Zusammenfassung
Konstruktivistische Diskurse sind von einer »zentralen intellektuellen Faszination«, nämlich der »Entdeckung des Beobachters in diesem Jahrhundert«, geprägt (vgl. Baecker 1994: 17). Im Umkreis der konstruktivistischen Literaturwissenschaft findet sich in omnipräsenter Weise »der Beobachter« auf der einen, der Begriff der »Beobachtung« auf der anderen Seite. Während ersterer es nahelegt, BeobachterInnen mit personalisierten Erkenntnissubjekten gleichzusetzen, ist letzterer eine, nur noch indirekt mit dem traditionellen erkenntnistheoretischen Terminus der Beobachtung1 assoziierte, »Systemoperation«. Als protologische Erkenntnisform wird Beobachtung im Anschluss an die Differenzlogik George Spencer Browns als »Operation des Unterscheidens und Bezeichnens« definiert (Luhmann 1992: 73).2 In dieser Allgemeinheit entspricht sie der Selektivität von Operationen. Beobachtungen sind Unterscheidungen, die in Relation zu anderen Unterscheidungen einen Unterschied machen. So operieren Systeme in Differenz zu ihrer Umwelt und können nur aufgrund ihrer differenziellen Identität die systemrelevanten Umweltereignisse seligieren.3 Beobachtung ist eine relationale Setzung, die auf sich selbst angewandt beobachtbar wird. System und Umwelt, die beiden Seiten der Unterscheidung, konstituieren eine Einheit. Von Glasersfeld interpretiert diesen Sachverhalt aus kognitionspsychologischer Perspektive: »Ebenso wie Figur und Grund für den Künstler Teil des Blattes Papier sind, so sind Organismus und Umwelt Teil des Erfahrungsfeldes des Beobachters.« (1987: 154)4
»Each tense«, said Neville, »means differently. There is an order in this world; there are distinctions, there are differences in this world, upon whose verge I step. For this is only a beginning.«
Virginia Woolf
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Moser, S. (2001). Systemtheoretische Beobachtung. In: Komplexe Konstruktionen. DUV Literaturwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07958-3_4
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