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Zurück zur Theorie: Was sind Verlaufskurven?

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Lernen durch Leiden?

Part of the book series: DUV: Sozialwissenschaft ((DUVSW))

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Zusammenfassung

Die biographische Entwicklung der Befragten zeichnet sich dadurch aus, daß zwei Phasen aufeinanderfolgen, die in der Theorie nicht recht zueinander passen. Daß und wie es aus einer Verlaufskurve heraus zu einer lebensgeschichtlichen Entscheidung kommt — die bei Frau Rabe eine große Tragweite hat -, ist in theoretischer Hinsicht relativ unklar. Gemäß dem Verlaufskurvenkonzept befinden sich Akteure in einer Desorganisation der Handlungsantriebe. In einem solchen Prozeß könnte man kaum Handlungsalternativen abwägen, wie es bei Entscheidungen notwendig ist, und noch unwahrscheinlich wäre, daß die Betroffenen plötzlich selbst ihre Verlaufskurve hinter sich lassen. Aufgrund der Fallbeobachtungen ist nun eine Beschäftigung mit dem Verlaufskurvenkonzept angebracht. Es ist zu fragen, ob es in Verlaufskurven tatsächlich nur zu einer Desorganisation der Handlungsantriebe kommt bzw. wie man eine solche verstehen kann. — Ich skizziere zunächst die Theorie der Verlaufskurve nach Schütze und anschließend Überlegungen von Georg H. Mead (Kap. 3.1).

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Literatur

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  12. Es wäre zuviel verlangt, wollte man bei Mead einen entwickelte Theorie der Emotionen finden. Dennoch fallen zwei Punkte auf: Erstens werden - vermittelt über den Begriff der Aufmerksamkeit - Kognitionen und Emotionen innerhalb verschiedener Phasen des Handelns von vornherein in ihrem Zusammenspiel beobachtet. Das leiblich-affektive Verhalten spielt dabei in besonderen Konfliktsituationen eine Rolle, insofern Mead davon ausgeht, daß die affektbesetzte Seite des Handelns im Scheitern von (kognitiv geplanten) Handlungsvollzügen auftritt und als solche erst dann auch erlebt wird (ebenso wie die kognitive Seite des Handelns). Und in diesem Prozeß freigesetzter Affekte gewinnt das Subjekt ein anderes Verhältnis zu seiner Organisation von Kognitionen und Emotionen. Diese schematische Beschreibung des Wechselverhältnisses zwischen den verschiedenen Verhaltensantrieben enthält auch einen zweiten wichtigen Punkt für eine Emotionssoziologie: Veränderte Beobachtungshaltungen gegenüber der Organisation der eigenen Kognitionen und Emotionen entstehen im Zuge gehemmter oder geglückter Handlungen, d.h. sie werden innerhalb der Interaktion erklärt (vgl. Georg H. Mead: Die Definition des Psychischen, a.a.O., S. 144. Interaktionstheoretische Deutungen von Emotionen gibt Fiehler, der allerdings den Ansatz von Mead nicht berücksichtigt; vgl. Reinhard Fiehler: Kommunikation und Emotion. Theoretische und empirische Untersuchungen zur Rolle von Emotionen in der verbalen Interaktion, Berlin, New York 1990, S. 113 )

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  13. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber Emotionsansätzen, die von substanzialisierten Emotionen sprechen (so z.B. Jürgen Gerhards: Soziologie der Emotionen. Fragestellungen, Systematik und Perspektiven, München 1988, S. 106), was zu quasi-ontologischen Aussagen führen kann, derzufolge Akteure in ihnen “schlummernde” Gefühle ausleben. So richtig dies als Beschreibung auch sein mag: In diesem Modell tendiert der Geburtsfehler, Emotionen als Angelegenheiten eines egologischen Subjekts zu betrachten, dazu, die Interaktion als Konstitutionsfaktor theoretisch nachzureichen.

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  16. Auf diesen Aspekt hat insbesondere Axel Honneth: Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte, Frankfurt a.M. 1992, S. 219 hingewiesen.

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Brüsemeister, T. (1998). Zurück zur Theorie: Was sind Verlaufskurven?. In: Lernen durch Leiden?. DUV: Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08697-0_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08697-0_3

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