Zusammenfassung
Nicht erst mit der Verwirklichung neuer Sender- und Programmangebote (Nickelodeon, Super RTL, Cartoon Channel, Kinderkanal von ARD und ZDF) werden Kinder als Fernsehkonsumenten immer heftiger umworben. Die Diskussion um die Qualität dieser Programmangebote und ihre Wirkungen auf (Vorschul-)Kinder nimmt immer stärker zu. In den letzten Jahren sind zahlreiche Studien durchgeführt worden, die belegen, daß das Fernsehen ein breites Angebot an Leitfiguren und Handlungsalternativen bietet, welche von den Kindern aufgegriffen werden, in ihr alltägliches Handeln einfließen und ihnen helfen, ihre Realität zu deuten und zu bestehen.
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Literatur
Bei einer Auswertung von 414 mündlichen Interviews in Teleskopie-Haushalten mit Kindern zwischen drei und neun Jahren kommt Horn (1976) für die drei-bis vierjährigen Kinder auf eine 81%ige tägliche bzw. fast tägliche Fernsehnutzung (vgl. Horn, 1976, S. 359). Bei den Angaben zur täglichen Fernsehnutzungsdauer in Minuten liegt der Nichtseheranteil bei unserer Stichprobe bei 2,7% und ist damit wesentlich niedriger als die Vergleichswerte bei Peek (1995, S. 174) mit einem Nichtseheranteil von 38,4% und Frank (1991, S. 176), der auf der Basis einer GfK-Sonderanalyse für Drei-bis Fünfjährige 1989 einen Nichtseheranteil von 44% ermittelte (vgl. Peek, 1995, S. 174 ).
Peek (1995) kommt bei Vorschulkindern auf eine durchschnittliche Verweildauer vor dem Fernsehgerät von 40 Minuten am Tag. »Horn (1978, S. 33) berichtet aus einer TeleskopieSonderauswertung für das Jahr 1976 eine durchschnittliche werktägliche Fernsehnutzungsdauer von 46 Minuten. Für den Zeitraum 1978 bis 1983 ergaben sich Durchschnittswerte zwischen 45 und 50 Minuten pro Werktag (vgl. Darschin & Frank, 1980, S. 496; 1984, S. 283). Ab 1983 liegen bis auf eine Sonderanalyse für das Jahr 1989, aus der Frank (1991, S. 176) für Drei-bis Fünfjährige durchschnittliche 47 Minuten Fernsehzeit an Werktagen berichtet, keine Daten aus Untersuchungen der kontinuierlichen Zuschauerforschung für die Altersgruppe vor (vgl. auch Horn, 1991). Die Daten der Vorschulkinder werden seit 1983 nicht mehr standardmäßig ausgewertet (vgl. Lutz, 1991). Untersuchungen, die nicht auf Teleskopie-bzw. GfK-Daten zurückgreifen, kommen für die Gruppe der Vorschulkinder zu Durchschnittswerten von 46 Minuten (Bessler & Zimmer-Schürings, 1973, S. 271) und 69 bzw. 53 Minuten (Hurrelmann et al., 1988, S. 98 f.; 2 Befragungswellen)« (Peek, 1995, S. 175 ).
Bei einer Untersuchung von Tietze u.a. zeigte sich bei den durch die Studie erfaßten Kindern, daß das Fernsehen zu einem großen Teil fest in die Alltagsroutinen eingebunden war. Die Fernsehnutzungszeiten richteten sich im Tagesverlauf nach Zeiten, zu denen vermehrt Kleinkinderprogramme gesendet wurden. Am häufigsten waren die drei-bis sechsjährigen Kinder am Vorabend vor dem Bildschirm anzutreffen (vgl. Tietze/Roßbach, 1991 ).
Feierabend und Windgasse kommen bei der Auswertung der GfK-Daten zum Fernsehkonsum der Drei-bis Dreizehnjährigen zu einem ähnlichen Ergebnis:.Die Zeitzone, in der 1995 deutlich die meisten Kinder vor dem Fernseher saßen, lag zwischen 18.00 und 21.00 Uhr, rund 17 Prozent oder 1,55 Millionen Drei-bis 13jährige sahen zu dieser Zeit am Abend fern, während es am Nachmittag nur 11 Prozent waren« (Feierabend/Windgasse, 4/96, S. 188). Diese Aussage wird für die von uns untersuchte Altersgruppe allerdings relativiert durch die Feststellung, daß die prozentuale Häufigkeit in dem genannten Zeitraum mit Zunahme des Alters der Kinder steigt, so daß die prozentuale Häufigkeit, mit der die Drei-bis Fünfjährigen an einem durchschnittlichen Werktag zu dieser Zeit vor dem Bildsachirm sitzen, bei 12% liegt (vgl. ebd., S. 188).
Auch andere Studien bestätigen, daß Vorschulkinder eher Sendungen mit Bezug zu ihrem Alltag bevorzugen als Sendungen, die realitätsferne Szenarien thematisieren (vgl. u.a. Rogge 1990 und Schorb 1992).
Vorschulkinder sind mit der Dramaturgie der meisten Sendungen überfordert, da sie sich überwiegend an Einzelheiten orientieren und somit die Fülle von dargebotenen Informationen nicht in einen Gesamtzusammenhang einordnen können. Anders ist dies bei bestimmten Kindersendungen, zum Beispiel Löwenzahn oder Pumuckl, die diese Tatsache berücksichtigen..Durch die immer wieder auftretenden fiktiven oder realen Erzähler werden Sammelund Konzentrationspunkte gestaltet, in denen sich Geschichten bündeln oder über die die Story vorangetrieben wird. (ebd., S. 77). So gaben Kinder bei Zeichnungen mit dem Thema Knightrider weitaus weniger Details wieder als bei Zeichnungen zu der Serie Pumuckl.
Mit Geschwistern gibt’s schnell mal Ärger: Die Älteren fühlen sich durch die Kleinen in ihren Freiheiten eingeschränkt. Dem »Kinderkram«, der den Kleinen gefällt, können sie nichts mehr abgewinnen. Umgekehrt mögen die Kleinen oft die bevorzugten Sendungen der größeren Geschwister nicht« (Theunert/Lenssen/Schorb, 1995, S. 24 ).
Auch Tietze und Roßbach fanden heraus, daß Vorschulkinder überwiegend zusammen mit erwachsenen Personen fernsehen (Tietze/Roßbach, 1991).
Auch die Ergebnisse des Dortmunder Kabelpilotprojektes belegen, daß der Fernsehkonsum von Kindern mit der Anzahl der Geschwister steigt. Insbesondere wenn ältere Geschwister vorhanden waren, stieg die Sehdauer der jüngeren Kinder an. Auch hier wird dieser Befund unter anderem darauf zurückgeführt, daß kleinere Kinder weniger der elterlichen Kontrolle unterliegen, wenn sie zusammen mit den älteren Geschwistern fernsehen (vgl. Hurrelmann, 1988 ).
Schorb u.a. schreiben, daß Vorschulkinder eher solche Cartoons bevorzugen, die mit einfacher Dramaturgie und einfachen Handlungsmustern das Alltagsleben von Familien oder größeren sozialen Gruppen darstellen (z. B.”Die Schlümpfe«). Ältere Kinder bevorzugen hingegen Zeichentricksendungen mit komplexeren Inhalten. Die Autoren sehen darin einen Hinweis, » (…) daß die Kinder sich in Abhängigkeit von ihrem Alter und der damit verbundenen kognitiven Entwicklung unterschiedlichen Serien aus dem Gesamtangebot des Fernsehens zuwenden« (Schorb u.a., 1992, S. 40 ).
Horn fand bei der Auswertung von Interviews in Teleskopie-Panelhaushalten bereits 1976 heraus, daß das «Ausmaß kindlichen Fernsehens mit der sozialen Schichtzugehörigkeit (variiert): Kinder aus Mittelschichtfamilien sehen weniger fern, solche aus Unterschichtfamilien ausgiebiger« (Horn, 1976, S. 359). Auch die Daten von Bettina Hurrelmann zum Dortmunder Kabelpilotprojekt belegen, daß Kinder um so mehr fernsehen, je niedriger die soziale Schicht ist, der sie angehören (vgl. Hurrelmann, 1988 ).
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Grüninger, C., Lindemann, F. (2000). Fernsehen. In: Vorschulkinder und Medien. Schriftenreihe der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) e.V., vol 12. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07727-5_7
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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