Korrelationen von Struktur und Dynamik

Zusammenfassung

Es ist die Eigenart der elektronenmikroskopischen Technik, daß sie an die Untersuchung fixierter Präparate gebunden ist. Diese Methode, die prinzipiell in ihrem Vorgehen der histologischen Technik entspricht, hat im Laufe der Geschichte der Zellforschung immer die Gefahr mit sich gebracht, den »statischen« Aspekt der Strukturen zu überschätzen und ihre wirkliche Dynamik bis zu einem gewissen Grade außer acht zu lassen. Der Grund hierfür ist in der bekannten Schwierigkeit zu suchen, aus dem Bild des fixierten Präparates Bewegungsvorgänge intra vitam zu erschließen. Macht man sich klar, daß das Elektronenbild cytoplasmatischer Strukturen in den meisten Fällen lediglich eine »Momentaufnahme« aus einem andauernden Geschehen sein kann und daß Struktur und Funktion besonders im Größenordnungsbereich knapp oberhalb der Makromoleküle nicht voneinander getrennt werden können, so kommt man bereits theoretisch zu einem Strukturbegriff, der sich von dem Strukturbegriff der klassischen Histologie erheblich unterscheiden muß. Das Elektronenbild, gewonnen aus fixierten Präparaten, darf uns nicht dazu verleiten, den neuentdeckten Strukturen (vgl. Abb. 3) a priori eine Permanenz zu unterstellen, die nicht bewiesen ist und mit der Dynamik der lebenden Substanz schwerlich in Einklang zu bringen sein dürfte (Wohlfarth-Bottermann, 1959b).