Zusammenfassung
Beide Wortteile des Begriffes ‚Geschlechtersozialisation‘ bedürfen — jeder für sich — einer analytischen Klärung: Es gilt nicht nur, den Terminus ‚Sozialisation‘ zu definieren, sondern auch den Begriff ‚Geschlecht‘ einer wissenschaftlichen Betrachtung zu unterziehen.
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Literatur
So kritisiert Hagemann-White ( 1988, S. 230), traditionelle Sozialisationstheorien könnten sich,ebensowenig wie das Alltagsbewußtsein von dem Schein der Natürlichkeit unsere (sic!) Geschlechterverhältnisse lösen“ ( Hervorh. d. Verf.).
Wir müssen über individuumsbezogene kognitive Ansätze hinausgehen und unseren Blick auf soziale Interaktionen und Tätigkeiten — oder soziale Praktiken — mit ihren Bedeutungen im Geschlechterverhältnis richten“ (Bilden 1991, S. 283).
Gildemeister/Wetterer ( 1992, S. 204) merken lakonisch an, die Suche nach geschlechtstypischen Unterschieden weise eine,Auffallende Strukturanalogie zu den im Mittelalter gängigen Gottesbeweisen“ auf.
Gildemeister ( 1992, S. 228) merkt an: „Dieser Prozeß einer binären sozialen Kodierung der Welt (…) gehört zum zentralen Repertoire alltäglicher Routinewahmehmung und sozialen Handelns. Und darin wird nicht reflektiert, daß man für ‘Natur’ hält, was ’Gesellschaft’ ist.“
Grenzüberschreitungen sind bis zu einem gewissen Punkt möglich (Bilden 1991, S. 295).
In diesem Sinne stellt sich der Prozeß der Geschlechtskonstruktion als ein,gegenseitiges Entgegenkommen und auch eine dichte Kollaboration“ dar: „Über das Bewahren der kulturellen Ressourcen hinaus bewahren Teilnehmer einander vor dem geschlechtlichen Gesichtsverlust und vor dem Erschrecken des Irrtums” (Hirschauer 1989, S. 114).
Oder, wie Hagemann-White (1988, S. 233) es ausdrückt: Bei einer erfolgreichen Geschlechtsdarstellung „wird die Körperlichkeit so lange wie nur irgend möglich als dazu passend wahrgenommen“ (vgl. auch: Hirschauer 1989, S. 103 ).
An anderer Stelle stellt Gildemeister ( 1992, S. 231) fest, Zweigeschlechtlichkeit sei,eines der grundlegenden Typisierungsmuster“, jenseits dessen kein ‘eigentliches’ Individuum existiere.
Auch dieser Prozeß besitzt einen zirkulären Charakter; Kinder eignen sich nicht nur eine Geschlechtsidentität an, um am sozialen Leben teilhaben zu können, gleichzeitig führt diese Teilhabe dazu, daß die Geschlechtsidentität gefestigt und weiter ausdifferenziert wird (Bilden 1991, S. 294).
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Keuneke, S. (2000). Geschlechtersozialisation. In: Geschlechtserwerb und Medienrezeption. Forschung Soziologie, vol 38. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01441-6_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01441-6_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2534-0
Online ISBN: 978-3-663-01441-6
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