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Epilog Die kommende Weltordnung: Modell oder Utopie?

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Politik als Prozeß der Gemeinschaftsbildung
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Zusammenfassung

Bisher haben wir uns in dieser Arbeit auf die Analyse des in der menschlichen Erfahrung Gegebenen beschränkt. Gefragt wurde vornehmlich danach, wie Menschen im Geschichtsablauf politische Ordnungen gegründet und aufrechterhalten haben und beim Versagen ihrer Bemühungen haben erleben müssen, daß diese Ordnungen dem Untergang verfielen. Aber es ist daneben doch wohl auch die konstruktive Frage erlaubt, wie denn eine politische Ordnung beschaffen sein müßte, wenn sie Dauer haben soll. Solche Dauer bedeutet natürlich nicht, daß sie ewig unveränderlich die gleiche sein und bleiben, ein Urtypus im platonischen Sinne sein soll, sondern daß sie von lebendiger Dauer sein soll, fähig, die ihr gestellten Aufgaben auf längere Sicht zu lösen, womit zugleich gesagt sein soll, daß sie die Fähigkeit des Sichanpassens in sich trägt. Ein solches Modell ist in den hier gebotenen Analysen mitgegeben, aber es ist erforderlich, daraus die Konsequenzen zu ziehen, vor allem im Hinblick auf die kommende Weltordnung. Alle die bereits erörterten Wesenszüge einer politischen Ordnung und Gemeinschaft sind bei einer solchen Synthese zu berücksichtigen. Da Erfahrung und Werthaltung des Menschen in enger Beziehung miteinander stehen 1, so wird menschliche Erfahrung sich zukunftsgestaltend auf ein solches Modell auszuwirken haben. Was aus abstrakten Vorstellungen nicht abgeleitet werden kann, folgt so aus konkreter Beobachtung. Ein solches Modell ist nicht endgültig und ewig, sondern zeitbedingt und temporär. Dennoch kann es als das beste für seine Zeit angesprochen werden. Es ist nicht relativ, außer in jenem undogmatischen, hypothetischen Sinn aller Wissenschaft. Ein solches Modell menschlicher Bemühung ergibt sich aus dem Inhalt menschlicher Erfahrung. Diese fast banale Feststellung sei deshalb gemacht, weil das Gegenteil so oft in der heutigen Sozialwissenschaft vorausgesetzt wird. Die Schaffung einer angemessenen Verfassungsordnung, wie sie seit 1945 fortlaufend versucht worden ist, setzt die Beantwortung dieser Frage voraus. Aber muß eine solche Ordnung nicht von der zu ordnenden Kultur, ihren Werten, Interessen und Überzeugungen getragen werden? Unsere gesamte, auf der Gemeinschaft aufbauende Analyse setzt dies voraus. Es kann daher eine allgemein gültige Antwort nur dann geben, wenn menschliche Kultur und Gemeinschaft, wenn die „Natur“ des Menschen in den für eine solche politische Ordnung relevanten Wesenszügen diese kulturellen Eigentümlichkeiten transzendiert. Daß dies der Fall ist, muß als entscheidende Gegebenheit hier noch einmal hervorgehoben werden. Es ist zugleich die Voraussetzung jeder denkbaren politischen Weltordnung.

We need not hope in order to act

nor to succeed in order to persevere.

Wilhelm von Oranien

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Literatur

  1. Friedrich, 1967 I, Kap. 3.

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  2. Friedrich, 1967 I, Kap. 2.

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  3. Friedrich, A, 1967; siehe außerdem oben, Kap. 26.

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  4. Friedrich, 1967 I, Kap. 4.

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  5. Hierzu vgl. man die etwas ausführlichere Darlegung in der englischen Ausgabe, S. 664 ff.

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  6. Das Folgende ist in etwas anderer Form zuerst im Europa-Archiv,Folge 23, 1964, S. 865 ff., erschienen.

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Friedrich, C.J. (1970). Epilog Die kommende Weltordnung: Modell oder Utopie?. In: Politik als Prozeß der Gemeinschaftsbildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02720-1_28

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02720-1_28

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-00807-1

  • Online ISBN: 978-3-663-02720-1

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