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Part of the book series: DUV: Sozialwissenschaft ((DUVSW))

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Zusammenfassung

Wohl kaum ein anderer Begriff in der sozialwissenschaftlichen Diskussion und in der politischen Rhetorik bietet eine solche Projektionsfläche für unterschiedliche, teils widersprüchliche Bestimmungsversuche wie Öffentlichkeit. Sie erscheint zum einen als Kennzeichnung gesellschaftlicher Handlungszusammenhänge und als Inbegriff spezifischer Legitimations- und Darstellungsweisen, zum anderen als Verweisungszusammenhang politisch-institutionellen Handelns. Öffentlichkeit als Handlungsraum und öffentliche Meinung als dessen ‚Filtrat‘ erweisen sich als nicht immer erbetene soziale Kontrollmechanismen und zugleich als originärer Humus bürgerschaftlicher Willensbildung. Gleichwohl Öffentlichkeit nur noch unter medialen Vorzeichen denkbar ist und sie damit unausweichlich dem selektiven, oftmals ‚wirklichkeits‘-verzerrenden Diktat der Nachrichtenwert-Produktion unterworfen ist, erscheint sie dennoch als sozialintegrativer Mechanismus sui generis, der eine Bestimmung gemeinwohlorientierter politischer Gestaltungsmaximen erlauben soll. Dabei beinhaltet der Rekurs auf Öffentlichkeit, wie vage auch immer, die Vorstellung einer ‚vernünftigen‘ Allgemeinheit. Obschon die Realität des Öffentlichen in all seinen Facetten nicht selten eine andere Sprache spricht, erweist sich der mit Öffentlichkeit verbundene, normativ-kritische Anspruch als eine stets zu beachtende Bezugsgröße politischer und gesellschaftlicher Praxis. Insoweit ist die Beschäftigung mit und das Reden über Öffentlichkeit apriori mit normativen Prämissen verknüpft, die im Kontrast zur gleichsam unausweichlich ‚schlechten‘ Realität umso markanter den emphatischen Gehalt des Begriffs konturieren.

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Literatur

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Heming, R. (1997). Einleitung. In: Öffentlichkeit, Diskurs und Gesellschaft. DUV: Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08796-0_1

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