Zusammenfassung
Nachdem ich in der siebenten These die jedem ‚pädagogischen’ Handeln zu Grunde liegende Basis eines wechselseitigen Vertrauens angesprochen habe, eines Vertrauens, das sich auch praktisch im Informations-Austausch bewähren muss, möchte ich in den folgenden beiden Thesen überlegen, welche spezielleren Ziele eine solche Drogen-Erziehung anstreben sollte. Ich unterscheide dabei das Nahziel ß66 einer Drogenmündigkeit von dem Fernziel einer wechselseitigen Toleranz. Während die Drogenmündigkeit es dem Jugendlichen ermöglichen soll, ‚gekonnt’ mit Drogen umgehen zu können, bietet die diskursive Auseinandersetzung über deren Vor- und Nachteile ein emotional einprägsames Vehikel, sich in der demokratischen Grundtugend einer begründbaren Toleranz ein zu üben.
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Anmerkungen
Solche Nahziele einer alternativen, Risiko- und harm-reduction orientierten Drogenerziehung findet man bei Fahrenkrug (1998); Franzkowiak (1999)
„Die Bundesregierung vertrat bei der Einführungsdebatte die Auffassung der Forderungskatalog der Kinderrechte sei in Deutschland erfüllt“ (Zinnecker et al. 2002;90)
vgl. Nunner-Winkler (1991;119ff) zu den Dimensionen dieser ‚Autonomie’, d.h. „die Möglichkeit, das eigene Handeln durch überlegtes Wollen selbst zu bestimmen (...) weder durch externe (physische Bedingungen, soziale Machtverhältnisse) noch durch interne (Triebe, Uber-Ich-Diktat) Zwänge determiniert“
Dieselbe Einseitigkeit gilt auch für den ‚cold’ cognition Ansatz in Banduras social cognitive learning approach, mit dem die Gruppe der ‚social influence’ Präventionsansätze begründet wird, womit Clayton et al. (2000) u.a. die Negativ-Erfolge des Hutchinson Smoking Projects erklären
In diesem Artikel findet man eine recht gute Zusammenstellung der Decision-theory (SEU), der theory of reasoned action und der theory of planned behavior
doch weiß auch Kappeler an anderer Stelle (2003;28) um „die freie Zeit des Feierabends (...) als den Zeitraum für die gehobene Stimmung, die nicht so viel Zeit und Raum benötigt wie der Rausch der großen Feste“.
vgl. dazu die Zusammenfassung unseres >Sofagesprächs< (Quensel/Cohen 1995)
vgl Tossmann/Weber (2001)
ein Rat, der freilich einmal mehr zeigt, wie wenig man sich auf solche erwachsene Expertise verlassen kann, bedenkt man die katastrophalen Ergebnisse der Beratung in Apotheken (s. Stiftung Warentest >Test< 3/2004:91–95)
entnommen: Noack/Weber (2001;21)
und mit ihm Ju-Ill Kim (2003;195)
Die Schwierigkeit, hier einen Weg zwischen Abstinenz-Hoffnung und Genussorientierung zu finden belegen die von Kalke/Raschke (2003) geammelten Beispiele realisierter ‚Selbsterfahrungsübungen’, die von ‚initiierter Abstinenz’ über das Südtiroler„Wer nicht genießt, wird ungenießbar“ bis hin zum österreichischen „Risflecting“ reichen
vgl. die bayerische Kampagne “Alkohol? Jetzt lieber nicht” (Baumann 2001;22)
diese Forderung gilt insbesondere für die Kombination von Cannabis mit Alkohol, und zwar schon bei kleinen Dosen, da sich beide Effekte summieren: “The effects of THC and alcohol on driving performance and the risk of motor vehicle crashes appear to be additive, but the sum can be large and potentially dangerous. Combined use of THC and alcohol produces severe driving impairment and sharply increases the risk of drivers culpability for accidents as compared to drug free drivers, even at low doses” fassen Ramaekers u.a. (2002; 93) das Ergebnis ihres rezenten Überblicks zusammen. Vgl. auch: Quensel (2002) und Böllinger/Quensel (2002)
zitiert nach Schneider (2000;160); vgl. dort auch — die im hiesigen Kontext weniger relevanten — Regeln eines kontrollierten Kokain- und Heroin-Konsums (110ff)
vgl. hierzu den Sammelband ‘Wider besseres Wissen“ (1996) sowie Schneider (2000)
S. die positive Bewertung durch die Schüler in Kortemeyer-Beck (2002)
weitere Hinweise zum Peer-Support findet man bei Stöver/Kolte (2003)
s. hierzu die Hinweise bei Erhard (1999)
Eine vergleichende niederländische Meta-Analyse von 12 Projekten, die jeweils sowohl ‚peer-led’ wie ‚adult-led’ angeboten wurden, bestätigt diese Skepsis, insofern hier die ersteren nur in der direkten ‚postphase’ nach Beendigung des Projektes einen leichten Vorteil bei der Reduzierung des Drogen-Konsums erbrachten, die in den daran anschließenden follow-up-Zeiträumen nicht mehr auftraten: „We would conclude that peer-led programs may be more or less effective than adult-led programs, depending on the contents and target population of the program“ (Cuijpers 2002a;119).
Dies bestätigen auch die betont kostenträchtigen, doch wenig ergebnisreichen englischen Ergebnisse mit 13-jährigen peer leaders, die von den MitschülerInnen als einflussreich benannt worden waren, und die einen intensiven zweitägigen Trainingskurs absolviert hatten (Bloor u.a. 1999)
In diesem Sinne sprachen sich auch „mehr als zwei Drittel der TeilnehmerInnen“ der Österreichischen Leitbildentwicklung „gegen den Einsatz von Ex-Usern in der Suchtprävention aus“, und „der gegenwärtig sehr populäre Peergruppenansatz, bei dem Gleichaltrige als Kommunikatorinnen eingesetzt werden, wurde von den meisten TeilnehmerInnen grundsätzlich bejaht, man betonte aber, dass der Peergruppenansatz nur unter bestimmten Voraussetzungen zweckmäßig sei“ (Uhl/Springer 2002; 66).
S. auch Hess u.a. (2004;145f)
Aus ‚Drogenpolitische Positionen und Forderungen der Diakonie’. Diakonisches Werk EKD In: Evangelische Jugendhilfe 4/2001, S. 234 (entnommen EREV u.a. 2003; 11)
Skala Menschlichkeit mit den Items >hilfsbereit gegenüber anderen Menschen<; >mit anderen teilen, etwas abgeben können<; >Menschen, die anders sind akzeptieren<; >jeden Menschen so akzeptieren, wie er ist<; >etwas für die Gesellschaft leisten<; >andere Kulturen kennenlernen< (13. Shell Jugendstudie 2000;99)
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Quensel, S. (2004). Das Nah-Ziel einer Drogenerziehung besteht darin, die >Drogenmündigkeit< der Jugendlichen zu fördern. In: Das Elend der Suchtprävention. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07648-3_9
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