Zusammenfassung
Die Verfassungstheorie von Wolfgang Abendroth ist Teil seiner politischen Theorie. Doch nehmen die verfassungsrechtlichen Beiträge — sowohl ihrem Umfang nach als auch in der Form der wissenschaftlichen Ausführung — im Gesamtwerk Abendroths eine Sonderstellung ein. Es ist vermutlich der Teil aus seinem wissenschaftlichen Opus, der über die zeitgebundenen politischen Analysen und Positionen hinaus Bedeutung behalten wird.
Erstveröffentlichung in: Kritische Justiz, 1985, Nr. 18, S. 458–465.
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Literatur
Seifert, Jürgen, Der Kampf um Verfassungspositionen, in: neue kritik, Nr. 35 (Apri 1966), S. 4–11; erweiterte Fassung in: Kampf um Verfassungspositionen, Köln, Frankfurt/M.,1974, S. 105–124, Perels,Joachim, Einleitung zu: Abendroth, Wolfgang, Arbeiterklasse, Staat und Verfassung, Frankfurt/M., Köln, 1975, S. 7–20; Seifert, Jürgen, Wolfgang Abendroth und die SPD, in: Narr, Wolf-Dieter (Hrsg.), Auf dem Weg zum Einparteienstaat, Opladen, 1977, S. 242–249; Neumann, Volker, Rechts-und verfassungstheoretische Positionen der staatsrechtlichen Linken, in: Der Staat, Bd. 21, H. 4, 1982, S. 551–575; Perels, Joachim, Marxismus in der Restaurationszeit, in: Sozialismus ( Sonderheft Abendroth ), November 1985, Hamburg, S. 22–24.
S. dazu den Titel der ersten Sammlung verfassungsrechtlicher Beiträge: Sultan, Herbert, Abendroth, Wolfgang, Bürokratischer Verwaltungsstaat und soziale Demokratie, Hannover, Frankfurt/M., o. J. (1955).
Abendroth, Wolfgang, Arbeiterklasse, Staat und Verfassung, a. a. O. (Anm. 1), S. 155; Abendroth, Wolfgang, Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie, Neuwied, Berlin, 1967, S. 126.
Seifert, Jürgen, a.a. O. (Anm. 1), S. 115 f.; s. dazu auch S. VIII (ebd.); dort ist vom „begrenzten Stellenwert“ der „Analyse von Verfassungsbestimmungen als Kompromiß und Waffenstillstandslinie” die Rede; Abendroth hat vom „Klassenwaffenstillstand“ und von „Waffenstillstandslagen” gesprochen (Römer, Peter, Hrsg., Der Kampf um das Grundgesetz, Frankfurt am Main, 1977, S. 118 ff.); das hat dazu geführt, daß Neumann (a.a.O., Anm. 1) Abendroth und Seifert durch die Formel Grundgesetz als Waffenstillstandsabkommen“ zusammenfaßt (S. 552 ff.); Neumann verkennt, daß für Abendroth die Waffenstillstandslinie des Grundgesetzes auch inhaltlich bestimmt ist: durch die demokratischen und sozialen Teilhaberechte; vgl. dazu auch Abendroth, Wolfgang, Über den Zusammenhang von Grundrechtssystem und Demokratie, in: Perels, Joachim, Hrsg., Grundrechte als Fundament der Demokratie, Frankfurt am Main, 1979, S. 249–262.
Nachweise dazu bei Seifert, Jürgen, Kampf um Verfassungspositionen, a. a, O. (Anm. 1), S. 111; vgl. ferner Laschitza, Annelies, Deutsche Linke im Kampf für eine demokratische Republik, [Ost-]Berlin, 1969. Die demokratische Republik war im Heidelberger Programm der SPD (1925) die zentrale verfassungstheoretische Kategorie.
Abendroth, Wolfgang, Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie, a. a. O. (Anm. 4), S. 124; Abendroth stützt sich dabei auf Heller, Hermannn, Staatslehre, Leiden, 1934 S. 138; s. dazu Abendroth, Wolfgang, Die Funktion des Politikwissenschaftlers und Staatsrechtslehrers Hermann Heller in der Weimarer Republik und in der Bundesrepublik Deutschland, in: Müller, Christoph, Staff, Ilse Hrsg., Der soziale Rechtsstaat. Gedächtnisschrift für Hermann Heller, Baden-Baden, 1984, S. 213 ff; vgl. auch Perds, Joachim, Kapitalismus und politische Demokratie, Frankfurt am Main, 1973.
Vgl. dazu den m. E. wichtigsten verfassungstheoretischen Beitrag Abendroths Zum Begriff des demokratischen und sozialen Rechtsstaates im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in der Festschrift für Ludwig Bergsträsser (1954), abgedruckt in: Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie, a. a. O. (Anm. 4), S. 109–138 u. den Diskussionsbeitrag von Abendroth auf der Tagung der Vereinigung Deutscher Staatsrechtslehrer 1953, abgedruckt in: Arbeiterklasse, Staat und Verfassung, a. a. O. (Anm 1), S. 64–69. Jürgen Habermas hat diesem Beitrag Abendroths eine grundlegende Bedeutung zugemessen und ist der von Abendroth gestellten Frage weiter nachgegangen, Strukturwandel der Öffentlichkeit, Neuwied, 1962, S. 247 ff.; vgl. ferner ders., Theorie und Praxis, Neuwied, 1964, S. 85 ff. Preuß, Ulrich K., Zum staatsrechtlichen Begriff des Öffentlichen, Stuttgart, 1969, S. 164 ff. u. Seifert, Jürgen, Grundgesetz und Restauration, 3. Aufl., Neuwied, Darmstadt, 1977, S. 54–64.
Marx, Karl, Zur Judenfrage (1843), in: MEW, Bd. 1, S. 362.
Heller, Hermann, Rechtsstaat oder Diktatur?, Tübingen, 1930; s. dazu Abendroth (Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie, a. a. O. (Anm. 4 ), S. 112.
Abendroth,Wolfgang,Arbeiterklasse, Staat und Verfassung, a. a. O. (Anm. 1 ), S. 66.
Vgl. dazu Hans-Hermann Hartwich, Sozialstaatspostulat und gesellschaftlicher status quo, Köln, Opladen, 1970.
Vgl. dazu den Schlußsatz von Abendroth, Wolfgang, Demokratie als Institution und Aufgabe (1954), in: Arbeiterklasse, Staat und Verfassung, a. a. O. (Anm. 1), S. 32; vgl. in diesem Zusammenhang die für Abendroth wichtige Schrift Adler, Max, Politische oder soziale Demokratie, Wien, 1926.
Engels, Friedrich u. Kautsky, Karl, Juristen-Sozialismus (1887), in: MEW, Bd. 21, S. 491–509.
Abendroth, Wolfgang, u. a., Diskussion über Probleme sozialistischer Rechtspolitik, in: Rottleutner, Hubert, Hrsg., Probleme marxistischer Rechtstheorie, Frankfurt am Main, 1975, S. 393.
So etwa Osborg, Eckart u. Roth, Rainer, Wer herrscht über die Legalität? in: Heidelberger Blätter, Diskurs-Express, 1968, Heft 12/13 (1/2), S. 7–10; vgl. auch die damalige Position von Geulen, Rainer, Kann man mit einer bürgerlichen Verfassung eine sozialistische Praxis legitimieren? in: Stuby, Gerhard, Disziplinierung der Wissenschaft (mit einem kritischen Nachwort von Rainer Geulen), Frankfurt am Main, o. J. (1970), S. 193 ff.
Marx, Karl, Provisorische Statuten der Internationalen Arbeiter-Assoziation (1864), in: MEW, Bd. 16. S. 14.
Von dieser Position aus ist die Unterscheidung von Narr, Wolf-Dieter, Der Staat als Appellationsinstanz? in: Vorgänge, Nr. 77, Heft 5, 1985, insbes. S.62 ff., zwischen Bürgerrechten als „staatsgegebene Rechte“ und „vorstaatlichen Rechten” politisch nicht relevant.
Vgl. in diesem Zusammenhang die Überlegungen zu einer „materialistischen Verfassungstheorie“. Blanke, Thomas, Das Dilemma der verfassungspolitischen Diskussion der Linken in der Bundesrepublik, in: Rottleutner, Hubert, Hrsg., Probleme marxistischer Rechtstheorie, a. a. O. (Anm. 1), S. 419–483; Blanke hat diese Position aufgegeben, siehe Demokratie und Krise in der neueren kritischen Rechtstheorie, in: Prokla, Heft 45, Jg. 11, Nr. 4 (1981), S. 141 ff.
Marx, Karl u. Engels, Friedrich, „Manifest der Kommunistischen Partei „ (1848) in: MEW, Bd. 4, S. 482.
S. dazu Korsch, Karl, Revolutionäre Kommune (193 I), in: Korsch, Karl, Schriften zur Sozialisierung, hrsg. von Gerlach, Erich, Frankfurt am Main, 1969, S. 107.
Statement in: Römer, Peter, Der Kampf um das Grundgesetz, a. a. O. (Anm. 5 ), S. 192.
Demokratische Republik und demokratische und soziale Teilhabe hatten für Abendroth — wie Perels hervorhebt — keinen „instrumentellen Charakter“, sondern geben „in weiterer Perspektive auch die Grundlage für eine sozialistische Gesellschaft” ab, Perels, Joachim, Marxismus in der Restaurationszeit, a. a. O. (Anm. 1), S. 23; das unterscheidet die Verfassungstheorie Abendroths grundsätzlich von Staatsrecht der Staaten des „real existierenden Sozialismus“, s. dazu z. B. Staatsrecht bürgerlicher Staaten, hrsg. von Menzel, Wolfgang, u. a., [Ost-]Berlin, 1980, S. 181. Der „Kampf um die Bewahrung und Erweiterung demokratischer Rechte” enthält „zugleich die ersten Schritte zur revolutionären Beseitigung der bürgerlichen Demokratie“, ist — heißt es an anderer Stelle (S. 192) — „Vorbedingung und Bestandteil des Kampfes für Sozialismus,… für Grundrechte einer völlig neuen Qualität”. Es wäre lohnenswert, Unterschiede und Parallelen zwischen Abendroths Theorie und diesem Lehrbuch herauszuarbeiten.
Abendroth, Wolfgang, Antagonistische Gesellschaft and politische Demokratie, a. a. O. (Anm 4), S. 66; zur Entwicklung in der UdSSR schreibt Abendroth (1956): „das Streikrecht (ist) noch nicht wieder hergestellt“, vgl. dazu Perels, Joachim, Meinungsfreiheit als Element des Sozialismus in: Frankfurter Hefte, Jg. 34, H. 7, 1979, S. 20 ff. u. ders. „Rechtstypus und gesellschaftliche Aneignung”, Paech, Norman, u. Stuby, Gerhard, Hrsg., Wider die,herrschende Meinung’, Festschrift für Wolfgang Abendroth, Frankfurt/M., New York, 1982, S. 192.
Vgl. dazu Seifen, Jürgen, Der unterschiedliche Gebrauch des Begriffes,Bourgeois` bei Marx und die Folgen, in: Böttcher, Hans-Ernst Böttcher, Hrsg., Recht, Justiz, Kritik, Festschrift für Richard Schmid, Baden-Baden, 1985, S. 460: „Deshalb berühren die Versuche, die Rechte des Privatmenschen zu eliminieren, auch die Rechte des Staatsbürgers.“
So Institut für Theorie des Staates und des Rechts der Akademie der Wissenschaften der DDR, Hrsg., Marxistisch-leninistische Staats-und Rechtstheorie, 2. Aufl., Berlin 1975, S. 260.
Abendroth, Wolfgang, Arbeiterklasse, Staat und Verfassung, a.a.O. (Anm. 1), S. 30; hier kann ich Abendroth nicht folgen, obwohl ich seine Gegenposition gegen die marxistisch-leninistische Doktrin nicht verkenne; es ist zu unterscheiden zwischen dem soziologischen und dem staatsrechtlichen Diktaturbegriff; der Begriff „Diktatur des Proletariats“ bedeutet bei Marx, Aufrechterhaltung von Klassenherrschaft; Maßnahmen des Ausnahmezustandes (als staatsrechtliche Diktatur) sollte man als solche bezeichnen; s. dazu Jürgen Seifert, Jürgen, Karl Marx und die Freiheitsrechte, in: Flechtheim,Ossip K., Hrsg., Marx heute. Pro und contra, Hamburg, 1983, S. 212 ff.
S. dazu Seifert, Jürgen, Jenseits von Staatsfixierung und Staatsnegation, in: Vorgänge, Nr. 77, Heft 5, 1985), S. 37 f.
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Seifert, J. (2001). Demokratische Republik und Arbeiterbewegung in der Verfassungstheorie von Wolfgang Abendroth. In: Balzer, FM., Bock, H.M., Schöler, U. (eds) Wolfgang Abendroth Wissenschaftlicher Politiker. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05699-7_3
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