitern des Bildungsvorhabens entnimmt.
Vgl. zum sozialgeschichtlichen Hintergrund Daniel Roche, La France des Lumières, Paris 1993, v.a. S. 399–402; vgl. auch Verena von der Heyden-Rynsch, Europäische Salons, München 1992.
Vgl. Daniel Roche, La France des Lumières, a.a.O., S. 399f.
Dictionnaire critique de la Revolution française, hg. v. François Furet u. Mono Ozouf, a.a.O., Artikel »Clubs et société populaires«, S. 493ff.
Vgl. Peter Seibert, »Der literarische Salon — ein Forschungsüberblick«, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 3. Sonderheft, 2. Folge, Tübingen 1993, S. 159–220, v.a. S. 18iff.; für die Berliner Salonkultur vgl. Manfred Schlösser, »Gestalten, Ideen und Formen literarischen Lebens um 1800, in: Berlin zwischen 1789 und 1848, a.a.O., S. 195–228.
Germaine de Staël, Über Deutschland, Vollständige und durchgesehene Fassung der deutschen Erstausgabe von 1814, hg. v. Monika Bosse, Frankfurt/M. 1985, S. 74, 78.
Ebd., S. 79.
Johann Wolfgang von Goethe, Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche, hg. v. Ernst Beutler, 24 Bde., Zürich 1948–1971, Bd.15, S. 1061. Mme de Tencin ist eine der berühmten Salonière der Aufklärung, in ihrem Salon verkehrten Montesquieu, Fontenelle und Marivaux. Zudem ist sie die Mutter von Jean Lerond d’Alembert, den sie als Kind an der Kirche Saint-Jean Lerond aussetzte. Dieter Borchmeyer führt in diesem Zusammenhang Goethes Bemerkung über die Fürstin Gallitzin an, die er nach der Kampagne besucht und von der er sehr beeindruckt ist, vgl.ders., Höfische Gesellschaft und französische Revolution bei Goethe, a.a.O., S. 228.
Vgl. die Ausführungen von Renate Baader, »Die Frauen in der Französischen Revolution«, in: Henning Krauß (Hg.), Literatur der Französischen Revolution, Stuttgart 1988, S. 210 – 227, v.a. S. 211f., 225; und vgl. auch Helga Brandes (Hg.), Der Menschheit Hälfte blieb noch ohne Rechte: Frauen und die Französische Revolution, Wiesbaden 1991.
Lynn Hunt, »Französische Revolution und privates Leben«, a.a.O., S. 48.
Das Thema Entsagung spielt in Goethes Denken eine wichtige Rolle, vgl. Erich Trunz, »Anmerkungen«, in: Johann Wolfgang von Goethe, Werke, (HA), Bd. 6, a.a.O., S. 628.
Ferdinand Huber, [Vorrede des Herausgebers], in: Friedens-Präliminarien, 2 (1794), 7. Stück, S. 194, vgl. Kap. 5.2.2., S. 102.
Das von Goethe in seinem Drama Iphigenie auf Tauris (1779) ausgeformte Bild der Frau als »Stimme der Wahrheit und Menschlichkeit« findet sich in einzelnen Zügen in der Figur der Baronesse wieder. Die Priesterin im Drama verkörpert das Ideal der Humanität und gehört zu einer der vielfaltigen Darstellungen des »Weiblichen« Ende des 18. Jahrhunderts.
Vgl. Hugo Aust, Novelle, Stuttgart 21995, S. 3ff., 70–77; vgl. darin die aktuellen bibliographischen Angaben zu diesem Thema.
Eberhard Lämmert, »Goethe als Novellist«, a.a.O., S. 28. Goethe orientiert sich dabei am Decamerone (1348–53) von Boccaccio und dem Heptaméron des nouvelles (1558) von M. de Navarra.
Frau von Stein schreibt nach den ersten zwei Folgen, in denen die erste Erzählreihe erscheint, am 19. Februar 1795 an Charlotte Schiller: »Dem Goethe scheint’s gar nicht mehr Ernst um’s Schreiben zu sein«, zit. nach: Johann Wolfgang von Goethe, (MA), Bd. 4.1., a.a.O., S. 1057.
Eberhard Lämmert, »Goethe als Novellist«, a.a.O., S. 28.
Ebd., S. 36.
Goethes Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. 60 Bde. und Registerbd., Stuttgart, Tübingen, 1827–1842; die Unterhaltungen finden sich in Bd. 15 (1828) unter dem Titel Die Ausgewanderten, S. 79–262.
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Köthe, R. (1997). Johann Wolfgang von Goethe — Aus deutscher Sicht. In: Vor der Revolution geflohen. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09119-6_5
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