Zusammenfassung
Wir können die Fragestellung, die den gesamten vorhergehenden Überlegungen zugrunde gelegen hat, noch einmal komprimiert in einer prägnanten Formulierung des Philosophen A. J. Ayer zusammenfassen:
»Ich sehe nichts Schlechtes, sondern nur Gutes darin, wenn man versucht, Menschen durch Argumente oder Unterweisung zu beeinflussen. Dies ist ebenfalls eine Form von Konditionierung, wenn sie auch in vielen Fällen nicht so erfolgreich sein mag, wie man es sich gewünscht hat. Warum sollte ich dann aber vor der Idee zurückschrecken, daß wir alle einer Form von Konditionierung unterzogen werden, die tatsächlich effektiv und wohltätig wirkt? Wenn ich eine Antwort darauf geben müßte, liefe sie letzten Endes wahrscheinlich darauf hinaus, daß mir dies als eine Verletzung der Freiheit oder als eine Beleidigung der menschlichen Würde erscheinen würde. Was aber bedeutet eine solche Antwort? Es sieht so aus, als wenn ich halbbewußt den metaphysischen Glauben an Selbstdetermination bewahre, der von meinem Verstand abgelehnt wird.« (Ayer 1980, 13)
Falls unsere Analyse des Begriffs interpersonalen Handelns akzeptabel ist, können wir die Fragen Ayers beantworten: Erstens ist es in der Tat nicht notwendig, daß wir vor wirksamen und nützlichen Formen der Verhaltensmotivation zurückschrecken und uns nur auf Argumente und Unterweisungen beschränken. Zweitens läßt sich erklären, was es in diesem Zusammenhang bedeutet, die Freiheit und Würde des Menschen zu respektieren, denn eine zweckrationale Orientierung an der Wirksamkeit unserer Handlungen impliziert nicht, daß wir von einer interpersonalen zu einer manipulativen Einstellung übergehen müssen. Drittens schließlich können wir dem Begriff der „Selbst-Determination“ im Rahmen eines Strukturmodells des psychischen Systems einen empirischen, nicht-metaphysischen Sinn geben, der sowohl mit kausalen Vorgängen innerhalb des Subjekts als auch mit kausalen Einwirkungen auf das Subjekt vereinbar ist.
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Baurmann, M. (1987). Einsicht in die Notwendigkeit und die Beziehung zwischen Freiheit und Mißerfolg. In: Zweckrationalität und Strafrecht. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01504-8_6
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-663-01504-8
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