Zusammenfassung
Fünf Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer kam der Deutsche Bundestag in Bonn am 15. November 1994 zusammen, um Bundeskanzler H. Kohl erneut zum Regierungschef einer Koalitionsregierung zu wählen und — weitgehend unbemerkt — das 42. Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes zu verabschieden. Derartige Zusammentreffen sind nicht zufällig. Die Wahl war zwar numerisch knapp, aber angesichts der Binnenfeindschaft der Opposition politisch vollkommen ausreichend. Die Verfassungsänderung habe von beiden Seiten Kompromisse gefordert — so die allgemeine Kommentierung —, doch auch ohne genauere Analyse ist klar, daß die Zugeständnisse der CDU/CSU an die Konstitutionspläne von SPD und Bündnis 90/Grüne sich im Nebensächlichen verloren hatten. Die neuen Staatsziele zum Umweltschutz, zum Verbot der Benachteiligung von Behinderten sowie zur Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern sind so formuliert, daß von ihnen keine neue politische Dynamik zu erwarten ist. Die weiteren Bestimmungen zum Verhältnis von Bund und Ländern, zur Neuverteilung der Gesetzgebungskompetenz zwischen Bund und Ländern und zum Gesetzgebungsverfahren dienen eher der modernisierenden Anpassung, denn einer neuen Gestaltung der inneren Einheit auf der Ebene des Grundgesetzes, wie es die Oppositionsparteien gewollt hatten.
Erstveröffentlichung in: Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung, 21/1995, S. 35–46.
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Literatur
Vgl. Dahrendorf, Ralf, Gesellschaft und Demokratie in Deutschland, München 1965, Kapitel 3, S. 161 ff.
Vgl. Das Parlament, 44. Jahrgang, Nr. 50 v. 16. Dezember 1994, S. 1 ff.
Vester, Michael, Individualisierung oder soziale Milieus? in: Das Parlament, a.a.O., S. 10.
Bohley, Bärbel, Der Traum von einer besseren Welt, in: Das Parlament, a.a.O., S. 14.
Scholz, Rupert, Keine Einladung zur individuellen Willkür, in: Das Parlament, a.a.O., S. 5.
Frankenberg, Günter, Soziale Rechte sind keine Frage der Kulanz, in: Das Parlament, a.a.O., S. B.
Vgl. Paech, Norman, Staatsziele und Grundrechte in der Anhörung. Ein Tag im Leben der Gemeinsamen Verfassungskommission, in: Demokratie und Recht 3/92, S. 265ff.
Hengsbach, Friedhelm, Durch moralische Appelle nicht hervorzuzaubern, in: Das Parlament, a.a.O., S. B.
Günter Frankenberg, a.a.O., S. B.
Hengsbach, Friedhelm, a.a.O., S. B.
Klein, Ansgar, Zwischen Pflicht und Selbstentfaltung, in: Das Parlament, a.a.O., S. 1.
Frankenberg, Günther, a.a.O., S. B.
Vgl. Scholz, Rupert, Keine Einladung zur individuellen Willkür, in: Das Parlament, a.a.O., S.5; Sutor, Bernhard, Leben aus dem Freiheits-und Gemeinsinn, in: Das Parlament, a.a.O., S. 3.
Vgl. Vorländer, Hans, Die Ressourcen der Moral, in: Das Parlament, a.a.O., S. 2.
Greven, Michael Th., Demokraten fallen nicht vom Himmel, in: Das Parlament, a.a.O., S. 3.
Dennoch gibt es immer wieder vereinzelte Veröffentlichungen, die sich mit einzelnen Aspekten der Arbeiten Abendroths beschäftigen: so z.B. Holz, Hans Heinz, Wolfgang Abendroth — Demokratie als Sozialismus, in: Topos 2/1993, S. 99ff.; Burkhardt, Wolfram, Grundgesetz als Klassenkompromiß. Wolfgang Abendroths Konzeptionen für den Neubeginn, in: Forum Wissenschaft 4/1994, S. 9–12.
Vgl. Rabehl, Bernd, Am Ende der Utopie. Die politische Geschichte der Freien Universität Berlin, Berlin 1988, S. 174ff.
So in seiner Schrift aus dem Jahre 1958: Ist der Marxismus „überholt“?, in: Abendroth, Wolfgang, Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie, Neuwied 1968, S. 347ff.
Abendroth, Wolfgang, Ist der Marxismus „überholt“? a.a.O., S. 355f.
Abendroth, W., a.a.O., S. 351.
Abendroth, W., Von der bürgerlichen Demokratie zur autoritären Diktatur, in: Abendroth, W., Arbeiterklasse, Staat und Verfassung, Materialien zur Verfassungsgeschichte und Verfassungstheorie der Bundesrepublik, hrsg. und eingeleitet v. Joachim Perds, Frankfurt/M./Köln 1975, S. 135ff., 138.
Abendroth, W., Der demokratische und soziale Rechtsstaat als politischer Auftrag, 1965, erneut abgedruckt in: Abendroth, W., Arbeiterklasse, Staat und Verfassung, a.a.O., 1975, S. 179ff., und mit einem Vorwort versehen in: Tohidipur, Mehdi (Hrsg.), Der bürgerliche Rechtssaat, Frankfurt 1977, S. 265ff.
Abendroth, W., Demokratie als Institution und Aufgabe, 1954, in: Abendroth, W., Arbeiterklasse, Staat und Verfassung, a.a.O., S. 21ff., 28, 29.
Abendroth, W., Zum Begriff des demokratischen und sozialen Rechtsstaates im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, 1954, in: Abendroth, W., Antagonistische Gesellschaft und Politische Demokratie, a.a.O., S. 109ff., 124.
Abendroth, W., Zum Begriff des demokratischen und sozialen Rechtsstaates im Grundgesetz, a.a.O., S. 124.
Abendroth, W., Der demokratische und soziale Rechtsstaat als politischer Auftrag, a.a.O., S. 192.
Abendroth, W., Demokratie als Institution und Aufgabe, a.a.O., S. 24.
Abendroth, W, Aufgaben und Ziele der deutschen Sozialdemokratie. Programmentwurf 1959, in: Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie, a.a.O., S. 407ff., 414.
Abendroth, W., Zum Begriff des demokratischen und sozialen Rechtsstaates im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, a.a.O., S. 109ff.
Vgl. nur seine diesbezügliche Kritik in seinem Programmentwurf 1959 sowie Abendroth, Lisa, Die Flucht. Warum Wolfgang Abendroth die sowjetische Besatzungszone verließ, in: Sozialismus 2/90, S. 24ff.
Vgl. Greven, Michael Th., Demokraten fallen nicht vom Himmel, in: Das Parlament, a.a.O., S. 3.
Vgl. Dubiel, Helmut, Der Konflikt als Medium der Identität, in: Das Parlament, a.a.O., S. 4.
Abendroth, W., Wirtschaft, Gesellschaft und Demokratie in der Bundesrepublik, Frankfurt/M. 1965, S. 72ff.
Abendroth, W., Haben wir „Alten“ noch etwas zu sagen? Sind wir zornig? In: Eggebrecht, Axel (Hrsg.), Die zornigen alten Männer, Reinbek 1979, S. 143ff., 160.
Abendroth, W., Der demokratische und soziale Rechtsstaat als politischer Auftrag, a.a.O., S. 200.
Abendroth, W., Demokratie als Institution und Aufgabe, a.a.O., S. 32.
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Paech, N. (2001). Wertewandel oder Strukturveränderung. Wolfgang Abendroths Stellung in der gegenwärtigen Demokratiedebatte. In: Balzer, FM., Bock, H.M., Schöler, U. (eds) Wolfgang Abendroth Wissenschaftlicher Politiker. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05699-7_6
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