Zusammenfassung
»Zu den Strukturmerkmalen der Autobiographie wird gerechnet, daß das erzählende und erzählte Subjekt identisch sind und die Lebensgeschichte retrospektiv aus der Erinnerung als sinnhafter oder psychologisch motivierter Werdegang erzählt wird«.1 In dieser Lexikondefinition sind die beiden wesentlichen Merkmale autobiographischen Schreibens benannt: in der rückblickenden Betrachtung des eigenen Lebens wird das Ich sich selbst zum Gegenstand und erhält dadurch eine Doppelexistenz als aktuell berichtendes und historisch erlebendes. Während aber die auf personale Identität fixierte Autobiographie an dieser Ich-Dopplung »eher leidet«, bietet sie dem Roman die Grundlage zur »Ablösung der existentiellen durch eine ästhetische Organisation«2 und somit zum Aufbau einer komplexen Erzählstruktur. Dies läßt sich am Beispiel der Insel des zweiten Gesichts zeigen.
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Literatur
Brockhaus Enzyklopädie, Bd. 2, S. 403.
Klaus-Detlef Müller: Autobiographie und Roman, S. 67.
Siehe dazu Dieter Arendt: Der Schelm als Widerspruch und Selbstkritik des Bürgertums, S. 23ff.; Gerhard Hoffmeister: Einleitung, S. 2; Jürgen Jacobs: Bildungsroman und Pikaroroman, S. 18; Jürgen Jacobs: Der deutsche Schelmenroman, S. 31.
Willy Schumann: Wiederkehr der Schelme, S. 474. Vgl. auch Helmut Günther: Der ewige Simplizissimus, S. 3f.; G. H.: Albert Vigoleis Thelen Die Insel des zweiten Gesichts, S. 211; Hans Schwab-Felisch: Schelme und Hochstapler, S. 76.
Vgl. Heinz Bernart: Der deutsche Schelmenroman im 20. Jahrhundert, S. 162ff.; Erwin Theodor Rosenthal: Das fragmentarische Universum, S. 85ff.; Erwin Theodor Rosenthal: Wirklichkeitsdarstellungen im modernen Roman, S. 133.
Siehe Guillaume van Gemert: Don Quijote und Sancho Pansa zugleich, S. 42ff.
Vgl. Manfred Kremer: A. V. Thelens Roman Die Insel des weiten Gesichts, S. 147ff.; Stefan Quante: Die Insel des zweiten Gesichts — Ein moderner Schelmenroman?, S. 103.
Vgl. Walter Seifert: Die pikareske Tradition im deutschen Roman der Gegenwart, S. 204.
Vgl. Jürgen Pütz: Doppelgänger seiner selbst, S. 244f.; zum gleichen Urteil gelangt auch Ria Hess (Untersuchungen zu Albert VigoleisThelens Die Insel des zweiten Gesichts, S. 60f.).
Vgl. Rosmarie Zeller: Die Insel des zweiten Gesichts — ein Tragelaph, S. 63ff.
Vgl. Werner Jung: Albert Vigoleis Thelen und Jean Paul, S. 86ff.
Dies gilt besonders für Heinz Bernart: Der deutsche Schelmenroman im 20. Jahrhundert, S. 159ff.; Ria Hess: Untersuchungen zu Albert VigoleisThelens Die Insel des zweiten Gesichts, S. 10ff.; Willy Schumann: Wiederkehr der Schelme, S. 468ff.; Walter Seifert: Die pikareske Tradition im deutschen Roman der Gegenwart, S. 197ff.
Vgl. Hermann Wallmann: Laudatio auf Albert Vigoleis Thelen, S. 16.
Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie, S. 61.
Die undifferenzierte Gleichsetzung von Pikaro- und Schelmenroman, wie sie sich in der Forschung zur Insel des zweiten Gesichts häufig finden läßt, ist nicht unproblematisch (siehe dazu Manfred Kremer: A. V. Thelens Roman Die Insel des zweiten Gesichts, S. 145). Während »in nahezu allen pikaresken Romanen […] der Erzähler aus der Weltabgeschiedenheit auf seine früheren Verstrickungen in der chaotischen Welt« zurückblickt (Walter Seifert: Die pikareske Tradition im deutschen Roman der Gegenwart, S. 197) liegt »das Gemeinsame« der Schelmenromane in der »auf Askese oder Vitalität beruhenden Überlegenheit der Zentralgestalt über ihre Umwelt« (ebd., S. 198). Eine eindeutige Einstufung als Pikaro nach den von Seifert vorschlagenen Kritierien verbietet sich für Vigoleis jedoch ebenfalls, der durchaus schelmische Charakteristika aufweist, etwa bei den Touristenführungen (vgl. S. 347ff.).
Wenig distinkt sind allerdings Merkmale wie das Vorhandensein einer »Fülle von Figuren« (Stefan Quante: Die Insel des zweiten Gesichts — Ein moderner Schelmenroman?, S. 103) oder gar eine allgemeine Bewertungskategorie wie »Realismus« in »der Darstellung sozialer Zustände« (Ria I less: Untersuchungen zu Albert Vigoleis Thelens Die Insel des zweiten Gesichts, S. 14). Untauglich sind auch weitgehend unausgewiesene Begriffe wie eine grundsätzlich »lebensbejahende« Einstellung des Helden (G. H.: Albert Vigoleis Thelen Die Insel des zweiten Gesichts, S. 205) oder sein angeblich »notorischer Antifeminismus« (Manfred Kremer: A. V. Thelens Roman Die Insel des zweiten Gesichts, S. 149).
Vgl. Jürgen Pütz: Doppelgänger seiner selbst, S. 235; I leinz Bernart: Der deutsche Schelmenroman im 20. Jahrhundert, S. 160. Zur lypologie des Pikaroromans allgemein siehe Jürgen Jacobs: Bildungsroman und Pikaroroman, bes. S. 18.
Jürgen Jacobs: Der deutsche Schelmenroman, bes. S. 29f. Zu den pikaresken Merkmalen der Insel des zreitenGesichts siehe vor allem Guillaume van Genmert: Don Quijote und Sancho Pansa zugleich, S. 46ff.; Ria Hess: Untersuchungen zu Albert Vigoleis Thelens Die Insel des zweiten Gesichts, S. 10ff.; Manfred Kremer: A. V. Thelens Roman Die Insel des zweiten Gesichts, S. 147ff.; Jürgen Pütz: Doppelgänger seiner selbst, S. 220ff.; Stefan Quante: Die Insel des zweiten Gesichts — Ein modemer Schelmenroman?, S. 91ff.; Johannes Roskothen: Hermetische Pikareske, S. 19ff. u. 92ff.; Willy Schuhmann: Wiederkehr der Schelme, S. 468ff.
Siehe dazu Jürgen Jacobs: Der deutsche Schelmenroman, S. 29.
Vgl. Mateo Alemán: Das Leben des Guzmán von Alfarache, S. 225f.
Vgl. ebd., S. 133.
Vgl. Francisco de Quevedo: Leben des Erzgauners Pablo aus Segovia, S. 47.
Mit dem Vorsatz, sich »lieber tausend Fußtritte versetzen« zu lassen, als das »leichteste Vergehen von der Welt zu begehen« (Mateo Alemán: Das Leben des Guzmán von Alfarache, S. 839) akzeptiert Guzmán am Ende die ohne seine unmittelbare Schuld über ihn verhängte »Hölle« (ebd., S. 843), um die »Rechnung mit« seinem »schlimmen Leben quitt« zu machen (ebd., S. 845).
Vgl. Francisco de Quevedo: Leben des Erzgauners Pablo aus Segovia, S. 206.
Siehe dazu Jürgen Jacobs: Der deutsche Schelmenroman, S. 10. Der Literarhistoriker schickt jedoch einschränkend den Hinweis voraus, »eigentlich traditionsbildend« sei Alemáns Guzmrán gewesen (ebd.).
Anonym: Das Leben des lazarillo von Tormes, S. 25.
Ebd., S. 34.
Wiewohl Lazarillo den Leser über die betrügerischen Machenschaften eines seiner Herren, des Ablaßkrämers, unterrichtet (vgl. ebd., S. 55ff.), verfällt der Pikaro selbst abergläubisch erneut der Täuschung (vgl. ebd., S. 61).
Ebd., S. 63.
Ebd., S. 64. Er ist sogar bereit, »auf die geweihte Hostie« zu »schwören, daß sich kein trefflicheres Weib in den Mauern von Toledo findet als sie«.
Ebd., S. 63.
Mateo Alemán: Das Leben des Guzmán von Alfarache, S. 107.
Ebd., S. 517.
Siehe dau Jürgen Jacobs: Der deutsche Schelmenroman, S. 41ff.
Siehe dazu ebd., S. 85.
Heinrich Heine: Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski, S. 550.
Vgl. Buch der Richter, AT 16,26–30.
Heinrich Heine: Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski, S. 556.
Vgl. ebd., S. 505.
Vgl. ebd., S. 512 u. 513.
Ebd., S. 518 u. 528.
Vgl. ebd., S. 526.
Vgl. ebd., S. 531.
Ebd., S. 526.
Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, S. 5; vgl. auch S. 20 u. 25.
Eberhard Lämmert: Doppelte Optik, S. 68.
Ebd.
Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, S. 217.
So aber Herbert Kraft zu pauschal in seinem Exkurs: Über auktoriales und personales Erzählen (Um Schiller betrogen, S. 53).
Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, S. 6.
Vgl. Rudolf Krämer-Badoni: In der großen Drift, S. 7.
Ebd., S. 9.
Zur neutralen Erzählsituation als »Variante« der personalen siehe Jochen Vogt: Aspekte erzählender Prosa, S. 49ff.
Rudolf Krämer-Badoni: In der großen Drift, S. 11.
Vgl. ebd., S. 10.
Vgl. etwa die Erinnerung des Protagonisten an ein romantisches Stelldichein: »Das Wäldchen war mir verleidet, seit mich ein verrückter Augenblick von Wolken- und Anderer-Welt-Illusion dazu hingerissen hatte, die schöne Elfriede dringend zu umhalsen, sie auf den Boden zu ziehen und zu entkleiden« (ebd., S. 25).
Ebd., S. 186f.
Eine Diskussion über die Zugehörigkeit einzelner Paradigmen zum Genre des Pikaroromans soll hier nicht geführt werden. Dennoch scheint die Bemerkung angebracht, daß die Existenz eines mehr oder weniger skurrilen Protagonisten allein nicht hinreicht, um sinnvoll von einem »modernen Schelmenroman« sprechen zu können. Die Subsumierung von Texten wie jaroslav Hašeks Abenteuer des braren Soldaten Scihwejk, Ernst Penzoldts Powenzbande, Martin BeheimSchwarzbachs Bericht über Die diebischen Freuden des Herrn von Bifiwange oder gar Hans Hellmut Kirsts unter dem Titel Wir nannten ihn Gabenstrick veröffentlichtem Mythos vom ‘sauberen’ Frontoffizier läßt eher die Kategorien verschwimmen, als daß sie zu einer präziseren Beschreibung der Texte beitrüge. Derart inflationäre Züge weist etwa die bibliographische Zusammenstellung von Dieter Arendt (Der Schelm als Widerspruch und Selbstkritik des Bürgertums, S. 122E) sowie die Reihenbildung bei Wilfried van der Will (Pikaro heute, S. 5) auf.
Siehe dazu Theodor W. Adorno: »Kunstwerke begeben sich hinaus aus der empirischen Welt und bringen eine dieser entgegengesetzte eigenen Wesens hervor, so als ob auch diese ein Seiendes wäre. Damit tendieren sie a priori, mögen sie noch so tragisch sich aufführen, zur Affirmation« (Asthetischc Theorie, S. 10).
Ebd., S. 9.
Patricia Waugh definiert den Begriff folgendermaßen: »Metafiction is a term given fictional writing which self-consciously and systematically draws attention to its status as an artefact in order to pose questions about the relationship between fiction and reality« (Metafiction, S. 2).
Siehe dazu Jochen Vogt: Aspekte erzählender Prosa, S. 61f., bes. auch Anm. 13.
Vgl. auch das folgende ironische Wortspiel: »Pilar […] zog die hier schon so zerschwätzte Klinge hervor, daß mit ihr keine große Wirkung mehr zu erzielen ist, ich meine stilistisch« (S. 401), eine Absichtserklärung zur Darstellungsweise: »fördern wir die Handlung« (S. 493) oder die Erörterung von Problemen beim Konterfeien von Menschen (vgl. S. 339).
Vgl. Albert Vigoleis Thelen: Der Schwarze Herr Bahßetup, etwa S. 125, 382ff. oder 452f.
In einem Schreiben an Günther Perdelwitz vom 5.8.1971 spricht Thelen von seiner »VerlegerNeurose schwerster Art« (Albert Vigoleis Thelen: Briefwechsel mit Günther Perdelwitz, S. 65), die dazu geführt habe, daß er sich frühestens nach Abschluß seines Lebenswerks »erneut mit Verlegern« einlassen wolle (ebd., S. 68). Siehe dazu auch Jürgen Pütz: Vergessene Weltliteratur, S. 13 u. 18.
Den rezeptionskritischen Charakter der Episode kennzeichnet auch die Anspielung auf eine angebliche Entdeckung von Goethes Gesprächen mit Frau Eckermann. Unter diesem Titel veröffentlichte Thelen 1979 eine »parodistische Spielerei«, welche sich auf den unangemessene Ehrfurcht gebietenden Umgang mit dem Dichter durch die Fachwelt bezieht. Anscheinend lag diese Erzählung schon zur Entstehungszeit der Insel des zweiten Gesichts als Manuskript vor oder war zumindest geplant.
Vgl. Ria Hess: Untersuchungen zu Albert Vigoleis Thelens Die Insel des zweiten Gesichts, S. 34; Jürgen Pütz: Doppelgänger seiner selbst, S. 185; Rosmarie Zeller: Die poetischen Verfahren Albert Vigoleis Thelens, S. 329 u. 331.
So aber Jürgen Pütz: Doppelgänger seiner selbst, S. 185.
Rosmarie Zeller: Die poetischen Verfahren Albert Vigoleis Thelens, S. 331.
Ria Hess: Untersuchungen zu Albert Vigoleis Thelens Die Insel des zweiten Gesichts, S. 35.
So läßt sich etwa Stefan Quantes Erläuterung am Text nicht belegen, die »Enttäuschung des ursprünglichen, kindlichen Vertrauens« verursache »eine tiefe Verunsicherung gegenüber gesellschaftlichen Institutionen und den herrschenden Machtverhältnissen. Die Folge ist ein Rückzug des Helden auf sich selbst« (Die Insel des zweilen Gesichts — Ein moderner Schelmenroman?, S. 94).
Jürgen Pütz: Doppelgänger seiner selbst, S. 184f. Auch Werner jung betont, »zwischen dem Erzähler Thelen und seinem Helden Vigoleis« sei nicht »strikt zu unterscheiden« (Albert Vigoleis Thelen, S. 5f.).
So aber Jürgen Pütz: Doppelgänger seiner selbst, S. 185.
Am entschiedensten vertritt bisher Rosmarie Zeller (Die poetischen Verfahren Albert Vigoleis Thelens, S. 329f.) diese Position. Siehe dazu aber auch Jürgen Jacobs: Der deutsche Schelmenroman, S. 109; Manfred Kremer: A. V. Thelens Roman Die Insel des zweiten Gesichts, S. 152.
Franz K. Stanzel: Typische Formen des Romans, S. 33.
Herbert Kraft: Um Schiller betrogen, S. 50. Zur Kritik an Stanzel siehe auch Jochen Vogt (Aspekte erzählender Prosa, S. 84), der zwar ebenfalls eine spezifische Ich-Erzählsituation unterscheidet, aber nur »wenn die Erste Person der Grammatik den Erzähler und eine mit ihm identische Handlungsfigur« (ebd. S. 66f.) bezeichnet, also bei einem an der Autobiographie orientierten Erzählmodell. Angesichts der tatsächlichen Variationsbreite einer solchen Erzählkonstellation ist diese Differenzierung der analytischen Kategorien gerade im Hinblick auf eine präzise Beschreibung der je spezifischen historischen Vermittlung polarer Perspektivierungsmöglichkeiten sinnvoll.
Franz K. Stanzel: Typische Formen des Romans, S. 47.
Herbert Kraft: Um Schiller betrogen, S. 51.
Siehe dazu Reinhard Koselleck: Kritik und Krise, S. 127f.
Siehe dazu Theodor W. Adorno: Standort des Erzählers im zeitgenössischen Roman, S. 43ff.; Herbert Kraft: Um Schiller betrogen, S. 53.
Karl Heinz Kramberg: Vigoleis, der Doppelgänger, S. 132; siehe auch Jürgen Pütz: Doppelgänger seiner selbst, S. 194.
Herbert Kraft: Um Schiller betrogen, S. 53.
Ebd.
Vgl. auch S. 483: »Die Vorhersage, daß es auf die Dauer gar nicht makaber hier zugehen werde, scheint sich nicht zu erfüllen, denn lange ehe der Bürgerkrieg losbricht, beginnt es um uns brenzlich zu werden«.
Zur Funktion des historischen und des gnomischen Präsens siehe Jochen Vogt: Aspekte erzählender Prosa, S. 31.
Ungewiß bleibt nach Fertigstellung des Textes beispielsweise, ob es gelungen ist, »die Abenteuer des Vigoleis erinnernd so nachzugestalten, daß sie dem Leser spanisch genug vorkommen« (S. 168); unkalkulierbar ist zudem, welche Assoziationen bei ihm jeweils durch den Text angeregt werden (vgl. S. 301).
Vgl. etwa folgende Passage: »Ich wachse aus mir heraus und in alle die Rollen hinein, die ich zu verkörpern habe, sei es ein Mädchen mit dem Ölkrug auf dem Kopf […] oder einen Mann mit einem riesigen Hut, lächerlich gestiefelt und gespornt auf einem winzigen Esel, der ich selber war — ich meine jetzt den Mann, in einer anderen Geschichte bin ich aber wirklich der Esel« (S. 44).
Auf diese Zwitterstellung weist auch das folgende Zitat hin: »In meinem Werke kann der großgünstige Leser sich darum frei bewegen, ja er mag sich selbst höher stellen als gewisse Gestalten, was ihm nur lieb sein dürfte. Daß ich die Führung behalte, ist natürlich« (S. 133).
Jochen Vogt: Aspekte erzählender Prosa, S. 54.
Herbert Kraft: Um Schiller betrogen, S. 55.
Vgl. etwa gleich zu Beginn des Romans die »Weintaufe des Zaungastes« auf dem Schiff (S. 16) oder auch Vigoleis’ Versuch, schlichtend in den Streit zwischen Pilar und ihrer Tochter Julietta einzugreifen (S. 120f.).
Siehe dazu Jurij M. Lotman: Die Struktur literarischer Texte, S. 408ff.
Da die angesprochene Technilk auf jeder Textseite in zahlreichen Variationen präsent ist, genügt hier die Zitation weniger ausgewählter Beispiele: »Don Juan und Doña Pilar heißen den Mann der Sprachlehrerin ihres Sohnes willkommen, und dieser läßt sein forschendes Auge über das Elternpaar gleiten. Er steht. Beatrice sitzt auf dem Stuhl, dessen Rückenlehne Vigoleis fest gegen die Wand drückt, wobei er recht freundlich lächelt, wie beim Photographen. In Wirklichkeit ist es mir gar nicht leicht zumute« (S. 379f.). — »Wir waren allein. Vigoleis, wie war dir da zumute« (S. 178). — »Unsere Helden hatten sich bei der Hand genommen, wie sie so unterm Monde stunden, als gelte es eine nächtliche Anfechtung zu bestehen« (S. 176; Hervorhebungen durch den Verf.).
Vgl. auch folgende Aussage: Beim Porträtieren durch Pedro spielte »mählich ein Schatten von meinem zweiten Gesicht in das erste hinein« (S. 373).
Günter Grass: Die Blechtrommel, S. 10f.
Ebd., S. 40.
Ebd., S. 23.
Ebd., S. 203.
Ebd., S. 48.
Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, S. 24.
Vgl. etwa die Bemerkung: »Wobei allerdings ein ›Nur-daß‹ meiner Feder zur Pflicht wird« (ebd., S. 224) sowie die Erläuterung: »Schreiben ist kein Selbstgespräch. Folge, Besonnenheit und ein unüberstürztes Heranführen an den Gegenstand sind unerläßlich« (ebd., S. 288).
Günter Grass: Die Blechtrommel, S. 35.
Ebd., S. 200.
Ebd., S. 197.
Vgl. ebd., S. 30: »Wie schön wäre es, an dieser Stelle einige halb kindliche, halb mädchenhafte Notschreie aus den Episteln einer Halbwaise zitieren zu können«.
Ebd., S. 23.
Frank Trommler: Nachkriegsliteratur — eine neue deutsche Literatur?, S. 169f.
Ralf Schnell: Die Literatur der Bundesrepublik, S. 157.
Ebd., S. 160.
Ebd., S. 201. Siehe dazu auch Frank Trommler: Realismus in der Prosa, S. 179.
Ralf Schnell: Die Literatur der Bundesrepublik, S. 144.
Vgl. Karl Esselborn: Neubeginn als Programm, S. 243.
Knut Hickethier: Literatur und Massenmedien, S. 123.
Siehe dazu Jürgen Pütz: Vergessene Weltliteratur, S. 14: Im angesprochenen Zeitraum wurden 41.000 Exemplare in sechs Auflagen gedruckt, zwei weitere bis 1967 hergestellte erreichten nochmal eine Stückzahl von zusammen 6.000.
Entsprechende Äußerungen wiederholen sich häufig, vgl. etwa S. 116, 222, 253, 268, 770.
Die Frage, ob der Roman »Ausdruck einer Identitätskrise« ist (Jürgen Pütz: Doppelgänger seiner selbst, S. 175), die seinen Autor »zeitlebens« beschäftigt habe (Ria Hess: Untersuchungen zu Albert Vigoleis Thelens Die Insel des zweiten Gesichts, S. 35; vgl. auch Jürgen Pütz: Doppelgänger seiner selbst, S. 18f.) und sich durch die Vermittlung eines literarischen »Alter ego« leichter preisgeben lasse (Jürgen Pütz: Nachwort, S. 246), gehört schon darum nicht in den Bereich der Literaturwissenschaft, weil die ideell unverfügbare Subjektivität des Autors nicht zum Objekt öffentlicher Spekulation werden darf, auch wenn dies wie bei Pütz mit Zurückhaltung und Sympathie geschieht. Dem Literarhistoriker fehlt zudem jegliche Grundlage für ein so weitreichendes Urteil, da es sich aus methodischen Gründen nicht aus dem Roman ableiten läßt und als Interpretation des Textes zu kurz greift.
1960 erfolgt eine erste »Berichtigung« (S. 787ff.), die zehn Jahre später eine Ergänzung erfährt, der 1981 eine »weitere« hinzugefügt wird (vgl. die Ullstein-Ausgabe der Insel des zweiten Gesichts, S. 733ff.).
Vgl. auch ebd., S. 736.
Vgl. auch ebd., S. 733f. u. 736.
Auch Erklärungen erfolgen betont »der Wahrheit gemäß« (S. 504).
Von Bedenken gegenüber einer allzu simplen Realitätsreproduktion zeugt ebenso die Ablehnung einer »Verwendung spanischer Vokabeln« als eines zu billigen Mittels, um »die Erzählung mit solchen Brocken aufzuespanjolieren«, ihr so »die Würze der örtlichen Verhältnisse zu leihen« (S. 168).
Vgl. dazu auch folgende Textstelle: »Oder aber ›die Legende korrigiert die Geschichte‹«, wie Pascoaes sagt, dem ich nur beipflichten kann« (S. 37).
Diese hat bereits Kant schlüssig dargelegt: Was wir von der äußeren Realität zu erkennen ver mögen, ist nie das »Ding an sich«, sondern immer nur seine auf Grundlage der subjektiven Wahrnehmungsvoraussetzungen konstituierte »Erscheinung«, in welcher die ihr vorausgesetzte Wirklichkeit nie vollständig aufgeht (siehe dazu Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft, bes. S. 30f., 69 u. 79f.). Siehe dazu auch diese Arbeit, Kap I, S. 21, Anm. 90.
Siehe dazu etwa Adolf Hasling: Verfahrensweisen und Techniken im Erzählen, S. 64; Wolfgang Kayser: Entstehung und Krise des modernen Romans, S. 28; Jochen Vogt: Aspekte erzählender Prosa, S. 193f.
Siehe dazu Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie, bes. S. 12 u. 67f.
Siehe dazu Paulys Real-Enzyclopädie, Bd. 6, Sp. 1894f.
Klaus Harro Hilzinger: Die Dramaturgie des dokumentarischen Theaters, S. 2.
Ebd., S. 4.
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Neumann, M. (2000). Probleme ästhetischer Identität. In: Der pikarische Moralist. Literaturwissenschaft/Kulturwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08182-1_2
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