Zusammenfassung
Die ersten Überlegungen zur vorliegenden Arbeit entstanden im Kontext der Transformationsforschung. Die Analyse junger Demokratien machte in vielen Studien darauf aufmerksam, dass sich in einer Reihe von Fällen Unterschiede im Vergleich mit etablierten westlichen Demokratien zeigten, die mit den bestehenden typologischen Kategorien nur begrenzt zu erfassen waren. 1 Auch wenn durchaus begründet von Demokratien zu sprechen war, funktionierten diese oftmals anders als bereits länger etablierte Demokratien mit analoger institutioneller Ausstattung. Nun wurde häufig der (Kurz)schluss gezogen, dass hier lediglich Probleme der Konsolidierung der Demokratie vorlägen, die sich in diesen Unterschieden ausdrückten.2 Die Forschungsausrichtung folgte hierbei der analytischen Sequenz der Transformationsforschung, ohne zu beachten, dass reale Prozesse eine andere Dynamik aufweisen können. Diese Orientierung hat sich jedoch nicht als schlüssig erwiesen, da von der Konsolidierung einer Demokratie nur sinnvollerweise gesprochen werden kann, wenn sie funktionsfähig vorhanden ist. Implizit erkennen zumindest maximalistische Konsolidierungskonzepte (vgl. z.B. Merkel 1998) diesen Sachverhalt an, worauf auch Bumell/Calvert (1999: 19) hinweisen. Doch gerade die Funktionsfähigkeit junger Demokratien erschien nicht immer umfassend ausgeprägt. So ist es nicht verwunderlich, wenn die Konsolidierungsforschenden statt auf Demokratien im Prozess ihrer Konsolidierung auf Demokratien auf der Suche nach ihrer Funktionsfähigkeit stießen. Die Funktionsdefizite fanden Ausdruck in einer Reihe von neuen Typologisierungsvorschlägen, die zugleich die Diskussion um die definitorische Bestimmung von Demokratie neu entfachte. Eine damit sich anbietende Zusammenarbeit mit der bereits länger bestehenden theoretischen Demokratiediskussion war allerdings nur ansatzweise zu beobachten und ist erst in den letzten Jahren intensiviert worden (O’Donnell 1999c).3 Damit ergab sich auch für die vorliegende Arbeit die Aufgabe, sich weitaus stärker als ursprünglich geplant mit den demokratietheoretischen Argumentationssträngen zu beschäftigen, um eine befriedigende Definition von Demokratie zu erhalten.
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Literatur
Die Literatur zu dieser Thematik ist inzwischen kaum noch zu übersehen (vgl. Shin 1994, Held 1993). Für den deutschen Sprachraum geben die vorliegenden fünf Bände „Systemwechsel` (Opladen 1994ff) einen informativen und repräsentativen Überblick; eine umfassende Gesamtdarstellung bietet das Werk von Wolfgang Merkel (1999a).
Einen informativen Überblick zur Konsolidierungsforschung gibt Schneider (1995).
Dies gilt auch für die Kontaktaufnahme mit dem Feld der Demokratiemessung, sieht man von dem nicht sonderlich weiterführenden Versuch ab, empirische Datenreihen (z.B. von Polity III oder Freedom House) ohne methodische und theoretische Reflexion in die Forschung einzubauen.
Die Frage des Zusammenhangs zwischen Demokratie und Frieden hat in den letzten Jahren an Aktualität gewonnen. Überprüft wird hierbei die Annahme von Kant (vgl. seine Schrift [1795] „Zum ewigen Frieden“), wonach Demokratien untereinander keinen Krieg führen. Vgl. zur Aktualität und Relevanz der Kantschen Überlegungen etwa Michael W. Doyle (1986). Im Anschluss an Doyles Aufsatz ist in den vergangenen Jahren eine sehr umfangreiche politikwissenschaftliche Debatte zum sogenannten,demokratischen Frieden’ entstanden.
Wahlrechtssysteme, Minderheiten und Staatsbürgerrechte, Parteien-und Verbändesysteme etc.), welche die Frage der Demokratiequalität aus dem jeweiligen Blickwinkel analysierten. Ein Beispiel ist Riegler 1996, welche die Integrationspolitik von Migranten als „Seismographen der Demokratie“ aufgreift.
Diese Bündelung orientiert sich an der Auflistung der Kritikpunkte bei Schmidt (1995a: 343ff)
Anhaltspunkte bietet gleichfalls der Aufsatz von Bumell (1998), der neben Schwächen der Demokratie jedoch gleichfalls Hindernisse und Versäumnisse auf dem Weg der Demokratisierung behandelt.
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Lauth, HJ. (2004). Einleitung. In: Demokratie und Demokratiemessung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01617-5_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01617-5_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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