Zusammenfassung
Unterlegt man dem Wahrheitsbegriff im erkenntnistheoretischen Sinne der Realwissenschaften1 ein dichotomes Wahr-Falsch-Verhältnis und konstruiert man den Brauchbarkeitsbegriff auf analoge Weise, so ließe sich das Themenproblem womöglich kurz und knapp lösen: Aussagen, die brauchbar sind, können nicht falsch sein, aber nicht alle wahren Aussagen müssen auch brauchbar sein. So mag etwa zutreffen („wahr“ sein), dass die Materialdichte im Andromedanebel bei 3,5.106 Heliumatomen pro Kubikkilometer liegt. Als „brauchbar“ im umgangssprachlichen Sinne wird diese Aussage kaum gelten dürfen. Erhielten wir andererseits die Information, schulische Lernfortschritte kovariierten ausschließlich mit der Höhe der Luftfeuchtigkeit, so hätten wir es ohne Zweifel mit einer „falschen“ Aussage zu tun, deren „Unbrauchbarkeit“ demzufolge nicht in Frage stünde. In diesem Verständnis wäre das Verhältnis von Wahrheit und Brauchbarkeit auf der Ebene der Aussagen so bestimmt, dass die „brauchbaren“ eine Untermenge der „wahren“ bilden.
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Beck, K. (2005). Wahrheit und Brauchbarkeit wissenschaftlicher Aussagen — Ansätze einer Verhältnisbestimmung. In: Heid, H., Harteis, C. (eds) Verwertbarkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07736-7_4
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