Zusammenfassung
Trotz der Tatsache, daß Tausende vorwiegend junger DDR-Bürger ihre Unzufriedenheit mit dem politischen System der DDR schon im September 1989 durch eine „Abstimmung mit den Füßen“ bekundeten, stand das Programm des DFF vom 06.07.10.1989 ganz im Zeichen der offiziell verordneten Feierlichkeiten und Jubelparaden zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR. Über die zeitgleich verlaufenden Demonstrationen in Berlin, Leipzig, Dresden usw. und deren Niederschlagung durch bewaffnete Einheiten von Volkspolizei und Stasi durfte die Aktuelle Kamera auf direkte Weisung der ZK-Abteilung für Agitation hin nicht berichten. DDR-Bürger erfuhren davon nur durch westliche Nachrichtensendungen, die Diskrepanz zwischen der Selbstbeweihräucherung der „Erhabenen“2 und der tatschlichen Stimmung im Lande war total, das Vertrauen in die Berichterstattung der DDR-Medien völlig zerstört.
„Wäre die DDR auch nur annähernd so, wie es im Studio von Elf 99 aussieht, dann blieben die Zeltlager von Freilasssing wohl gähnend leer, und auch die ständige Vertretung in Ost-Berlin bräuchte nicht länger wegen Überfüllung geschlossen zu bleiben.“ 1
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Literatur
Aus: Aktuelle Kamera vom 18.10.1989, zitiert nach Deutscher Fernsehfunk (Hrsg.): Fernsehfunk im Wandel, a.a.O., S. 18.
Tim Herden: Elf 99 - Versuch einer ersten Bilanz. In: Diskurs. Leipziger Hefte für Kommunikationsforschung und Journalistik, Heft Nr. 3/1990, S. 163.
Hans Klein war zuvor Chefredakteur der Hauptabteilung ‘Nachrichten’ beim Rundfunk der DDR. Hans Bentzien, von 1961 bis 1966 Kultusminister der DDR, war in der Folgezeit als Fernsehjournalist tätig und in dieser Funktion mehrfach von der SED gemaßregelt worden.
Siehe auch Kapitel 8.3 dieser Arbeit. Vorwegnehmend sei an dieser Stelle erwähnt, daß sich die Filmästhetik der Elf 99-Beiträge über Wandlitz in eine Linie mit der Tradition amerikanischer Filmdokumentaristen wie Richard Leacock und den Panorama-Beiträgen Klaus Wildenhahns in den 60er Jahren stellen läßt. Vgl. auch Gerhard Lampe/Heidemarie Schumacher: Das Panorama der 60er Jahre. Zur Geschichte des ersten politischen Fernsehmagazins der BRD, Berlin 1991, S. 143 ff.
Peter Hoff/Hans-Jörg Stiehler: Jugendfernsehen in der DDR. Die immerwährende Suche nach dem Zuschauer, In: Bernd Schorb/Hans-Jörg Stiehler (Hrsg.): Neue Lebenswelt - neue Medienwelt? Jugendliche aus der Ex-und Post-DDR im Transfer zu einer vereinigten Medienkultur, Opladen 1991, S. 82.
Die durchschnittliche Zielgruppenquote (14–17 Jahre) für Elf 99 lag im November 1989 bei 43,6%, im Dezember sogar bei 45,3%. Die Gesamt-Sehbeteiligung für den gleichen Zeitraum lag bei 10,4 bzw. 14,3 Prozent. Quelle: Arbeitsgruppe Zuschauerforschung des Deutschen Fernsehfunks. Zitiert nach: Tim Herden: Elf 99 - Versuch einer ersten Bilanz, a.a.O., S. 165.
Elf 99 - wie weiter? Ein Gespräch mit Chefredakteur Manfred Hering. In: Fernsehdienst. Wöchentliche Programminformationen des DDR-Fernsehens, Nr. 52/1989.
Peter Hoff/Hans-Jörg Stiehler: Jugendfernsehen in der DDR. Die immerwährende Suche nach dem Zuschauer. In: Bernd Schorb/Hans-Jörg Stiehler (Hrsg.): Neue Lebenswelt - Neue Medienwelt..., a.a.O., S. 87.
Die durchschnittliche Sehbeteiligung der Zielgruppe für die Monate Oktober und November 1989 lag für die Dienstags-und Freitagsausgabe des Magazins bei 40,0 bzw. 47,6 Prozent. Zitiert nach: Peter Hoff/Hans-Jörg Stiehler: Jugendfernsehen in der DDR..., a.a.O., S. 88.
Im Zeitraum von Anfang Oktober bis Ende November sahen durchschnittlich 11,9 Prozent aller Zuschauer die Elf 99-Specials im Vorabendprogramm. Die Zuschauerbeteiligung für die im Abendprogramm ausgestrahlten Elf 99-Specials lag für die gleiche Zielgruppe im angegebenen Zeitraum nur’ bei 6,2%. Quelle: Peter Hoff/Hans-Jörg Stiehler: Jugendfernsehen in der DDR..., a.a.O., S. 88.
Kino-Renner beim Jugend-Nachmittag: Elf 99 - DerSonntagsfilm. In: Fernsehdienst. Wöchentliche Programminformationen des DDR-Fernsehens, Nr. 01/1990.
Als Beispiele hierfür seien die Mitschnitte von ‘Dirty Dancing - Live in Concert’, gesendet am 09.02.1990, sowie die am 17.02.1990 ausgestrahlte Ausgabe Elf 99 präsentiert: Udo Lindenberg und sein Panik-Orchester’ genannt.
Zitat von Bernd Neumann, medienpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, auf der von der Konrad-Adenauer-Stiftung organisierten Veranstaltung Die deutsche Einheit: Auswirkungen auf die Medienordnung’ In: Der Tagesspiegel vom 29.04.1990.
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Ziegert, D. (1997). ‘Die Störung hat System’ — Elf 99 in der ‘Wende’. In: Jugendfernsehen auf dem Weg vom Infotainment zum Infomercial. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08619-2_6
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Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
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