Zusammenfassung
Die in den beiden vorherigen Kapiteln angestellten Überlegungen galten dem allgemeinen Problem der marktlichen Allokation von Kapital innerhalb bestehender Hierarchien bzw. divisionalisierter Unternehmen. Im vorliegenden Kapitel soll nun eine Übertragung und Weiterentwicklung dieser Ergebnisse auf eine spezifische Fachdomäne vorgenommen werden. Als Anwendungsgebiet bietet sich besonders die Allokation von knappem Eigenkapital innerhalb von Banken an. Die effiziente Allokation dieser Ressource stellt für Kreditinstitute z. Zt. eines der herausragenden Probleme im Rahmen der Gesamtbanksteuerung dar. Dabei bewegen sich die Banken in einem Spannungsfeld zwischen verschärften Regulierungsvorschriften zur Eigenkapitaldeckung auf der einen Seite und der wachsenden Dynamik externer Märkte auf der anderen. Die Regulierung verlangt in zunehmendem Maße die rechnerische Unterlegung risikotragender Geschäfte mit haftendem Eigenkapital, um die Gesamtrisikoposition der Banken zu begrenzen und damit das Bankensystem insgesamt zu stabilisieren.100 Gleichzeitig bewegen sich die Kreditinstitute in einem dynamischer werdenden Wettbewerbsumfeld, das einen effizienten Einsatz und eine schnelle Reallokation der knappen Ressource Eigenkapital in die produktivsten Verwendungsmöglichkeiten fordert.
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Literatur
Vgl. die Vorschlage des Basler Ausschuss Fur Bankenaufsicht (1996A) und (1996B).
Während die traditionelle These die Möglichkeit eines für die Eigenkapitalgeber optimalen Verschuldungsgrads prognostiziert (vgl. Z.B. Schmidt/Terberger (1996), S. 242), wäre bei Gültigkeit des Theorems von Modigliani/Miller (1958) die Kapitalstruktur und damit der Fremdkapitalanteil für den Wert des Unternehmens irrelevant. Ob dieses Theorem jedoch für Banken gilt, ist nach Miller (1995) noch nicht entschieden.
Vgl. Basler Ausschuss FüR Bankenaufsicht (1988), (1993) sowie (1996a) und (1996b).
Das Beispiel ist angelehnt an Matten (1996), S. 27 f..
So untersuchen z.B. Pfingsten ET AL. (1997) die Marktzinsmethode - als auf Preissignale des externen Marktes basierende Heuristik - auf ihre Fähigkeit hin, sich der theoretisch optimalen Simultanlösung anzunähern. Sie kommen zu dem Ergebnis, daß die Ergebnisse der Marktzinsmethode unter bestimmten Voraussetzungen durchaus nah an die Optimallösung heranreichen können.
Die hier angestellten Überlegungen schließen an die von Sandbiller (1996) und (1998) vorgestellten Ideen zur marktlichen Eigenkapitalallokation in Banken an und modifizieren und erweitern diese.
Vgl. zu einer Darstellung der Regulierungsvorschriften Abschnitt 4.4.
Vgl. Gross/Knippschild (1995), S. 96, die zusätzlich noch sog. Stop Loss-Limite fordern, um neben den potentiellen auch die tatsächlich realisierten Verluste in das Steuerungskonzept miteinzubeziehen. In diesen Konzepten wird also getrennt zwischen Verlustlimiten, bei deren Überschreitung ein Geschäftsbereich seine Tätigkeit einstellen muß, und Eigenkapitallimiten, die das Eingehen von potentiell risikotragenden Positionen begrenzen. Zum Unterschied zwischen Verlustlimiten und Unterlegung von Risikopositionen vgl. auch Schierenbeck (1997), S. 273.
Vgl. Schierenbeck (1997), S. 470 f. und Schierenbeck/Lister (1997).
Vgl. das von Sandbiller (1996) und (1998) für den Eigenkapitalhandel in Banken entwickelte Konzept der Eigenkapitalnutzungsrechte, das sich an das Konzept der Verschmutzungsrechte aus der Umweltökonomie anlehnt.
Vgl. EuropÔische Union (1993). Für einen Überblick über die Regelungen der Richtlinie vgl. Boos/Hofer (1995A) und (1995B).
Vgl. Basler Ausschuss Für Bankenaufsicht (1996A) und (1996B).
Vgl. zu diesem und den folgenden Abschnitten Bundesaufsichtsamt Fur Das Kreditwesen (1997A) und (1997B).
Die Regelungen im neuen GS I lehnen sich in weiten Teilen an die Vorschlage des Basler Ausschuss For Bankenaufsicht (1996A) an. Die Regelungen werden im folgenden stark zusammengefaßt dargelegt. Eine ausführliche Darstellung der Vorschlage findet sich bei Schierenbeck (1997B), S. 275 ff..
S. Bundesaufsichtsamt Für Das Kreditwesen (1997B), S.18 sowie Basler Ausschuss Fur Bankenaufsicht (1996A), S.8.
Vgl. auch die Empfehlung von Schierenbeck (1997B), S. 278 f..
Die Zahlen des Beispiels sind entnommen aus Bundesaufsichtsamt Fur Das Kreditwesen (1997B), S. 21.
Diese Erlaubnis ist an quantitative und qualitative Anforderungen geknüpft, auf die hier aber nicht naher eingegangen werden soll. S. Grundatz I Abschnitt 7 sowie Basler Ausschuss For Bankenaufsicht (1996A). Eine Übersichtsdarstellung der Basler Anforderungen findet sich bei Schierenbeck (1997E), S.325 if..
Vgl. BRANDT (1997). Die hier analysierten Verfahren des “Varianz-Kovarianz-Ansatzes” sowie der “Historischen Simulation” mit drei Varianten sind im Modul Risk-Management der “SAP Banking”-Lesung der SAP AG zur Bestimmung des VaR implementiert. Dieses Modul wird bei den Banken in der Risikomessung und -steuerung eingesetzt.
Die folgenden Abschnitte sowie die dargestellten Abbildungen basieren auf BRANDT/KLEIN (1998). 159 Zur Portfolio-Theorie vgl. Markowitz (1952), S. 77 ff.. Zur formalen Darstellung des Varianz- Kovarianz-Ansatzes und seiner Annahmen vgl. Smithson/Minton (1996), S. 26 f.; Schulte- Mattler/Traber (1995e), S. 124 ff.; Allen (1994), S. 25 ff.; Dimson/Marsh (1995), S. 826 ff.; Leong (1996), S. 10 ff.; Guldiman/Longerstaey (1995); Gross/Knippschild (1995), S. 87 ff.. Die vorliegende Darstellung ist angelehnt an Zoller (1996).
Diese Annahmen gelten vor allem einer Vereinfachung der VaR Schätzung im praktischen Einsatz. Die Gültigkeit dieser Annahmen wird in der Literatur z.T. recht heftig diskutiert. Vgl. hierzu z.B. Lawrence/Robinson (1995), Allen (1994), Hagen/Jacobs (1995), Longerstaey/Zangari (1995A) Und (1995B), Basler Ausschuss For Bankenaufsicht (19960 sowie Schultemattler/Traber (1995).
Zur Auswahl der Stützstellen und Berechnung der Zero-Coupon-Zinssätze vgl. Eales (1995), S. 72; Benke U.A. (1995), S. 121; Dattatreya/Fabozzi (1995), S. 47; Bode/Mohr (1994), S. 366 f..
Zur Wahl der Haltedauer vgl. Basler Ausschuss Für Bankenaufsicht (1996A), S. 45 und (1996b), S. 5. Daneben wurden eine Reihe weiterer Simulationen mit variierten Parametern und Portfolien durchgeführt. Diese Simulationen zeigen in der Tendenz ähnliche Ergebnisse bezüglich der Eigenschaften der Verfahren. Eine ausführliche Darstellung findet sich in Brandt (1997).
Im ersten Halbjahr 1994 treten relativ häufig Verluste auf, die höher sind als die VaR-Kennziffern. In bezug auf die “Accuracy” der Verfahren ist dies jedoch nicht allzu besorgniserregend, da dieser Zeitraum vom Basler Ausschuß für Bankenaufsicht explizit für Krisentests der Modelle nahegelegt wird. Vgl. Basler Ausschuss For Bankenaufsicht (1996A), S. 48.
So überschritt in einem hier nicht angeführten Simulationslauf der tatsächliche Verlust eines optionslastigen Portfolios den VaR nach Varianz-Kovarianz-Ansatz um mehr als das 100fache. Vgl. Brandt (1997), S.116 f.. Die bekannte Problematik der Anwendung des Varianz-Kovarianz-Ansatzes auf Portfolien mit größeren Optionsanteilen konnte durch die Ergebnisse der Studie nachhaltig bestätigt werden
Zu einer Übersicht über die Verfahren, die zur Identifikation der persönlichen Risikoeinstellung eingesetzt werden können, vgl. Krahnen ET AL. (1997) sowie die dort angegebene Literatur.
Vgl. zur Verwendung des ressourcenspezifischen Dekungsbeitrags als Gebot Krakel (1992), S. 180, Comber ET AL. (1996) Und Riebel (1985).
Zum Einsatz des RORAC-Konzepts in der Gesamtbanksteuerung vgl. z.B. Lister. (1997), Schierenbeck/Lister (1997), Brüning/Hoffjan (1997), Gross/Knippschild (1995).
Vgl. Zöller (1996), S.115 ff. Zur Idee des Marginal Capital vgl. auch Smithson (1997) und Garman (1996).
Es bleibt festzuhalten, daß das vorgetellte Konzept lediglich für Geschäfte gilt, die linear auf Anderungen in den Risikofaktoren reagieren. Allerdings können auch nicht-linear reagierende Positionen miteinbezogen werden, wenn in die Taylorexpansion z.B die zweite Ableitung miteinbezogen wird. Vgl. Zoller (1996), S.131.
Neben diesen beiden Formen existieren zwei weitere Standardauktionstypen: die englische und die holländische Auktion. Bei einer englischen Auktion geben die Bieter öffentlich sukzessive höhere Gebote ab, bis ein Bieter übrigbleibt, der von keinem anderen mehr überboten wird. Im Rahmen der holländischen Auktion wird vom Auktionator ein Höchstpreis festgesetzt. Dieser wird von ihm solange gesenkt, bis ein Bieter sich meldet und damit den Zuschlag erhält. Krakel (1992) zeigt, daß diese beiden Auktionen mit den oben genannten strategisch äquivalent sind, gleichzeitig jedoch zusätzliche Kommunikation bzw. eine Offenlegung der Gebote erfordern. Aufgrund dieser Nachteile werden diese Auktionsformen in der weiteren Betrachtung vernachlässigt. Für einen Vergleich der Standardauktionsformen bzgl. ihrer Eignung als unternehmensinterne Koordinationsmechanismen vgl. auch Gcmber ET AL. (1996).
Diese Auktionsvariante wird dann als kompetitive Auktion bezeichnet, s. Krakel (1992), S. 238.
Vgl. Langenohl (1994), S. 90 f. für verschiedene Architekturmodelle elektronischer Märkte und S. 192 f. für die Umsetzung von elektronischen Handelssystemen.
Der Begriff “Agent” tragt hier also eine andere Bedeutung als im Rahmen der Principal-Agent-Theorie, die in Kapitel 3 Gegenstand der Untersuchung war. Für eine ausführliche Diskussion dieser Eigenschaften von Software-Agenten vgl. Müller (1993), S. 26 f.
Für eine mögliche Architektur eines solchen Multi-Agenten-Systems zur dezentralen Ressourcenallokation vgl. z.B. Lohmann ET AL. (1997). Für ein Agenten-Konzept in der dezentralen Finanzberatung vgl. Mack/Weinhardt (1995).
Vgl. z.B. die aktuelle Arbeit Steiner ET AL. (1998), die konkret die Verknüpfung der Nutzentheorie mit den z.Zt. in Banken verwendeten Performancemaßen analysiert.
Vgl. Buhl/Sandbiller (1997), die die Einflußfaktoren, die bei der Wahl der Hierarchiestufe eine Rolle spielen, näher analysieren.
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Klein, S.P. (1999). Interne Märkte in Banken. In: Interne elektronische Kapitalmärkte in Banken. Gabler Edition Wissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08608-6_4
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