Zur Geschichte schichtspezifischer Freiraumversorgung

Zusammenfassung

Die Geschichte schichtspezifischer Freiraumversorgung muss sich schwerpunktmäßig auf das 19. und 20. Jahrhundert einlassen (vgl. Tessin 1994). Vorweg sei hier zumindest kursorisch angemerkt, dass Gärten auch schon in antiken Stadtkulturen nachweisbar sind. Für die Bewohner der alten Städte Mesopotamiens, Ägyptens, Griechenlands, und der italienischen Stadtstaaten machte die Kultur von Gärten einen Teil ihrer urbanen Zivilisation aus. Ein Drittel der Fläche der von den Sumerern vor sechstausend Jahren am östlichen Ufer des Euphrat begründeten Stadt Uruk wurde von Gärten eingenommen. Viele Athener hatten ihre Gärten entlang der Ufer kleiner Bäche angelegt. Im antiken Rom zweigten einige, wohl eher der damaligen Oberschicht angehörige, bisweilen soviel Wasser von den Aquädukten ab, dass sich „der ältere Cato ... 184 v. Chr. als Censor unbeliebt“ machte, „als er das widerrechtliche Anzapfen der öffentlichen Wasserleitungen für die Versorgung von domus und horti (Nutzgärten?) kurzerhand unterband“ (vgl. Häuber 1994, 919). Manche Gartenbesitzer im antiken Rom hatten dazu Aquädukte „buchstäblich trockengelegt“ (vgl. Häuber 1994, 919). Lucius Annaeus Seneca der Jüngere (ungefähr 3 v.u.Z.-65 u.Z.), der aus Corduba, dem heutigen Cordoba, in Spanien stammende römische Philosoph und Staatsmann, hatte die Reichen seiner Zeit schon gefragt: „Wann endlich werdet ihr es dulden, dass ein See so bleibt wie er ist, und seine Ufer nicht eure Villen tragen müssen; wann endlich wird ein Fluss dahinfließen dürfen, ohne eure Landhäuser zu bespülen? Dort, wo warme Quellen aus der Erde dringen, erbaut ihr Häuser zu eurem Behagen, und jede sanft geschwungene Bucht wird zur Stätte eurer Paläste ...“ (Faure 1960, 15).